Kommentar
13:07 Uhr, 30.03.2020

Aktienmarkt: War das jetzt schon der Boden?

In der vergangenen Woche gab es kaum einen Index, der nicht 20% zulegen konnte. War das jetzt der Boden?

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war es noch nicht der Boden. Die beachtlichsten Rallyes an den Börsen finden mitten in Bärenmärkten statt. Selbst im schönsten Bullenmarkt erlebt man es nicht, dass der Markt innerhalb von wenigen Tagen um 20 % steigt. Genau deswegen sind diese Rallys so gefährlich.

In einem ersten Schritt fällt der Markt schnell und tief. Anleger überlegen, ob sie verkaufen sollen, während der Markt stündlich tiefer fällt. Oftmals entscheiden sich Anleger zu spät für einen Verkauf oder die Absicherung. Die größten Verluste des Selloffs fanden innerhalb von zwei Wochen statt. Das ist ein rasantes Tempo.

In einem zweiten Schritt kommt es zur Rallye. Anleger überlegen an dieser Stelle, ob sie nun kaufen sollen. Die Kurse schnellen nach oben und man wird unsicher, ob man hier nicht die große Kaufgelegenheit verpasst. Während man überlegt, steigt der Markt massiv an.

Schritt eins führt dazu, dass Anleger zu spät verkaufen. Schritt zwei führt dazu, dass Anleger eher am Ende der Bärenmarktrally kaufen. Sie tappen damit in eine Falle. Die schnellen Kursgewinne vermitteln den Eindruck, dass der Boden erreicht ist. Man hat Angst den Aufschwung zu verpassen.

Angst muss man nicht haben. Stattdessen heißt es weiterhin einen kühlen Kopf bewahren. Bärenmarktrallys sind eine technische Gegenbewegung und haben nichts mit einer Bodenbildung zu tun. Man kann gelassen wieder auf tiefere Kurse warten.

Die Rallys kommen zustande, wenn eine Liquidationswelle zu Ende geht. Im Selloff wollen viele Risiko abbauen bzw. müssen es sogar. Es wird liquidiert, was man nur liquidieren kann. Es gibt aber auch Anleger, die Shortpositionen aufbauen und sich abgesichert haben. Trifft das Ende der Liquidationswelle auf eine Auflösung der Shortpositionen (Anleger müssen die leerverkauften Aktien zurückkaufen), kommt es zu einem Kurssprung nach oben. Dieser ist rein technisch (Liquidation beendet, Shorteindeckung).

Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt es zu einer zweiten Verkaufswelle. All diejenigen, die in der ersten Welle nicht verkauft haben, sind erleichtert, dass es nochmals höhere Kurse gibt. Jetzt können sie zu besseren Preisen verkaufen. Der Selloff geht in eine zweite Runde.

Dass es diesen Selloff gibt, ist sehr wahrscheinlich. Die Kernfrage ist nicht ob, sondern eher wie weit. Grafik 1 zeigt dazu den Vergleich zum Abverkauf 2008, 1987 und 1929. Aktuell sieht der Verlauf wie 2008 aus. Der Markt würde dann relativ bald die bisherigen Tiefs noch einmal testen und später unterschreiten.

Im besten Fall gibt es einen Verlauf wie 1987. In diesem Fall wird das bisherige Tief noch einmal getestet, aber nicht unterschritten. Wer Angst hat den Boden zu verpassen, sollte in der Nähe der bisherigen Tiefs über Käufe nachdenken. Am Ende muss aber jeder selbst entscheiden, wann man einsteigen möchte. Obwohl sich die Geschichte oftmals wiederholt, gibt es keine Garantie dafür.

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1 Kommentar

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  • Lars_mm
    Lars_mm

    Wie immer ein sehr guter Artikel. Danke Herr Schmale.

    14:05 Uhr, 30.03. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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