Kommentar
09:34 Uhr, 14.11.2018

Aktienrückkäufe in China: Es ist die reine Schwäche

Chinesische Unternehmen kaufen gerade in nie dagewesenem Umfang Aktien zurück. Was gut klingt ist tatsächlich ein Kartenhaus, welches zusammenzustürzen droht.

Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück, wenn sie die Aktien für unterbewertet halten oder einfach Geld an Aktionäre ausschütten wollen, ohne allerdings Dividenden zu zahlen. Aktienrückkäufe sind in den meisten Märkten eine gute Nachricht. In China sind sie es nicht.

Angefangen hat alles 2014. Damals kam es zu einer Aktienhausse (Grafik 1). Diese fand ein so genauso schnelles Ende wie sie angefangen hat: abrupt. 2015 ging der Staat gegen die Spekulation vor und im August 2015 gab es die inzwischen berühmte Yuan-Abwertung, die zum globalen Abverkauf führte.

China war in Schwierigkeiten. Die Wirtschaft kühlte sich ab und viele Unternehmen hatten so hohe Schulden, dass sie diese nicht mehr zurückzahlen konnten. Es war eine Schuldenkrise, die allerdings abgewendet werden konnte.

Ein Instrument, um Unternehmen zu finanzieren, waren Aktien. Dabei ging es nicht darum neue Aktien am Markt aufzunehmen. Vielmehr wurden Schulden in Aktien verwandelt. Gleichzeitig wurden Aktien mehr und mehr als Sicherheiten für Kredite anerkannt.

Damals schien es eine gute Idee zu sein. Zumindest gelang es, die Schuldenkrise noch einmal abzuwenden. Jetzt, drei Jahre später, haben wir den Salat. Mehr als ein Fünftel aller Unternehmen hat inzwischen mehr als 30 % seiner Aktien als Sicherheit für Kredite hinterlegt (Grafik 2).

Diese Kredite wurden von Banken, vor allem aber Brokern vergeben (Grafik 3). Insgesamt wurden so zwischen 600 und 700 Mrd. Dollar an Krediten besichert. Viele Unternehmen konnten Zahlungsschwierigkeiten durch diesen Trick vermeiden. Nun aber fällt der Aktienmarkt.

Fallende Aktienkurse bedeuten, dass die hinterlegten Sicherheiten immer weniger wert werden. So manche Aktie hat so viel verloren, dass Broker und Banken anfangen Aktien zu verkaufen, um die Kredite zu sichern.

Es ist ein Teufelskreis. Fällt der Markt, müssen Aktien verkauft werden, was zu noch stärkeren Kursverlusten führt. Am Ende kann das sowohl Unternehmen als auch Broker und Banken in Schwierigkeiten bringen. Gleichzeitig wollen Unternehmen natürlich nicht, dass ihre Aktien auf den Markt geworfen werden. Oftmals sind es die Aktien der Haupteigentümer.

Aus diesem Grund kratzen Firmen nun alles zusammen, was sie finden können, um die Kurse durch Aktienrückkäufe zu stützen. Bisher hat das wenig gebracht. Stattdessen greift nun die Regierung wieder ein. Wie schon 2015 beginnt sie Aktien zu kaufen. Dafür stehen aktuell fast 100 Mrd. Dollar zur Verfügung.

Das klingt besser als es ist. Durch den Kauf von Aktien wird der Staat letztendlich Eigentümer privater Unternehmen und der Staat hat schon zu viel Einfluss. Staatliche Unternehmen sind in China hochgradig ineffizient, besonders hoch verschuldet und schreiben kaum Gewinne. Eine gute Lösung ist das also auch nicht.

China kreiert eine Blase nach der anderen. Droht sie zu platzen, wird das Loch irgendwie gestopft. Die Maßnahmen führen dann allerdings wenig später zu neuen Löchern, die ebenfalls wieder gestopft werden müssen. Man fragt sich wie lange das noch möglich ist.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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