Kommentar
07:59 Uhr, 10.09.2014

Angst vor Konjunktureinbruch in den USA!

Nach absolut hervorragenden Daten vom US Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten kommen die Augustzahlen gar nicht gut an.

Von einem Durchhänger in den USA kann noch überhaupt keine Rede sein. Keine Frage, die Zahlen waren unter den Erwartungen. Es hätten über 200.000 neue stellen geschaffen werden sollen. Stattdessen wurden nur 142.000 neue Jobs geschaffen. Das ist trotz der Verfehlung der Erwartungen nicht schlecht.

Betrachtet man den Durchschnitt der neu geschaffenen Stellen über die vergangenen Jahrzehnte im August, dann ist der Augustwert 2014 noch immer über dem langjährigen Trend. Grafik 1 zeigt, wie viele Stellen in den einzelnen Monaten des Jahres durchschnittliche geschaffen werden. 2014 liegt bisher deutlich über den Durchschnittswerten. Das zeigt, dass wir 2014 bisher ein höheres Wachstum sehen als üblich. Überproportionales Wachstum kann nicht ewig weitergehen. Was wir aktuell sehen ist eine Rückkehr zum langjährigen Durchschnitt.

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Kommt es zu einer weiteren Annäherung, dann dürfte der Markt im September noch einmal negativ überrascht werden. September ist nach Juli der schwächste Monat für den Arbeitsmarkt. Danach sollte es wieder aufwärts gehen.

Auch wenn die Zahlen vom August im langjährigen Vergleich nicht so schlecht aussehen, hat das dennoch einen Haken. Der Durchschnitt beinhaltet sowohl Rezessionen als auch Aufschwungzeiten. Betrachtet man nur die Augustzahlen seit 1939, dann war 2014 Mittelmaß. Vergleicht man nur Augustmonate zu Aufschwungzeiten, dann ist 2014 ein ziemlich schlechtes Jahr. Im Schnitt werden im Aufschwung im August 233.000 Stellen geschaffen. 142.000 wie dieses Jahr bleiben deutlich dahinter zurück.

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Es ist letztlich alles eine Frage der Perspektive. Vergleicht man 2014 mit den Vorjahren (Grafik 3), dann relativieren sich die Zahlen wieder. 2014 erinnert bisher stark an 2011. Luftsprünge wären dann bis Jahresende nicht mehr zu erwarten. Eine Stabilisierung im Bereich von 200.000 neuen Jobs pro Monat erscheint da durchaus realistisch.

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Betrachtet man die monatlichen Zahlen seit 1939, dann fällt eines sofort auf: frühere Aufschwunphasen waren deutlich dynamischer als die jetzige. Es werden zwar kontinuierlich neue Stellen geschaffen. Aktuell haben wir eine der längsten Phasen von Stellenzuwächsen an einem Stück überhaupt. Dafür gibt es aber keine großen Ausreißer nach oben. Das höchste der Gefühle war kurz nach dem starken Einbruch 2008/9 mit über 500.000 neuen Stellen in einem Monat. Bis zum Jahr 2000 war so etwas keine Seltenheit. Seit 2000 werden Werte jenseits der 300.000 Marke immer seltener.

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Weshalb die Dynamik seit 2000 nachlässt weiß keiner so genau. Auch die Fed zerbricht sich den Kopf über diese Entwicklung. Die Fed vermutet strukturelle Änderungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Fed tut sich aber noch schwer die Dynamik des Arbeitsmarktes durch die strukturellen Änderungen gut zu erklären. Sie weiß, dass es die strukturellen Änderungen gibt, kann aber nicht genau sagen, welche Auswirkungen sie haben. So oder so muss man sich wegen der Augustdaten noch keinen Kopf machen. Hier gleich eine dramatische Abkühlung zu vermuten ist überzogen. Als Anleger muss man allerdings weiter mit Reaktionen an den Börsen rechnen. Rein statistisch gesehen stehen die Chancen gut, dass die Septemberdaten wieder enttäuschen. Zwei Enttäuschungen hintereinander, das wird dann schon fast als Trend interpretiert. Es könnte Ende September daher zu erhöhter Volatilität an den Märkten kommen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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