Kommentar
12:29 Uhr, 08.07.2011

Alles andere als eine „Kernschmelze“

Sollte die Zukunft des gesamten Finanzsystems wirklich von dem von der Wirtschaftsleistung in der Eurozone her mit rund zwei Prozent verschwindend kleinen Griechenland abhängen? Wenn man die vergangenen Wochen und Monate verfolgt hat, hatte dies tatsächlich so den Anschein. Dabei war auch aus berufenem Munde von Deutsche Bank Chef Josef Ackermann vor kurzem schon von einer „Kernschmelze“ zu lesen, wenn es zu einer Griechenland-Pleite kommen sollte, einem Begriff, den man zuletzt im Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe in Japan gehört hatte, befürchtet man doch in diesem Fall noch viel größere Ansteckungsgefahren als 2008 bei Lehman und hegt schon jetzt große Angst vor der Reaktion der allmächtigen Ratingagenturen. Damit es nicht soweit kommt, wurde vergangene Woche auf allen Ebenen eiligst an den nächsten Rettungs-Milliarden gearbeitet und die Zustimmung Griechenlands zum Sparpaket quasi erzwungen. Die Börse hatte schon im Vorfeld nach Wochen der Unsicherheit eine neue Rakete gezündet, weil ganz einfach nicht sein kann, was nicht sein darf. Durch die starke Kursreaktion nach oben sehen sich die Optimisten nun wieder darin bestätigt, dass es doch noch zu einer Sommerrally an den Märkten kommen könnte. Ein paar Tage zuvor, war noch von einer Konsolidierung über die schönsten Monate des Jahres die Rede gewesen. Der Börsianer legt sich die Dinge eben immer so zurecht, wie er sie gerade haben möchte. Der kluge Anleger hört deshalb am besten auf seine eigene Eingebung statt auf die täglichen Kommentare sogenannter Experten.

Der Zertifikatemarkt bietet ihm mit seinem vielfältigen Instrumentarium dazu jede Art von Hilfestellung. Wer beispielsweise in den nächsten Jahren noch mit heftig Gegenwind an den europäischen Märkten rechnet, könnte das noch bis 29. Juli zeichenbare Stufenexpress-Zertifikat der Bank of America Merrill Lynch auf den Euro STOXX 50 ins Auge fassen. Das Papier besitzt eine Laufzeit von maximal drei Jahren. Dabei führt ein Step-Down-Mechanismus Regie, der die Tilgungsschwelle alle zwölf Monate von anfänglich 100 Prozent um jeweils stolze 20 Prozent absenkt. So würde es beispielsweise auf Jahressicht für eine vorzeitige Fälligstellung ausreichen, wenn der Index am Stichtag mindestens auf Ausgangsniveau notieren würde. Gelingt das nicht, kann die Euroland-Benchmark bis zum zweiten Bewertungstag sogar auf einen Level von 80 Prozent fallen. Spätestens im Juli 2014 steht die Nagelprobe an. Allerdings wäre dann auch noch ein Verlust von 40 Prozent vertretbar, um eine vollständige Rückzahlung des Nennbetrags, zuzüglich der maximalen Expresszahlung von 24 Prozent zu gewährleisten. Auf Jahresbasis beträgt diese somit acht Prozent und wird kummuliert für die bis dahin verstrichenen Beobachtungsperioden wie üblich erstattet, sollte es während der Laufzeit zu einer Vorzeittilgung gekommen sein. Wegen der großzügigen Rückzahlungsstufen wurde hier auf eine zusätzliche Barriere wie bei anderen Produkten verzichtet. Unterhalb von 60 Prozent des Startniveaus erfolgt eine Realisierung des tatsächlichen Index-Verlusts.

Der BörseGo Tipp:

Das neue Stufen-Express-Papier lässt dem Investor nicht zuletzt wegen des Stichtagsprinzips und des Tilgungsmodus in den nächsten drei Jahren noch alle Chancen, sofern am Ende zumindest kein höherer Abschlag als 40 Prozent auf dem Kurszettel steht. Wer eine „Kernschmelze“ bzw. „Lehman II“ tatsächlich für möglich hält, muss seine Anlagestrategie sowieso komplett überdenken.

Euro STOXX 50 Stufen-Express-Zertifikat

Emittent/WKN:

BoA Merrill Lynch / ML0HRC

Laufzeit:

29.07.2014

Preis: (in Zeichnung bis 29.07.2011)

Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 1,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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