Analyse
09:15 Uhr, 15.12.2025

ALL FOR ONE und das ewige Versprechen auf morgen

Nach einem schwierigen Geschäftsjahr setzt die All for One Group auf einen Neustart. Schon wieder, dürften sich langjährige Anleger fragen.

Erwähnte Instrumente

  • All for One Group SE - WKN: 511000 - ISIN: DE0005110001 - Kurs: 41,700 € (XETRA)

Der SAP-Dienstleister erzielte 2024/25 einen Umsatz von 503,7 Mio. EUR, ein Rückgang um 2 %. Deutlich stärker fiel der Ergebnisrückgang aus. Die EBIT-Marge vor M&A-Effekten sank von 6,7 % auf 5,2 %, das entsprechende EBIT auf 26,0 Mio. EUR. Projektverschiebungen, eine anhaltend schwache Konjunktur und einmalige Aufwendungen im Zuge der Neuaufstellung belasteten die Profitabilität spürbar. Vorstand und Aufsichtsrat sprechen offen von einem Übergangsjahr.

Tatsächlich stehen die Zahlen sinnbildlich für einen tiefgreifenden Umbau des Geschäftsmodells. All for One verabschiedet sich zunehmend von margenstarken, aber volatilen Einmalerlösen aus dem klassischen On-Premise-Geschäft und richtet sich konsequent auf wiederkehrende Cloud- und Serviceerlöse aus. Diese machen inzwischen rund 52 % des Konzernumsatzes aus. "Trotz eines konstanten Gesamtniveaus hat sich die Qualität der Erlöse weiter verbessert“, sagt CEO Michael Zitz. Wegfallende Einmalerlöse seien im abgelaufenen Jahr weitgehend durch langfristige Verträge kompensiert worden. Kurzfristig koste dieser Wandel Marge, langfristig soll er Stabilität bringen.

Übergangsjahr mit strukturellen Lasten

Die operative Entwicklung blieb hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück. Die im Sommer gesenkte Prognose wurde lediglich am unteren Ende erreicht. CFO Stefan Land verweist auf Projektverzögerungen und Investitionszurückhaltung bei Kunden, insbesondere im Segment der Fachbereichslösungen. Hinzu kamen einmalige Effekte aus dem Umbau der Organisation. Insgesamt wurden rund 6 % der Stellen abgebaut, verbunden mit Restrukturierungskosten in Millionenhöhe. Auch Abschreibungen im CX-Geschäft drückten das Ergebnis.

Gleichzeitig hielt All for One an zentralen Investitionen fest. Das Unternehmen baute sein Serviceportfolio aus, investierte in Produktentwicklung und hielt bewusst Fachkräfte, um für die nächste Wachstumsphase gerüstet zu sein. "Das sind gezielte Vorleistungen für künftiges Wachstum“, sagt Land. Die solide Liquiditätslage mit einem operativen Cashflow von 39,7 Mio. EUR und einer gestärkten Bilanz verschafft dafür Spielraum.

Vision "All for One 2030“

Der strategische Kern der Neuaufstellung ist die Roadmap "ONE PLAN – All for One 2030“. Sie markiert den Anspruch, sich vom regional geprägten SAP-Implementierer zum global aufgestellten End-to-End-Beratungs- und Servicehaus für mittelständische und gehobene mittelständische Kunden zu entwickeln. "Wir entwickeln uns von einer ehemals regional ausgerichteten Organisation hin zu einem globalen End-to-End-SAP-Beratungs- und Servicehaus“, erklärt Zitz.

Zentral ist dabei die Cloud-Transformation. SAPs Cloud-First-Strategie verändert nicht nur die Produktwelt, sondern auch die Erlösmechanik der Partner. Implementierungserlöse werden durch wiederkehrende, nutzungsabhängige Umsätze ersetzt. Diese sind anfangs niedriger, bieten über die Laufzeit jedoch steigende Margen. "Die Cloud ist für uns mittelfristig ein Booster“, sagt Land. Eigene Zusatzservices wie Automated Testing, Security oder Prozessinnovation sollen das Margenniveau zusätzlich anheben.

Um diese Strategie umzusetzen, hat All for One seine Organisation grundlegend umgebaut. Eine Matrixstruktur mit klaren Verantwortlichkeiten, die stärkere Einbindung von X-Shore-Standorten und ein neues Operating Model sollen Effizienz und Skalierbarkeit erhöhen. "Das ist ein enormer Wandel gewesen und unser Asset für die nächste Wachstumsphase“, betont Zitz. Ziel sei es, Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu begleiten und gleichzeitig Cross- und Upselling-Potenziale besser zu heben.

Parallel treibt der Konzern die Internationalisierung voran. Zunächst stehen europäische Märkte mit hoher SAP-Durchdringung im Fokus, perspektivisch auch Ankerregionen außerhalb Europas. Wachstum soll organisch erfolgen, aber auch durch gezielte Akquisitionen, sofern sie strategisch und wertsteigernd sind. "Wir wollen nicht nur Umsatz erwerben“, stellt Zitz klar.

Blick nach vorn: Pipeline als Hoffnungsträger

Trotz der schwachen Zahlen blickt der Vorstand zuversichtlich nach vorn. Die Auftragspipeline sei gut gefüllt, das Interesse an SAP-S/4HANA-Transformationen ungebrochen. Der bevorstehende Wegfall des SAP-Supports für Altsysteme erhöht den Migrationsdruck zusätzlich. Für 2025/26 erwartet All for One einen Umsatz zwischen 500 und 530 Mio. EUR sowie eine Verbesserung der EBIT-Marge auf 5,5 % bis 6,5 %. Ab 2026/27 soll sich die Profitabilität weiter erhöhen.

Am Ende steht ein klarer Anspruch. "Wir machen uns auf den Weg zur globalen Nummer eins im SAP-Markt für den Mittelstand“, sagt Zitz. Die Zahlen des vergangenen Jahres überzeugen noch nicht.

Fazit: Für Aktionäre liegt erneut ein verlorenes Jahr hinter All for One. Viele langjährige Investoren dürften sich inzwischen daran gewöhnt haben, dass das Unternehmen regelmäßig hinter den eigenen Ambitionen zurückbleibt. Vorschusslorbeeren für neue Versprechen sind daher kaum noch gerechtfertigt. Ist die All-for-One-Aktie gemessen an dem, was sie aktuell bietet, zu günstig bewertet? Sicherlich. Ist sie deshalb automatisch kaufenswert? Nur bedingt. Zunächst muss das Unternehmen liefern. Entscheidend sind belastbare Zahlen und nachhaltiges Wachstum. Nicht investierte Anleger sollten die Entwicklung weiter beobachten. Wer bereits engagiert ist, kann die reduzierte Dividende von 1,20 EUR mitnehmen und abwarten. Vielleicht erbarmt sich ja auch ein Aufkäufer und beteiligt sich an All For One, ähnlich wie bei SNP, Datagroup oder Compugroup gehen. Dazu müssten sich aber bestehende Großaktionäre bewegen.

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eigene Schätzungen

Jahr 2025e* 2026e* 2027e*
Umsatz in Mio. EUR 503,7 515,00 550,00
Ergebnis je Aktie in EUR 2,32 3,00 3,80
KGV 18 14 11
Dividende je Aktie in EUR 1,20 1,50 1,80
Dividendenrendite 2,88% 3,60% 4,32%

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

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