Kommentar
11:59 Uhr, 28.07.2010

Alles Negative bei Merck eingepreist?

Laut Reuters sind bei dem nach eigenen Angaben ältesten pharmazeutisch-chemischen Unternehmen der Welt, der Merck KGaA nach der milliardenschweren Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore in den nächsten drei Jahren keine weiteren Großübernahmen geplant. Stattdessen will man sich nach Aussage von Konzernchef Karl-Ludwig Kley jetzt mit kleineren Zukäufen in dreistelliger Millionenhöhe weiterentwickeln und sich erst einmal nach dem 5,3 Mrd. Euro teuren Millipore-Deal wieder soweit entschulden, wie es „für ein solides Investmentgrade-Rating erforderlich ist". Dazu müsste die Verschuldung in Abhängigkeit vom Cashflow in sechs bis 18 Monaten von dem aktuell 3,5-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) auf das 2,5-Fache zurückgeführt werden. Nach der Aktion hatte die Ratingagentur Moody’s wie bereits im Vorfeld angekündigt, das Langfristrating für den Konzern um zwei Stufen von „A3" auf „Baa2" gesenkt.

Auch wenn Merck in Sachen Übernahmen in Zukunft etwas kleinere „Brötchen" backen und den mächtigen „Millipore-Happen" erst noch verdauen muss, kann das Unternehmen bei seiner Produktpalette schon wieder einen Erfolg vermelden. So hat das russische Gesundheitsministerium laut „be24.at" als erste Regierungsbehörde für die Cladribin-Tabletten zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS) die Marktzulassung erhalten, was nach Aussage von Elmar Schnee, Mitglied der Geschäftsleitung von Merck und Leiter der Sparte Merck Serono einen „wichtigen Meilenstein" darstellt, „der die Führungsposition und das anhaltende Engagement des Unternehmens im Kampf gegen Multiple Sklerose unterstreicht". Im nächsten Schritt will man sich nun „um die Aufnahme von Cladribin-Tabletten in die Liste des staatlichen russischen Erstattungsprogramms für Medikamente bemühen" und möchte die Tabletten ab Anfang 2011 unter dem Handelsnamen Movectro auf dem russischen Markt vertreiben. Weitere behördliche Zulassungen rund um den Globus sollen demnächst noch folgen, hat man die Zulassungsunterlagen für das Präparat doch in bislang ca. 40 Ländern weltweit eingereicht.

So hat Fabian Wenner, Analyst bei der UBS das Kursziel für die Merck-Aktie aufgrund der möglichen Einführung des Multiple-Sklerose-Medikaments Cladribin in den USA laut „dpa-AFX" von 63 auf 68 Euro erhöht, seine Einstufung aber auf „Neutral" belassen. Darüber hinaus hält man sich vor den am Donnerstag anstehenden Quartalszahlen noch relativ bedeckt, auch wenn Martin Possienke von Equinet bei Merck ein starkes Q2 erwartet und auch für den Ausblick durch die Millipore-Übernahme eine Anhebung der Prognosen beim Gewinn pro Aktie (EPS) für möglich hält. Zudem seien „alle negativen Aspekte" bereits im Aktienkurs eskomptiert. Seine Einschätzung: „Accumulate" mit einer Zielmarke von 70 Euro. Auch Mark Dainty von der Citigroup erwartet zwar ein Ergebnis über den Markschätzungen, bleibt aber „mit Blick auf 2011 weiter vorsichtig, da die Perspektiven für die Pharmasparte durch mögliche Preiskürzungen in der Europäischen Union getrübt würden". Sein Kursziel 58 Euro verbunden mit einer Verkaufsempfehlung. Richard Vosser von JP Morgan sieht es ganz ähnlich und vergibt ebenfalls nur ein "Underweight" mit dem gleichen Kursziel.

Anleger, die der Merck-Aktie in den nächsten vier Monaten zumindest eine Seitwärtsentwicklung zutrauen, können diese Markterwartung über eine CLASSIC-Aktienanleihe von Macquarie Oppenheim umsetzen. Der für die vollständige Rückzahlung des Nennbetrags am Laufzeitende maßgebliche Basispreis liegt bei 63 Euro und damit nur ein knappes Prozent über dem aktuellen Kursniveau. Notiert der Pharmatitel bei Fälligkeit darunter, kommt es zur Aktienandienung. Die maximale Rendite beläuft sich bei dem Papier auf 5,02 Prozent bzw. 15,64 Prozent p.a.

11,50 % p.a. Merck KGaA CLASSIC-Aktienanleihe
Emittent/WKN: Macquarie Oppenheim / SL1KW4
Laufzeit: 26.11.2010
Preis: (26.07.2010) Geld / Brief: 98,84 % / 99,04 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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