Kommentar
07:12 Uhr, 04.08.2017

Angela Merkel ist ein weltweites Phänomen

Angela Merkel wird aller Voraussicht nach die Wahl im September gewinnen. Das ist schon eine Glanzleistung, die weit über die deutschen Grenzen hinauswirkt.

Merkel ist ein Phänomen. Sie wird vermutlich weitere vier Jahre regieren. Gelingt ihr das, dann kann sie mit Helmut Kohl gleichziehen. Dieser ist mit einer Amtszeit von 16 Jahren bisheriger Rekordhalter (Grafik 1). Seine Karriere endete nicht gerade rühmlich. Ein Skandal um Parteispenden schadete ihm und der Partei. Für Merkel war es hingegen der Startschuss für die ganz große Karriere.

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Merkels Amtszeit ist dabei weniger außergewöhnlich, als die meisten denken. Die Historie an Kanzlern seit dem zweiten Weltkrieg ist kurz. Dennoch zeigt sich, dass in Deutschland ein Regierungschef gerne wiedergewählt wird. Die durchschnittliche Amtszeit liegt bei über 8 Jahren. Von 8 Regierungschefs regierten 3 über ein Jahrzehnt lang.

Diese langen Amtszeiten bleiben auch im Ausland nicht unbemerkt. In den USA wird Merkel zwar generell nicht negativ wahrgenommen, doch in einem Land, in dem der Präsident maximal zwei Amtszeiten bekommen kann, sind drei bzw. vier Amtszeiten schon suspekt. Dahinter vermutet man die Untergrabung der Demokratie. Wenn solange die gleiche Person regiert und das Sagen hat, kann das der Demokratie nur schaden.

Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Gedanke nicht. Macht korrumpiert. Je länger eine Person oder Partei an der Macht ist, desto eher entsteht auch ein Anspruchsdenken. Man regiert dann nicht mehr für das Land, um es voranzubringen. Vielmehr entsteht ein Bild, in dem die Person oder Partei das Gefühl hat, es wäre ihr Land, welches ihr dient.

Die lange Amtszeit Merkels kann man ihr schlecht vorwerfen. Was soll man auch tun, wenn sie immer und immer wieder wiedergewählt wird? Man kann ihr dafür andere Dinge vorwerfen. Die Welt tut das bisher kaum. Merkel genießt hohes Ansehen – insbesondere gegenüber Trump.

Grafik 2 zeigt Merkel und Trump im Vergleich. Es geht dabei um die Kompetenzfrage in Bezug auf die Weltpolitik. 81 % der Deutschen trauen Merkel hier mehr zu als Trump (11 %). Besonders interessant ist der Umstand, dass selbst US-Bürger Merkel mehr Kompetenz in Weltfragen zuschreiben.

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Die Umfrage wurde bereits vor dem G20 Gipfel in Hamburg durchgeführt. Seither mag sich das leicht positive Sentiment in der Türkei verändert haben. Trotzdem ist der Abstand zu Trump in den meisten Ländern groß. Lediglich Südafrika, Indien und Russland schreiben Trump eine höhere Kompetenz zu. Nach der letzten Runde von Sanktionen der USA gegen Russland mag sich das geändert haben.

Als Obama noch regierte, schaffte es Merkel unter Spitzenpolitkern weltweit immer nur auf Rang 2. Das ist aber auch nicht schlecht. Irgendwie mögen die Menschen Merkel und schreiben ihr große Kompetenz zu. Teils wird Deutschland regelrecht gedrängt, es möge sich weltweit doch mehr zutrauen und eine Führungsrolle einnehmen.

Meine persönliche Meinung dazu: bitte nicht. Deutschland ist bereits in der EU viel zu dominant. Ein Regierungschef beschrieb die EU einmal so: erst diskutieren 27 Länder und dann kommt Merkel und sagt wie es läuft. Ob das nun wirklich so ist oder nicht, ist unerheblich. Schon allein diese Wahrnehmung zeigt, dass Deutschland bereits jetzt eine zu starke Rolle einnimmt. Es schadet Europa und letztlich auch Deutschland, wenn alle aus Berlin in eine Richtung gedrängt werden. Es wäre wünschenswert, wenn die allfällige vierte Amtszeit einen Fokus auf Deutschland hätte. Da gibt es ausreichend viele Baustellen.

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35 Kommentare

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  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Stimmt, sie ist ein Phänomen. Sie verkauft uns 12 Jahre Nichtstun und ideologische Kurvenfahrten als Politik. Sie hat eine nie dagewesen Spaltung des Landes, enorme Sozialkosten und Stärkung der radikalen Lager verursacht und die blöden Deutschen sagen noch Danke. Es ist ohnehin egal welche demokratischen Parteien man wählt, es ist alles der gleiche Gestank, nur mit einer anderen Duftnote.

    20:49 Uhr, 04.08. 2017
  • Frankey
    Frankey

    Ich wäre dankbar, wenn ein Redakteur oder auch ein Kommentator mal eine kurze übersichtliche Positiv-Negativ-Liste aufstellen könnte: was hat AM geschafft und wo hat sie was nicht geschafft?

    Mir fehlt da leider echt der Überblick bei 12 Jahren Amtszeit.

    Wär cool, wenn da mal jemand einen Fakten-Check (ist ja jetzt Mode) machen könnte.

    Die vielen rein subjektiven Meinungen hier sind zwar schön zu lesen, haben aber nur "Unterhaltungscharakter". Wenn das Lesen solcher Beiträge einem etwas als Trader oder Aktionär (oder auch Wahlbürger) "bringen" soll, dann geht das nur mit Fakten. Vielen Dank schonmal.

    17:12 Uhr, 04.08. 2017
  • Bernstein 1808
    Bernstein 1808

    Die Deutschen im Allgemeinen sind spießige Kleinbürger, welche sich für Politik nicht sonderlich interessieren, sondern vielmehr welche Statussymbole der Nachbar hat, um diesen schnell zu übertreffen. Frau Merkel wird weitgehend überschätzt, auch weil Sie phychologisch geschickt, einen gewissen Nimbus aufbauen konnte, und weil der deutsche Kleinbürger nichts mehr schätzt als den schönen Schein. Hinzu kommt das weite Teile der Presse-und Medienlandschaft in eine zunehmende Hofberichterstattung abgeglitten sind. Eine kritische Auseinandersetzung erfolgt kaum. Und weil das so ist wird Frau Merkel die neue (alte) Bundeskanzlerin. Und weil der Bundesbürger politisch wenig zu lernen bereit ist wird es höchste Zeit die Amtsperiode auf maximal 8 Jahre zu beschränken.

    14:11 Uhr, 04.08. 2017
  • Wissen
    Wissen

    welche Demokratien?

    Wahlbetrug nrw

    Ist in den Massenmedien

    Kaum erwähnt worden

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-07/lan...

    11:27 Uhr, 04.08. 2017
  • hotte38
    hotte38

    Hi, Herr Schmale

    Ihrem letzten Absatz kann ich voll zustimmen. Frau Merkel hat die deutsch/russische Freundschaft zerstört und mit Darling Obama die Isolierung Russlands vorangetrieben. Die Folgen dessen müssen die Menschen in der Ukraine und in Syrien aushalten. Wenn die EU heute so zerstritten ist, liegt das auch an der Merkelschen Dominanz. Zur Flüchtlingskrise empfehle ich das Buch "Die Getriebenen". Da wird deutlich, wie stümperhaft Frau Merkel agiert.

    10:04 Uhr, 04.08. 2017
  • Spielwiese
    Spielwiese

    Guten Morgen :)

    Bei einigen Kommentatoren bin ich unschlüssig, ob mich deren Paranoia belustigt oder gruselt. Auf jeden Fall ist es beeindruckend, kann ich nur den Aluhut ziehen. In erster Linie ist der Mensch für sich selbst verantwortlich! Nicht immer nach dem Staat rufen, wenn das Klopapier alle oder die Milch kalt geworden ist.

    09:50 Uhr, 04.08. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • 0815
    0815

    Merkel erinnert mich immer so an House of Cards. Immer den Schein nach außen wahren aber tatsächlich durchtrieben korrupt und machtversessen. Aber welcher Politiker ist das nicht?

    Viele Weichen wurden allerdings falsch gestellt. Das wird aber erst ihre Nachfolgern kümmern.

    09:25 Uhr, 04.08. 2017
  • P_44
    P_44

    Na das ist ja nicht schwer, kompetenter als Trump zu sein ...

    09:25 Uhr, 04.08. 2017
  • 3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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