Kommentar
06:06 Uhr, 24.03.2017

Aktienrückkäufe: Starker Einbruch!

Etwas unbemerkt brechen die Aktienrückkäufe von Unternehmen gerade massiv ein. Ist das ein Warnsignal oder kommt die große Zeitenwende?

US-Unternehmen kauften in den letzten Jahren so viele eigene Aktien zurück, dass man sich manchmal schon fragte, ob das noch vernünftig ist. Nun brechen die Aktienrückkäufe auf einmal ein. Das kann eine Zeitwende bedeuten.

Die Zeitenwende ist eingeläutet, wenn Unternehmen ihr Geld nicht mehr für Rückkäufe, sondern für andere Dinge einsetzen. Viele Unternehmen sitzen auf großen Bergen von Cash und wissen nicht so recht wohin damit. Eine Möglichkeit, das Geld zu „investieren“ ist der Kauf eigener Aktien.

In den letzten Jahren wollten viele Unternehmen nicht real investieren, also neue Maschinen kaufen oder die Produktionskapazität erweitern, indem neue Fabriken gebaut werden oder mehr in Forschung investiert wird. Managern schien es nicht attraktiv Geld in diese Bereiche zu lenken. Die erwartete Rendite war zu niedrig. Es war attraktiver eigene Aktien zurückzukaufen.

Nun brechen die Aktienrückkäufe gerade ein. Grafik 1 zeigt die Aktienmarktentwicklung mit ihrer Marktkapitalisierung. Dazu dargestellt ist die Nettoeigenkapitalausgabe. Ist der Wert negativ, dann kaufen Unternehmen mehr Aktien zurück als sie ausgeben. Der Wert ist seit 1994 grundsätzlich negativ. In Krisenzeiten ist er positiv. Dann haben Unternehmen oft keine andere Wahl als sich Geld über die Ausgabe neuer Aktien zu beschaffen.
Die grüne Linie zeigt die Nettoeigenkapitalausgabe im Verhältnis zur Marktkapitalisierung. Ende 2016 ist der Wert deutlich nach oben geschnellt. Es wurden so wenige Aktien vom Markt genommen wie zuletzt vor 3 Jahren. Insgesamt scheint sich der Rückkaufwahn zu relativieren.

Im Big Picture sieht man bisher nur die Ansätze davon. Grafik 2 zeigt die gesamte Historie seit 1951. Man erkennt gut, dass bis in die späten 70er Jahre Eigenkapital eingesammelt wurde. Es wurden Aktien ausgegeben, nicht zurückgekauft. Das änderte sich in den 80er Jahren. Es wurde ein neuer Trend, der vor allem in den Nachkrisenjahren exzessiv praktiziert wurde.

Nun gehen die Aktienrückkäufe zurück. Es kann sein, dass Unternehmen ihre Aktien nun als überbewertet ansehen. Rückkäufe machen dann schlichtweg keinen Sinn mehr. Das ist ein Warnsignal für Anleger, weil es eine Korrektur bedingen kann.

Das Warnsignal ist aber gleichzeitig auch ein positives Signal. Das Geld der Unternehmen muss ja immer noch irgendwohin. Fließt es nicht mehr in Aktienrückkäufe, muss es andernorts geparkt oder investiert werden. Es besteht durchaus die Hoffnung, dass das Geld investiert wird. Die Rendite von Aktien sind inzwischen wegen der Überbewertung so niedrig, dass es endlich wieder Sinn macht in die Realwirtschaft zu investieren.

Ob sich diese Hoffnung auch tatsächlich materialisiert, sei dahingestellt. Grafik 3 zeigt die Investitionen. Im Verhältnis zur Marktkapitalisierung sind sie immer noch auf historischen Tiefs. In absoluten Zahlen ist eine Trendwende zu erkennen. Das liegt allerdings auch am Rebound des Rohstoffmarktes.

Die Hoffnung ist dennoch kein Hirngespinst. Im Normallfall laufen Kurse und Aktienrückkäufe parallel. Sie sind zyklisch. Steigen die Kurse bedeutet das generell, dass die Geschäfte laufen. Unternehmen haben Geld, um Aktien zurückzukaufen. Das gleiche gilt für Investitionen.

Nun zeigt sich Ende 2016 ein seltenes Bild. Die Aktienrückkäufe gehen zurück, doch die Investitionen steigen. Es kann durchaus sein, dass echte Investitionen nun mehr Sinn machen (sie bringen mehr Rendite) als Aktienrückkäufe.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • jaja
    jaja

    Interessantes Thema ... danke Herr Schmale ! Die teilweise kontrovers geführten Diskussionen sollten sie sowieso bereits motiviert haben so weiter zu machen.

    Zum Thema: immer wenn Siemens einen Aktienrückkauf ankündigte hatte ich eher ein schlechtes Gefühl was die Entwicklung des Aktienkurses anging als umgekehrt.

    In den letzten Jahren waren Aktienrückkäufe eher ein Mittel um die Eigenkapitalquote der Unternehmen auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Sollten die Zinsen wirklich steigen kann man das Ziel der Eigenkapitalrendite auch ohne überflüssige Abflüsse von Eigenkapital erreichen.

    Die Bewertung der Aktien kann ja hoch oder für den ein oder anderen auch zu hoch sein. Ich denke nicht, daß das wirklich ein Problem ist. PS: Sehen sie sich mal die historischen Höchstkurse von z.B. DAX Aktien an und wann diese erreicht worden. Wenn alles zusammen kommt steigt der DAX mal locker auf 15k ?! Leider ist das Sentiment eher neutral-negativ .... für mich eher ein menschliches Problem.

    22:02 Uhr, 23.03. 2017

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Über den Experten

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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