Kommentar
14:20 Uhr, 01.06.2017

Angela Merkels "geheimer" Plan

Kaum hat sich Merkel ein klein wenig aus der Deckung gewagt, da kommen schon Verschwörungstheorien ans Licht - allen voran in den USA.

Angela Merkel hat sich nach dem G7 Treffen auf einer Veranstaltung zu folgender Aussage hinreißen lassen: Wir Europäer müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen; wir können uns nicht mehr allein auf die USA und Großbritannien verlassen.

Das klingt eigentlich wie eine ganz sinnvolle Aussage. Es sollte im Interesse jeder Gemeinschaft sein, sich nicht vollkommen von anderen abhängig zu machen. Ein Mindestmaß an Souveränität muss schon vorhanden sein. Trump hat ja unmissverständlich klar gemacht, dass Deutschland “very bad” ist. Auf einen solchen Partner will man sich nicht unbedingt bedingungslos verlassen.

Mit der Souveränität ist das natürlich so eine Sache. Diese gibt es in der EU so in vielen Bereichen nicht mehr. Das ist allerdings ein eigenes Thema. Es macht durchaus Sinn, dass sich Länder bzw. Europa zusammenraufen und ihre Zukunft sichern.

Merkels Aussage kam nicht überall gut an und wurde teils überinterpretiert. Da ist bisweilen von einem perfiden Masterplan der Angela Merkel zu lesen, der Trump jetzt nutzt, um die seit dem Zweiten Weltkrieg geltende Ordnung zu durchbrechen. Dabei soll sich Europa von den USA lösen. Weshalb? Ganz einfach: Merkel will Europa unterwerfen.

Das ist kein Scherz. So etwas ist tatsächlich zu lesen, nicht nur bei einigen US-Journalisten, sondern auch im neuesten Werk von Yanis Varoufakis, dem kurzzeitigen Finanzminister Griechenlands, der sein Land rein aus Prinzip in den absoluten Abgrund geritten hätte.

Varoufakis mag insbesondere Wolfgang Schäuble nicht. Er wirft Schäuble praktisch Diktatur vor, aber auch Merkel kommt nicht gut weg. Sie dirigiert angeblich ganz Europa. Ohne sie geht nichts. Es kann tagelang diskutiert werden, doch ohne Merkels Segen wird nichts beschlossen.

Kurz gesagt: die deutsche Regierung kommt nicht gut weg. Es besteht fast schon so eine Art Konsens, dass es einen geheimen Masterplan gibt. Als Ziel steht nicht weniger als die Eroberung Europas.

Im Gegensatz zu früheren Zeiten werden heute andere Mittel angewendet. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Durch die hohen Exportüberschüsse verschulden sich andere Länder bei Deutschland. Das zeigt die internationale Investmentposition. Deutschland hat durch seine Überschüsse im Ausland knapp 2 Billionen Dollar an Vermögen angehäuft. Nur Japan liegt mit 3 Billionen noch weiter vorn.

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Andere Länder sind verschuldet. Dazu gehören einige Länder innerhalb der EU, aber auch außerhalb, allen voran die USA, die im Ausland 8,1 Billionen mehr Schulden als Vermögen haben. Das ist Trump ein Dorn im Auge. Er sieht die Verschuldung als Niederlage und als aggressiven, ja fast schon kriegerischen Akt an.

Wer die Schulden hat, hat die Macht – so die Vermutung. Dass damit ein hohes Risiko verbunden ist, sieht niemand. Deutschland wirkt zwar stabil, doch kommt es global zu einer Wirtschaftskrise, kann man sicher sein, dass Deutschland den Kürzeren zieht. Die Überschüsse werden global kritisiert. Das sollte man durchaus ernst nehmen, schon allein aus Eigeninteresse. Die Überschüsse machen die deutsche Wirtschaft und damit auch viele Arbeitsplätze und Wohlstand sehr stark vom Ausland abhängig. Mit Souveränität hat das wenig zu tun.

Steckt hinter diesem Risiko ein geheimer und bösartiger Plan? – Persönlich ist mir in solchen Gedankenspielen schon etwas zu viel Verschwörungstheorie drin und halte sie für Unsinn. Eine Länder und Personen scheinen aber daran zu glauben. Das kann im Zweifelsfall bei Leuten wie Trump zu einer Kurzschlussreaktion führen. Vielleicht wäre es da für Merkel und Deutschland besser, sich für ein Weilchen etwas zurückzuziehen. Still halten und aussitzen kann sie eigentlich ja ganz gut...

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10 Kommentare

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  • petar
    petar

    Wenn ich die Wahl hätte,zwischen Varoufakis und Schäuble, fiele sie mir nicht schwer, Herr Schmale

    Glauben Sie wirklich,mit dieser " Schwarzen Null" , dieser "schwäbischen Hausfrau", wird es in Europa noch lange gut gehen?

    18:41 Uhr, 01.06.2017
  • salametti
    salametti

    Warum es dieser Artikel bedarf verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Warum wird diese heiße Luft immer weiter und weiter gegeben? - damit die Leute verrückt gemacht werden??? Schade das ich diesen Artikel gelesen habe. Manchmal sind die Ansichten von Herrn Schmale ganz interessant aber oft irgendwie überflüssig und machen einen nur unkonzentriert.

    16:08 Uhr, 01.06.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Deutschland ist nur ohne ganzen Idioten in Europa stark. Warum darf sich Deutschland eigentlich nicht nur um sich selbst kümmern? Immer müssen diese Nullen von Nachbarländer einbezogen werden, damit auch alles politisch korrekt klingt

    15:42 Uhr, 01.06.2017
  • Erasmus v. Baden
    Erasmus v. Baden

    ...was Hitler mit Soldaten nicht schaffte, wird Merkel mit Solldaten auch nicht schaffen.....wie arrogant müssen ein Volk und dessen Volksvertreter sein, zu glauben sich überall einmischen zu müssen.... obgleich die Deutschen nicht mal 1% Anteil an der Weltbevölkerung stellen....

    15:24 Uhr, 01.06.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Damit Du nichts Schlechtes von mir denkst, tue ich so, als ob es mich nicht gibt ?????

    15:15 Uhr, 01.06.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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