Kommentar
11:30 Uhr, 24.02.2010

Allianz ist „Gift-Papiere“ los

Die Verschärfung des Atomstreits mit dem Iran hat nach Angaben von Dow Jones Newswires zuletzt auch internationale Versicherungsunternehmen wie die Allianz bewogen, ihr dortiges Geschäft auszusetzen bzw. nicht mehr zu erneuern. Allerdings handle es sich dabei um ein „vernachlässigbares" Prämienvolumen, so der Konzern. Hintergrund dieser Entscheidung, sei ein vom US-Kongress erlassenes Gesetz, das nicht nur das Land selbst, sondern auch Unternehmen sanktioniere, die mit dem Iran Handel treiben würden. Die Assekuranz-Unternehmen seien dadurch betroffen, da sie z.B. Transportrisiken absichern würden und wurden dabei ausdrücklich in die Gesetzesvorlage miteinbezogen.

Der alte Spruch „der kluge Mann baut vor" scheint allerdings nicht immer zu helfen, wurde der Münchner Konzern doch ganz aktuell ein zweites Mal vom „Arm des US-amerikanischen Gesetzes" erfasst. So hat ein Gericht laut Reuters vergangenen „Montag den Einspruch der Allianz-Tochter Pimco gegen eine Schadensersatzklage von mehr als 600 Mio. US-Dollar abgewiesen." Danach verlangen über 1.000 Investoren, die 2005 auf fallende Kurse bei zehnjährigen Anleihen spekuliert hatten, „von dem weltgrößten Verwalter von Anleihenfonds" Schadenersatz, da dieser in nur zwei Wochen seinen entsprechenden Anteil an den Papieren von zwölf auf 42 Prozent hochgefahren und deren Preis dadurch maßgeblich beeinflusst haben soll. Die „Shorties" wurden dabei „auf dem falschen Fuß" erwischt und mussten beim anschließenden „Eindecken" ihrer Positionen „Monopoly-Preise" zahlen, so Reuters weiter.

Die aktuellen Nachrichten dürften allerdings für Anleger noch lange kein Grund sein, den für den Donnerstag geplanten Q4-Zahlen bei der Allianz mit gemischten Gefühlen entgegenzublicken. Schließlich habe sich der Konzern „weitgehend von giftigen Wertpapieren befreit", schrieb Société Générale-Analystin Birgit Röper-Grüner in ihrer Studie vom vergangenen Donnerstag. Da die Aktie aber noch immer auf einem entsprechend niedrigem Niveau gehandelt werde, hebe man das Kursziel von 90 auf 100 Euro an, bleibe aber auch weiterhin bei einer „Buy"-Einstufung für den Versicherer. Eine starke Quartalsbilanz erwartet auch Richard Burden, von der Credit Suisse. Unterstützen dürften dabei höhere Verwaltungsgebühren bei Pimco, sowie eine bessere Schaden/Kostenquote in der Unfall-Sparte. Außerdem sollte sich ein starkes Verhältnis zwischen den Eigenmitteln und dem nach Anlagerisiko gewichteten Wert der Kapitalanlagen, versicherungstechnisch auch als „Solvabiltiätsquote" bezeichnet, ergeben. Keine „Kurstreiber" kann dagegen Philipp Häßler von Equinet erkennen und belässt seine etwas vorsichtigere Einschätzung deshalb auch bei „Hold" und einem Kursziel von 86 Euro.

Ebenfalls vorsichtig könnten Investoren am Zertifikatemarkt auch mit einer bereits am 24. September 2010 auslaufenden PROTECT-Aktienanleihe von Sal. Oppenheim agieren. Der Sicherheitsabstand zur Barriere bei 61 Euro beträgt hier noch rund 26,50 Prozent. Sollte diese Marke zu keinem Zeitpunkt berührt werden, winkt dem Anleger am Ende eine maximale Rendite von 4,96 Prozent bzw. 8,66 Prozent p.a., wobei in jedem Fall ein Kupon von 11 Prozent p.a. zur Auszahlung gelangt. Kommt es zu einer zwischenzeitlichen Schwellenverletzung, muss die Aktie bis zur Fälligkeit aber zumindest wieder den bei 80,50 Euro fixierten Basispreis zurückerobert haben, damit der vollständige Nennbetrag ausgezahlt werden kann. Ansonsten kommt es zu einer Aktienandienung entsprechend den Verhältnissen bei Emission.

11,00 % p.a. Allianz 61 PROTECT-Aktienanleihe

Emittent/WKN:

Sal. Oppenheim / SL1GTC

Laufzeit:

24.09.2010

Preis: (23.02.2010)

Geld / Brief: 100,79 % / 100,99 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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