Analyse
18:20 Uhr, 08.02.2017

Amazon muss verboten werden!

Amazon ist beliebt und erfolgreich. Dazu ist es eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen weltweit. Trotzdem ist Amazon ein Problem.

Erwähnte Instrumente

  • Amazon.com Inc.
    ISIN: US0231351067Kopiert
    Kursstand: 819,430 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Amazon.com Inc. - WKN: 906866 - ISIN: US0231351067 - Kurs: 819,430 $ (NASDAQ)

Gerade, weil Amazon erfolgreich und beliebt ist, stellt das Unternehmen ein Problem dar. Das Unternehmen hat vor allem den Einzelhandel revolutioniert und macht dort nicht Halt. Inzwischen ist Amazon mehr als ein Versandhändler. Es ist eine Firma, die so breit aufgestellt ist, dass man sich manchmal etwas wundert.

Angefangen hat es mit Büchern. Inzwischen ist Amazon einer der größten Cloud Service Provider der Welt mit Amazon Web Services. Amazon produziert Fernsehserien und arbeitet an der Auslieferung von Gütern per Drohne. Aktuell wird auch daran gearbeitet Lager zu automatisieren und autonome Lastwagen auf die Straße zu bringen.

Derzeit expandiert Amazon in den Lebensmittel- und Großhandel. Die Firma setzt nach der Eroberung des Retail Geschäfts auch auf den B2B (Business to Business) Bereich. Bestellt ein Unternehmen z.B. neue Büromöbel für 1.000 Beschäftigte, wieso sollte das nicht auch über Amazon gehen?

Wer als Privatperson bei Amazon bestellt, kann das bequem von überall tun und bekommt die Ware nach Hause geliefert. Das ist extrem praktisch. Es ist sogar so praktisch, dass der online Handel in den USA den physischen Einzelhandel in wenigen Jahren überholen wird. Grafik 1 zeigt die tatsächliche Umsatzentwicklung und eine Prognose über die kommenden Jahre, wenn der aktuelle Trend wie gehabt anhält.

Noch vor Mitte des nächsten Jahrzehnts werden Onlinehändler das Feld übernehmen. Sie gewinnen im Handel nicht einfach nur Marktanteile über das Internet hinzu. Amazon expandiert inzwischen auch in den stationären Handel über Amazon Go. Hier geht man als Einkäufer ins Geschäft, nimmt sich, was man will, und geht einfach wieder. Bezahlt wird automatisch. Es braucht keine Kasse mehr.

Amazon bringt den traditionellen Handel auf so ziemlich jeder nur erdenklichen Ebene unter Druck. Erfolg kommt vor allem wegen der Effizienz. Amazon ist schnell und nicht teurer. Dazu spart man sich Zeit, wenn man Waren geliefert bekommt.

So toll das für Konsumenten alles ist, so schlimm ist es für Arbeitnehmer. Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Jobs im klassischen Einzelhandel sowie im nicht stationären Handel. Der traditionelle Handel hat seit 2000 knapp 1 Mio. Jobs verloren. Im direkten und online Geschäft wurden 150.000 Stellen geschaffen. Netto wurden also Jobs vernichtet.

An anderer Stelle wurden Jobs hingegen aufgebaut. Irgendjemand muss ja die Pakete ausliefern und die Warenhäuser bewirtschaften. Grafik 3 zeigt die Jobentwicklung im Warenhaus und Transport Bereich. Obwohl hier Jobs geschaffen werden, gehen zusammen unterm Strich Stellen verloren.

Amazon arbeitet an der Automatisierung von praktisch allem. Arbeiten derzeit noch tausende Menschen in Warenlagern, werden diese so schnell es eben geht durch Roboter ersetzt. Lastwagen sollen ohne Fahrer auskommen und Kuriere werden durch Drohnen verdrängt. Auf Sicht mehrerer Jahre gehen dadurch allein in den USA wohl Millionen an Jobs verloren.

Es wird geschätzt, dass für jeden Job, der durch den online Handel geschaffen wird, zwei Jobs im traditionellen Bereich verlorengehen. Der Handel ist dabei nur einer von vielen Bereichen, der immer mehr zur Vollautomatisierung tendiert. Viele Jobs in der Produktion der Güter, die über Amazon vertrieben werden, gehen ebenfalls aufgrund der Automatisierung verloren.

Will man diese Jobs nicht verlieren, muss man Unternehmen wie Amazon verbieten. Das klingt absurd und vermutlich würden die wenigsten einen solchen Schritt befürworten. Wer will ernsthaft auf den online Handel verzichten?

Verallgemeinert kann man sagen: man muss technologischen Fortschritt verbieten, wenn man bestimmte Jobs halten will. In diesen Tagen wettern gerade alle gegen die Globalisierung, aber sie ist eine Herausforderung der Vergangenheit. Das Thema der nächsten 20 Jahre heißt Automatisierung.

Jobs gehen nicht mehr verloren, weil in China produziert wird, sondern weil der Arbeitgeber eine neue Maschine einsetzt. Das können auch die Politiker, die jetzt als Retter des kleinen Mannes gefeiert werden, nicht ändern. Keiner derjenigen, die im vergangenen Jahr gewählt wurden, kann das. Auch die, die in diesem Jahr zur Wahl stehen (etwa Marine Le Pen) können das nicht. Gewählt werden sie vermutlich trotzdem, obwohl sie ebenso wie das Establishment am Kernproblem komplett vorbeidiskutieren.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

26 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Jupiter101
    Jupiter101

    Alles an Amazon ist ganz widerlich!

    23:18 Uhr, 09.02.2017
  • Jupiter101
    Jupiter101

    Nicht der technische Wandel zerstört die Arbeitsplatze. Bei hoher Produktivität, kann man sich auch eine hohe Technisierung leisten. Das unfaire Geschäftsgebarden und die Menschenverachtung von Amazon zerstört die Sozialgemeinschaft und die Arbeitsplätze. Auch die Globalisierung zerstört die Arbeitsplätze. Wie kann es sein, dass die Amerikaner bis zu 100.000 Euro Umsatzsteuerfrei in Deutschland verkaufen können? Außerdem haben die Amerikaner einen erheblilchen Vorteil was das Internetmarketing Know How betrifft. Es war einfach uns deutschen Händler das Geschäft hier kaputt zu machen. Unfair ist auch, dass Amazon Rechts- noch Steuerfreiheit in Europa gewährt wird. Auch die Monopolbildung die zugelassen wurde ist ungerecht. Unsere Wettbewerbsbehörde funktioniert nur auf Zuschriften Deutscher. Da fast nur noch Ausländer in Deutschland verkaufen, bringen deren Beschwerden hier nichts. Außerdem muss man Internetmarkting in den USA studiert haben, um begreifen zu können, was den so unfair ist. Die Deutschen merken überhaupt nicht was Amazon Deutschland antut. Das passiert geheim. Die Amerikaner sind zum Bsp. in riesigen Internetgruppen organisiert , die aber geheim sind (nicht so wie der FB Link den ich eben gepostet habe, da pennt der Admin grade!) zusammengeschlossen und betreiben organisierte Reviews, teilen und sharen und das mit diverser hochausgereifter Manipulationssoftware. Das ist auch ein Grund warum Amazon seine Amerikanischen Händler - obwohl das auch sowas wie illegale Absprache ist- bevorzugt. Sie holen den ganzen Traffic auf die Amazon Seite! Die wissen wie das Geschäft läuft. Unsere Welt muss wieder in kleineren Strukturen organisiert werden. Es kann nicht sein, dass ein Land mit einem Know-How Vorsprung andere Länder überrollt. Wer sagt denn ob das ganze Investionskapital von Amazon nicht nur FIAT Money war. Wieso bekommen Amazon soviel FIAT Geld und wir Europäer nicht? Die Globalisierung ist der Feind und Amazon an sich! Was soll man von so einem Schwein wie Bezos halten: Alle anderen werden von der Klppe geschleudert! Ein dreckiges Schwein!

    23:09 Uhr, 09.02.2017
  • Jupiter101
    Jupiter101

    Amazon muss in einem Atemzug mit Nestle und Monsanto genannt werden. Amazon sollte geächtet werden. Amazon ist das einzige Unternehmen welches sittenwidrige Verträge in Europa durchziehen darf. Verdi pennt total - obwohl sie sich auch den Soloselbständigen verschrieben haben sollen. Der Amazon Paymentsvertrag umd der Sarl Service Vertrag sehen fristlose Kündigungen aus beliebigen Gründen, die von Amazon nicht genannt werden müssen vor - von denen Amazon gerne gebrauch macht. Amazon Unternehmensziele sind u.a. die Vernichtung des deutschen Einzelhandels und die Vernichtung der deutschen Verlage. Die Deutschen Händler auf Amazon wurden von den Amerikanischen Händlern verdrängt. Diese haben zum einen eine sehr großzügige "Kleinunternehmerregelung" von 100.000 Euro Umsatzsteuerfreien Umsatz in Deutschland, zum anderen verabreden sich diese amerikanischen Händler in Gruppen, wo sie nach wie vor gegen Rezensionen Produkte verschenken. Genau wie Amazon mit Hilfe seines VineClubs mit Geschenken Rezensionen kauft. https://www.facebook.com/groups/1564138063900647/?... hier stürzen sich überwiegend amerikanische Händler auf den Deutschen Markt und verschenken gegen Rezensionen Produkte. Dieses Verschenkenmodel lohnt sich bei eigenen Listings - da wo nicht der Preis mit Dumpingsofware zerstört wird. Das Listing mit den vielen Rezensionen steigt im Ranking. Amazons selbst hofiert seine Amerikaner. Das hat Amazon mit Hilfe der Verifikation in Deutschland bewerkstelligt. Der Verifikation sind neben der Wettbewerbsverzerrung durch die Umsatzsteuerbefeiung der Amerikaner die Deutschen zum Opfer gefallen. Amazon hat sie alle mit der Verifikation ruiniert. Die Verifikation ist ein vorgeschobener Grund, um seine eigenen Landsleute in Deutschland zu bevorzugen. Verifikation heißt Amazon hat keine Lust die Adresse zu bestätigen. Ist das der Fall verliert der Verkäufer alles. Amazons Geschäftsmodel ist das Klauen der Umsatzgelder und Lagerbestände seiner ruinerten Händler. Dieser punktuelle orgnisierte Betrug geht immer vorsätzlich mit dem Verlust der Nichtverifikation einher. Auch sonst klaut Amazon gerne die Ware seiner Händler.

    22:33 Uhr, 09.02.2017
  • Garten
    Garten

    Es muss national und international (Globalisierung) aktiv politisch umverteilt werden.

    17:59 Uhr, 09.02.2017
  • Downsize
    Downsize

    Das errinnert stark an die Maschinenstürmer in Manchester nach Erfindung der Dampfmaschine. Oder an die DDR. Da gab es auch keine Arbeitslosen, weil der Automatisierungsgrad unterirdisch war und alles von Hand gemacht wurde. Das Ende ist bekannt. Bei solch Denkweise könnte hier keiner schreiben, weil es gäbe weder Computer noch Smartphone.

    14:18 Uhr, 09.02.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Master Robin
    Master Robin

    Naja, irgendjemand muss die Maschinen entwickeln, warten. Unterhaltungsindustrie, Ärzte und andere menschliche Dienstleister wird es weiter geben. D.h. es wird weiter (besteuerte) menschliche Arbeit geben. Die Transformation in eine neue Welt zu gestalten, ist dann nicht einfach: Sollen Maschinensteuern niedriger als bei menschlichen Arbeitskräften sein (=> Anreiz an Unternehmen wie jetzt, Abbau von Arbeitsplätzen inkl. sozialer Schiefstände) oder höher als bei Menschen sein (=> Anreiz zu Effizienz-Steigerungen fällt weg)? Es ist aber richtig, dass die gesellschaftliche Diskussion dazu noch fehlt und stattdessen Dumpfbacken an die Macht kommen (bzw. zu kommen drohen).

    11:52 Uhr, 09.02.2017
  • P_44
    P_44

    Tja. Wenn man seinen Job behalten möchte, sollte man vielleicht seine Kunden nicht immer so unfreundlich behandeln und so lange warten lassen!

    09:47 Uhr, 09.02.2017
  • Bernerbär
    Bernerbär

    Die Lösung ist: Eine Maschinensteuer, verknüpft mit einem bedingungslosen Grundeinkommen, und konsequente Unterbindung des Steuerdumpings, das von Grosskonzernen, besonders von amerikanischen, betrieben wird.

    Ja, gewiss: eine Maschinensteuer stammt aus der Mottenkiste des sozialistischen Menschheitsideals. Aber in Zeiten, in denen Roboter, Künstliche Intelligenz und selbstlernende Systeme sich anschicken, den arbeitenden Menschen überflüssig zu machen, ist eine solche Maschinensteuer dringlicher denn je!

    23:09 Uhr, 08.02.2017
    2 Antworten anzeigen
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Also ich finde AMAZON geil ...

    22:53 Uhr, 08.02.2017
  • Chronos
    Chronos

    Im Verfall, gerade in der vollständigen Degeneration haben die Lämmer schon immer

    nach dem Fallbeil gebettelt.

    Clemens Schmale ist nicht weit davon weg. Nur ein intelligenter Anti-KonJU (Muss statt müsste) und niemals mit einer Reaktion oder einer menschlichen Regung...

    Irgendwie auch eine Form einer modernen narzisstischen Persöhnlichkeitsstörung.

    Hoffe er macht außer dem monetärem noch was anders (unentgeldlich aber NICHT wertfrei).

    Sonst ist das nicht weit weg von Barneys oder eben Göbbels.

    22:23 Uhr, 08.02.2017

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten