Kommentar
16:55 Uhr, 30.06.2020

Aktienmarkt: Wieso stockt die Rally?

Seit drei Wochen geht es am Aktienmarkt nicht mehr voran. Wieso ist das so und was haben wir schlimmstenfalls zu befürchten?

Wieso stockt die Rally? Ganz einfach: sie stockt, weil die wirtschaftliche Erholung stockt. Anleger waren beim Kauf von Aktien zwar nicht euphorisch, doch gekauft wurde trotzdem. Immerhin unterstützen ja die Notenbanken den Markt und Regierungen legen Konjunkturprogramme auf. Beides sollte zu einer schnellen wirtschaftlichen Erholung führen. Im Mai und Anfang Juni konnte genau das beobachtet werden. Die Konsumausgaben stiegen in den USA und auch Europa steil an. Es stellt sich nun aber immer mehr heraus, dass das lediglich der Nachholeffekt war. In den kommenden Monat ist mit Stagnation oder sogar wieder einem Rückgang zu rechnen. Der Grund dafür ist auch schnell gefunden. Die wirtschaftliche Erholung, an dessen Anfang der Arbeitsmarkt steht, stockt. In den USA melden sich jede Woche immer noch 2 Mio. Menschen arbeitslos (Grafik 1). Seit drei Wochen bleibt dieser Wert hoch und geht nicht mehr zurück. Bei einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft müssten die Erstanträge weiter zurückgehen. Dass sie das nicht tun, schreckt auf.

Die Wirtschaft hat in weiten Teilen des Landes wieder geöffnet. Viele temporär Arbeitslose können wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. Mit der Wiedereröffnung von Restaurants, Geschäften usw. sollte die Arbeitslosigkeit eigentlich sinken. Das tut sie aber nicht.

Die Arbeitslosigkeit insgesamt bleibt hoch. Die fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenhilfe stagnieren seit Wochen bei 30 Mio. (Grafik 2). Viele können zwar wieder ihre Tätigkeit aufnehmen, dafür werden an anderer Stelle weiterhin Menschen entlassen. Unterm Strich kommt es zu keiner Verbesserung.


Das ist ein großes Problem. Es zeigt, dass der Glaube an die schnelle Erholung ein Luftschloss ist. Diese Erholung wird es so nicht geben. Wer keinen Job hat, achtet auf seine Ausgaben. Es ist unwahrscheinlich, dass der Konsum weiter massiv steigt wie im Mai. Stattdessen setzt nach dem Nachholeffekt eine Flaute ein.

Das alles ist die Ausgangslage. Nun steigen die Fallzahlen in den USA wieder an. In einigen Bundesstaaten wurden erneut Beschränkungen erlassen. Restaurants und Geschäfte, die sich über den ersten Lockdown retten konnten, dürften einen zweiten kaum überstehen.

Auch ohne offiziellen Lockdown sind steigende Fallzahlen ein großes Problem. Die Erfahrung aus Schweden und einigen US-Bundesstaaten zeigt, dass eben nur ein Teil der Bevölkerung unbesorgt ist und konsumiert. Ein großer Teil ist verunsichert und bleibt auch ohne offiziellen Lockdown lieber zu Hause.

Anleger müssen sich nun mit der Thematik auseinandersetzen, dass das bisher eigepreiste Szenario (rasche Erholung) nicht zustande kommt. Diese Neuorientierung hat vor drei Wochen begonnen und wird sich noch eine Zeit lang hinziehen. Mit einer schnellen Wiederaufnahme der Rally ist nicht zu rechnen. Dafür müssen Politik und Notenbanken nachlegen.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    Also aus meiner Sicht holt er nur Luft seit dem rasanten Anstieg vom Tief, um Richtung ATH´s dieses Jahr noch zu kommen...

    22:06 Uhr, 30.06. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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