Kommentar
15:33 Uhr, 04.10.2007

Aktienmarktdynamik und schwacher US-Dollar treiben die Rohstoffmärkte

Die überraschende Senkung des US-Diskontsatzes im August und die Senkung der Fed Funds Rate um 50 Basispunkte im September drehten das Sentiment an den Aktien- und Devisenmärkten. Die Aktienkurse beendeten ihren Sinkflug, den aber der US-Dollar antrat. Die Abwertung des Dollars und die wieder optimistischere Aktienmarktstimmung drehten auch die Rohstoffmärkte vom Minus ins Plus. Derzeit wird die fundamentale Situation bei einigen Rohstoffen von diesen zwei Effekten überlagert.

Energie: Das Hurrikanrisiko im Golf von Mexiko trieb sowohl den Preis für WTI als auch den Erdgaspreis kräftig nach oben. Die Rohölnotierungen WTI und Brent erreichten jüngst Rekordniveaus, die aber durch das Verhältnis von physischer Nachfrage zum Angebot nicht zu begründen sind.

Edelmetalle: Die US-Dollar-Schwäche beflügelt die Edelmetallnotierungen, allen voran Gold und Silber. Gold erreichte zuletzt ein 27-Jahreshoch. Kurzfristig sind weitere Anstiege möglich, mittelfristig dürfte aber eine Abwärtskorrektur bevorstehen.

Grundmetalle: Manche Grundmetallnotierungen stehen im Aufwärtssog der Aktienmarktentwicklung und koppeln sich derzeit von den Fundamentaldaten ab. Insbesondere Blei scheint reif für eine Korrektur.

Ölpreis erklimmt neue Rekordstände – Korrektur zu erwarten

1. Aktuelles: Der Ölpreis erreichte in letzter Zeit abermals neue Höchststände. Die Angst vor kurzfristigen negativen Angebotsschocks durch Hurrikans, die überraschend starke Senkung der US-Leitzinsen und die damit verbundene Erwartung einer anhaltend starken Ölnachfrage, die Schwäche des US-Dollars und die zuletzt dynamische Aktienmarktentwicklung waren die Hauptpreistreiber. Durch den starken Anstieg am kurzen Ende der Terminkontraktkurve für WTI kosten Rohölfutures mit längerer Laufzeit nunmehr weniger als jene mit kurzer Laufzeit. In dieser Hinsicht ist der Ölmarkt für Anleger attraktiver geworden. Wir rechnen aber schon in den Wintermonaten mit einer Rückkehr zum entgegengesetzten Zustand.

2. Fundamentale Faktoren: In den letzten Monaten kam es zu einer schleichenden Ausweitung der OPEC-Rohölfördermengen. Angesichts des hohen Preisniveaus von über 80 US-Dollar pro Barrel beschlossen die OPEC-Länder bei ihrem Treffen am 11. September überraschend eine Anhebung der offiziellen Quoten mit Wirkung zum 1. November um 500.000 Barrels pro Tag. Wir sehen diesen Beschluss als Anpassung der offiziellen Quoten an die tatsächliche Produktion an und bezweifeln, dass der OPEC-Output in vollem Ausmaß der Quotenerhöhung ansteigen wird. Das Nicht-OPEC-Rohölangebot geht derweil in der Tendenz seit einigen Monaten zurück. Das weltweite Gesamtangebot stagnierte in den Sommermonaten weitgehend. Dieser Trend dürfte auch in den kommenden Monaten anhalten. Nach dem Ende der Sommerreisezeit dürfte sich die Rohölnachfrage hingegen aufgrund der nachlassenden Benzinnachfrage weltweit etwas abschwächen. In der Tendenz dürfte sich der Rohölmarkt von der fundamentalen Seite im vierten Quartal entspannen.

3. Unsere Meinung: Dem Ölmarkt steht eine Abwärtskorrektur bevor. Kurzfristig sind zwar neue Rekorde nicht auszuschließen, aber bis Jahresende rechnen wir mit rückläufigen Rohölpreisen auf unter 70 US-Dollar pro Barrel. Auf Sicht von 6 Monaten dürfte diese Marke wieder erreicht und auf Sicht von 12 Monaten deutlich übertroffen werden.

Silberpreis im Aufwärtssog von Gold und US-Dollar

1. Aktuelles: Die in der Tendenz seit dem Frühjahr anhaltende Abwärtsbewegung des Silberpreises wurde Mitte August plötzlich gestoppt. Zeitgleich mit Gold drehte der Preistrend für Silber schlagartig nach oben, nachdem die US-Notenbank überraschend den Diskontsatz um 50 Basispunkte gesenkt hatte. Der Knackpunkt für beide Edelmetalle ist der USD-Wechselkurs, der in Bewegung geraten war. Die nochmalige Dollarabwertung ist der ursächliche Preistreiber für Gold, welches den Silberpreis mit nach oben zieht, allerdings in abgeschwächter Form: Silber verliert relativ zu Gold an Stärke. Seit Jahresanfang gerechnet gibt es keinen nennenswerten Zusammenhang zwischen dem Silberpreis und dem USD-Wechselkurs, seit Mitte August gerechnet beläuft sich die Korrelation jedoch auf beachtliche 97 %. Im Gegensatz zum gelben Edelmetall halten sich aber die Spekulanten mit den Netto-Long-Positionen eher zurück, dies ist ein Grund für die im Vergleich zu Gold moderatere Silberpreisentwicklung.

2. Fundamentale Faktoren: Das Angebots- und Nachfrageverhältnis stützt mittel- bis langfristig den Silberpreis. Die Minenproduktion, die mit 70 % den wichtigsten Teil des Silberangebots ausmacht, nimmt zwar moderat zu. Doch auch die Nachfrage nach Silber ist kräftig. Denn über die Hälfte der Silbernachfrage kam im Jahr 2006 von der Industrie und nur knapp 30 % ging auf die Schmuckherstellung zurück. Somit hängt der Silberpreis stark von der konjunkturellen Entwicklung der Weltwirtschaft ab. Trotz der aktuellen Risiken für die US- und damit die Weltkonjunktur rechnen wir für das Jahr 2007 mit einer dynamischen Expansion der Weltwirtschaft um ca. 5 %.

3. Unsere Meinung: In den nächsten Wochen dürfte der Silberpreis weiter am US-Dollar und an der Goldpreisentwicklung hängen und damit Potenzial nach oben haben, eine anschließende Abwärtskorrektur ist aber nicht ausgeschlossen. Auf Sicht von 6 und 12 Monaten stehen die Zeichen fundamental auf steigende Silberpreise.

Kupferpreis im Aufwind

1. Aktuelles: Auch der Kupferpreis drehte Mitte August im Zuge des veränderten Finanzmarktsentiments nach der US-Diskontsatzsenkung nach oben. Derzeit werden einige Rohstoffpreise von der Dynamik der Aktienmärkte getrieben, sodass fundamentale Faktoren zum Teil in den Hintergrund gedrängt werden. Die seit eineinhalb Jahren bestehende Netto-Short-Positionierung der Spekulanten ist Ende September ausgelaufen. Sollten die nicht-kommerziellen Händler nunmehr auf Kupferpreisanstiege setzen, was in dem jetzigen Umfeld als wahrscheinlich erscheint, dürfte dies den Kupferpreis stützen. Die Terminkurve für Kupfer zeigt an, dass die Märkte für das kommende halbe Jahr eine Seitwärtsbewegung des Kupferpreises erwarten.

2. Fundamentale Faktoren: Von März bis Juli 2007 kam es zu einem kräftigen Lagerabbau an den großen Handelsplätzen London, Shanghai und New York, die darauf hindeuteten, dass sich der Kupfermarkt eingeengt hat. Seitdem stiegen die Lagerbestände allerdings wieder moderat an. In den Jahren 2002-03 war das Niveau der Lagerbestände jedoch um das 7-fache höher. Die starke chinesische Nachfrage ist ein Grund für die Verknappung am Kupfermarkt, denn China stellt fast ¼ der weltweiten Kupfernachfrage. Seit Mitte 2006 wurden die chinesischen Nettoimporte von Monat zu Monat ausgeweitet. In den Frühjahresmonaten 2007 erreichten sie mehr als 150 % ihrer jeweiligen Vorjahresniveaus. Eine leichte Entspannung für den Weltkupfermarkt, also eine Reduzierung der chinesischen Nettoimporte, kehrte ab Mai ein. Im August 2007 wurde in China aber noch immer fast 30 % mehr netto importiert als ein Jahr zuvor. Auf der Angebotsseite gibt es unvermindert das Risiko von Produktionsausfällen aufgrund von Arbeiterstreiks in südamerikanischen Kupferminen.

3. Unsere Meinung: Die Lagersituation, die starke chinesische Nachfrage, der Stimmungswandel der Spekulanten und das Streikrisiko in den Minen sprechen für steigende Kupferpreise. Daher prognostizieren wir auf Sicht von 3, 6 und 12 Monaten weitere nennenswerte Preisanstiege.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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