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10:56 Uhr, 07.04.2024

Allianz: Die beste Versicherungsaktie?

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  • Allianz SE
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  • AXA S.A.
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Große europäische Versicherer gelten als sehr stabile und schwankungsarme Investments. Hohe Dividendenrenditen sorgen dabei für regelmäßigen Cashflow und können außerdem motivierend wirken.

Das nach Bilanzsumme weltweit größte Versicherungsunternehmen ist der DAX-Konzern Allianz. Diese beliebte Aktie findet sich in vielen Langfristdepots wieder. Doch gibt es möglicherweise bessere Alternativen in der Branche, die eine bessere Rendite generieren oder finanziell stabiler aufgestellt sind?

Kandidaten daür sind beispielsweise der zweitgrößte Versicherer AXA aus Frankreich oder die Generali aus Italien. Alle drei Konzerne bieten sehr ähnliche Produkte und Dienstleistungen sowohl für Privatpersonen, als auch für Unternehmen an, was sie sehr vergleichbar macht.

Schauen wir uns also genauer das jeweilige Geschäftsmodell und die Kennzahlen an, und finden heraus, welches Unternehmen am attraktivsten bewertet ist und stabile Kennzahlen aufweisen kann.

Geschäftsmodell und Unterschied zu Rückversicherungen

Das Geschäftsmodell von Versicherungsunternehmen wie Allianz, AXA und Generali basiert darauf, Kunden gegen eine Vielzahl von Risiken abzusichern, indem sie Prämien für den Versicherungsschutz erheben. Diese Prämien werden genutzt, um Schadensansprüche zu bezahlen und die Verwaltung zu finanzieren. Gewinne erzielen sie durch die Differenz zwischen eingenommenen Prämien und ausgezahlten Schäden sowie durch Kapitalanlagen.

Es kann dabei hauptsächlich zwischen zwei Arten von Versicherungen unterschieden werden:

  • Vermögensbildende Versicherungen: Konzipiert zur Altersvorsorge und finanziellen Absicherung, mit manchen Produkten, wie zum Beispiel Lebens- oder Rentenversicherungen, die eine Investitionskomponente für den Vermögensaufbau enthalten.
  • Sachversicherungen: Dazu zählen Haftpflicht-, Hausrat-, Kfz- und Gewerbeversicherungen, die Schutz gegen finanzielle Verluste durch Schäden oder Verlust von Eigentum, Unfälle oder Haftpflichtansprüche bieten.

Direkt- und Rückversicherungen

Rückversicherer wie die Münchener Rück oder Hannover Rück, agieren als Sicherheitsnetz für Erstversicherer, indem sie einen Teil der Risiken übernehmen, die Erstversicherer bei ihren Kunden versichert haben. Dieses Modell ermöglicht es Erstversicherern, ihre Risikoexposition zu reduzieren und größere oder mehr Risiken abzudecken, als sie alleine stemmen könnten.

Rückversicherer erzielen Einnahmen, indem sie für die Übernahme dieser Risiken Prämien von den Erstversicherern erhalten. Durch die Diversifizierung der Risiken auf globaler Ebene tragen Rückversicherer dazu bei, die finanzielle Stabilität im Versicherungsmarkt zu erhöhen, was es ihnen ermöglicht, auch bei großen Schadensereignissen effektive Unterstützung zu bieten.

Fundamentalanalyse

Stammdaten

Allianz AXA Generali
Hauptsitz München, DE Paris, FR Triest, IT
Gründungsjahr 1890 1946 1831
Marktkapitalisierung 100,9 Mrd. EUR 75,01 Mrd. EUR 34,5 Mrd. EUR

Leistungskennzahlen

Mit dem aktuellen Jahresbericht über das abgeschlossene Geschäftsjahr 2023 haben sich die Bilanzierungsanforderungen geändert. Versicherer müssen nach dem Standard IFRS17 Versicherungspolicen anders bewerten. Folglich ändert sich auch die Gewinn und Verlustrechnung, was eine Vergleichbarkeit mit den bisherigen Geschäftsjahren erschwert. Das Umsatz- und Nettogewinnwachstum wurde auf Basis der letzten 5 Jahre mit dem alten Bilanzierungsstandard berechnet.

Außerdem werden gesamtes Geschäftsvolumen (gross revenue) und Umsatz getrennt betrachtet. Der Umsatz bezeichnet ausschließlich die Einnahmen aus direkten Prämienzahlungen, also das eigentliche Sachversicherungsgeschäft. Beim gesamten Geschäftsvolumen werden zum Umsatz noch sonstige Erträge wie zum Beispiel Kapitalerträge oder Rückzahlungen aus dem Rückversicherungsgeschäft mit eingerechnet.

Gesamtes Geschäftsvolumen (gross revenue) im Vergleich | Quelle: Investor Relations
Umsatz und Umsatzwachstum der drei Versicherungen im Vergleich (Geschäftsjahr 2023) | Quelle: stock3
Nettogewinn und Nettogewinnwachstum der drei Versicherungen im Vergleich (Geschäftsjahr 2023) | Quelle: stock3
Eigenkapitalrendite / Return on Equity (ROE) der drei Unternehmen im Vergleich | Quelle: stock3

Die Allianz kann sowohl den höchsten Umsatz und Nettogewinn, als auch das höchste gesamte Geschäftsvolumen aufweisen. Auch wenn die Generali das geringste Umsatz- und Nettogewinnvolumen aufweisen kann und auch die schwächste Nettomarge hat, ist die Generali die letzten 5 Jahre sehr dynamisch gewachsen und konnte die Prämien-Einnahmen durch Expansion innerhalb Europas ausbauen.

Bei der Eigenkapitalrendite sind alle drei Versicherer im letzten Geschäftsjahr (2023) mit knapp über 16 % nah beieinander. Allerdings war diese Rentabilitätskennzahl vor allem bei der AXA die letzten Jahre sehr volatil und sank im Jahr 2018 unter 4 %, was an ungewöhnlichen Kosten aufgrund der Übernahme des Sach- und Unfallversicherers XL Group lag.

Zwar wurden die Kosten für diese Übernahme größtenteils durch den Börsengang (IPO) von AXA Equitable Holdings getragen, jedoch wurde damals nicht der angestrebte Preis von 24 USD bis 27 USD erreicht, sondern lediglich 20 USD, ausßerdem musste die Sparte vor dem IPO umstrukturiert werden, was zusätzliche Kosten für AXA verursachte.

Auch dieses Jahr haben bereits einige IPOs stattgefunden, wenn du mehr darüber erfahren möchtest, findest du hier weitere Informationen.

Umsatz nach Region

Quelle: TradingView
Quelle: TradingView
Quelle: TradingView

Als europäische Versicherer erwirtschaften alle drei Unternehmen auch den Großteil ihres Umsatzes in Europa. Die Allianz hat dabei mit circa 57 % den geringsten Europa-Anteil und versucht, die Umsatzquellen weiter zu diversifizieren, indem beispielsweise neue Möglichkeiten in den Emerging Markets erschlossen werden.

Die AXA-Gruppe ist neben Europa mit fast 22 % Umsatzanteil auch stark in den USA vertreten. Dort werden hauptsächlich private Krankenversicherungen angeboten. Die Allianz dagegen bietet auf dem US-amerikanischen Markt hauptsächlich Lebensversicherungen an. Beide Unternehmen konkurrieren damit direkt mit dem US-amerikanischen Versicherer MetLife.

Die Generali konzentriert sich dagegen fast vollständig auf den europäischen Markt und ist nur geringfügig in Asien tätig. Über ein Drittel des Umsatzes werden allein in Italien erwirtschaftet. Aber auch in Frankreich und Deutschland ist Generali hauptsächlich mit Lebensversicherungen vertreten, bietet dabei jedoch auch weitere Versicherungsdienstleistungen an.

Solvenzkennzahlen

Allianz AXA Generali
Solvency II ratio 206 % 227 % 220 %
Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtkapital | Quelle: stock3

Die Solvency II ratio fasst die Solvenz einer Versicherung anhand der Risikoexpositions der Versicherungsleistungen zusammen. Die Versicherung muss nach europäischem Recht ausreichend Eigenkapital zur Verfügung stellen, um kritische Verluste abfangen zu können.

Eine Solvency II ration von 100 % ist gerade ausreichend, um die Bestimmungen zu erfüllen. Alle drei Versicherungen liegen mit über 200 % deutlich über den Mindestanforderungen.

Bei dem Eigenkapitalanteil kann vor allem die AXA glänzen. Aktuell liegt dieser bei fast 7,7 % vom Gesamtkapital. Die Generali dagegen konnte 2022 beispielsweise nur noch eine Eigenkapitalquote von knapp 3,5 % aufweisen. Dies lag unter anderem an den schwachen Kapitalmärkten im Jahr 2022, die sich dann allerdings im Jahr 2023 auch stark erholten. Die Generali investiert wie auch die anderen Versicherer ihr Eigenkapital zum Teil am Aktienmarkt, was diese Schwankungen der Eigenkapitalquote beeinflussen kann.

Bewertungskennzahlen

Allianz AXA Generali
KGV 13 12,11 9,86
KUV 1,06 0,75 0,55
KBV 1,84 1,71 1,23
Quelle: stock3

Die Allianz ist bei allen drei Bewertungskennzahlen aktuell am teuersten bewertet. Der Unterschied ist vor allem beim Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und beim Kurs-Umsatz-Verhältnis signifikant. Die Generali ist bei allen drei Kennzahlen am günstigsten bewertet. Wie kommen diese Unterschiede zustande? Dafür müssen wir uns die Chancen und Risiken der drei Versicherer anschauen.

Chancen und Risiken

Die Allianz präsentiert sich mit einer starken Marge, steht jedoch vor dem Problem eines negativen Nettogewinnwachstums und der Herausforderung einer komplexen Konzernstruktur, die Umstrukturierungskosten nach sich ziehen könnte.

Generali hingegen zeigt trotz schwacher Marge ein starkes Wachstum bei Umsatz und Nettogewinn, ist aber mit dem Risiko einer geringen globalen Diversifizierung und einer starken Abhängigkeit vom europäischen Markt konfrontiert.

AXA hatte in der Vergangenheit eine eher volatile Eigenkapitalquote, bietet aber durch eine strukturierte Konzernorganisation Chancen für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Alle drei Versicherer wurden selbstverständlich auch durch die veränderte Zinssituation seit 2022 beeinflusst. Zum Einen haben festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen im Anlageportfolio wieder eine wichtigere Rolle gespielt. Zum Anderen hat sich aber auch die Finanzierungssituation verändert. Kredite wurden teurer und neu emittierte Anleihen zur Finanzierung der Geschäftstätigkeit müssen höher verzinst werden.

Das Asset-Management

Eine der Hauptaufgaben der Versicherungen ist es, Kundengelder, die beispielsweise als Lebensversicherung dem Unternehmen anvertraut werden, zu verwalten. Dafür legen Versicherungen häufig eigene aktiv gemanagte Fonds auf, in welches die Kundengelder fließen. Doch wie investieren diese Fonds? Können sich Privatanleger an den Strategien der Versicherer vielleicht etwas abschauen?

Dafür schauen wir uns den Allianz Dynamic Multi Asset Strategy SRI 75 etwas genauer an:

ISIN LU1089088311
Auflegungsdatum 29.03.2016
Fondsvolumen 1,69 Mrd. EUR
Anzahl der Positionen 767
Aktuelle Allokation eines eher risikoreichen Fonds der Allianz | Quelle: Allianz Global Investors

Fonds einer Versicherung müssen in der EU bestimmte Auflagen erfüllen. Selbst eher risikoreiche Fonds wirken auf viele Privatanleger vermutlich eher risikoarm. Welcher Privatanleger hat schon 767 unterschiedliche Positionen in seinem Depot?

Diese Diversifizierung streut das Risiko und sorgt für Stabilität. Außerdem darf die maximale Investitionsquote 125 % betragen, was zunächst verwirrend klingen kann, allerdings bezieht sich diese Kennzahl auf das Eigenkapital des Fonds. Der Fonds darf aber auch Fremdkapital investieren, oder Hebelprodukte wie Futures benutzen. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 hatte der Fonds eine Cashquote von 0 % und war zum größten Teil in Aktien investiert. Auch Anleihen bilden eine bedeutende Anlageklasse in dem Portfolio. Ein geringer Anteil des Fondsvermögens ist auch in Rohstoffe investiert. Diese werden häufig physisch gehalten.

Was kann man daraus jetzt als Privatanleger lernen?

Diversifikation ist wichtig, wenn man risikoarm investieren möchte. Und auch Anleihen können Teil eines Privatdepots sein. Diese sind zwar langfristig nicht so rentabel wie Aktien, dafür aber deutlich schwankungsärmer.

Chartsituation

Wochenchart der Allianz seit 2020 | Quelle: stock3

Stellvertretend für die europäische Versicherungsbranche steht der Chart der Allianz. Das Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei circa 350 EUR konnte auch nach 24 Jahren noch nicht geknackt werden. Nach dem Corona-Crash 2020 lief die Aktie eher seitwärts bis mit der jüngsten Rallye am Aktienmarkt ein neuer Aufwärtsimpuls begann, der die Aktie in der Spitze bis auf fast 280 EUR beförderte, wo sich eine Widerstandszone aus der Zeit der Jahrtausendwende befindet, an der der Kurs in dieser Zeit bereits mehrfach abprallte.

Ein Rücklauf auf die Unterstützung bei 250 EUR scheint aktuell sehr wahrscheinlich. Sollte diese Zone nicht halten, kommt es vermutlich zu einem Retest des Coronahochs bei circa 234 EUR. Spätestens da sollte neue Kaufkraft geschöpft werden, welche die Aktie im besten Fall bis ans Allzeithoch befördern kann.

Wenn du von der Performance der Allianz Aktie profitieren möchtest, bietet sich ein Hebelzertifikat der Société Générale mit der WKN: SR8CRM an. Dieses Zertifikat ist ein Best Turbo Knock Out Zertifikat mit einer Knock-Out Schwelle bei 148 EUR und einem aktuellen Hebel von 2,2x.

Fazit

Die Analyse der großen europäischen Versicherer Allianz, AXA und Generali offenbart, dass jedes Unternehmen seine spezifischen Stärken besitzt – die Allianz mit ihrem umfangreichem Geschäftsvolumen über Generalis dynamisches Wachstum bis hin zu AXAs hoher Eigenkapitalquote und Marktdiversifikation.

Trotz ihrer Attraktivität für Investoren aufgrund von Stabilität und hohen Dividenden, ist es wichtig, die individuellen Risiken und Chancen, wie Trends am Markt und Innovationspotenzial, abzuwägen und auch zu verstehen.

Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst.

Warren Buffett, CEO von Berkshire Hathaway

Dieses Zitat von Warren Buffett betont die Wichtigkeit einer gründlichen Analyse vor Investitionsentscheidungen.

Ob die Allianz wirklich die beste Aktie aus der Branche ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Das schwächelnde Gewinnwachstum ist definitiv problematisch und die Aktie ist auch am teuersten bewertet. Dennoch punktet die Allianz mit einem starken und umfangreichen Asset Management, einer globalen Diversifikation und einer starken und stabilen Eigenkapitalrendite. Aber auch die beiden Kokurrenten haben ihre individuellen Chancen.

Kurz gesagt, Allianz, AXA und Generali bieten unterschiedliche Investitionsmöglichkeiten, deren Auswahl eine sorgfältige Abwägung und ein umfangreiches Verständnis erfordert.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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