Kommentar
13:10 Uhr, 29.06.2020

Aktienmarkt und Weltwirtschaft: Jetzt wird es ernst!

In diesen Tagen entscheidet sich wie es mit der Weltwirtschaft und damit auch dem Aktienmarkt weitergeht.

Seit Wochen ist der Aktienmarkt orientierungslos mit einer leichten Abwärtstendenz. Anleger warten auf neue Impulse. Sie müssen wissen wie es nun weitergeht, nachdem die Fallzahlen in vielen Ländern weiter oder erneut ansteigen. Ohne diese Information ist eine Richtungsentscheidung nicht zu erwarten. Für Anleger liegt der Fokus klar auf den USA. Dort steigen nicht nur wieder die Fallzahlen an, die USA sind auch die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt. Es geht bei der Entwicklung nicht um die Frage, ob es einen neuen und strikten Lockdown gibt. Diesen wird es nicht geben, weder in den USA noch in Europa. Ein Lockdown ist auch nicht entscheidend für die Wirtschaft und Anleger. Vielmehr geht es um das Verhalten der Menschen. Aus Schweden wissen wir, dass die Wirtschaft auch ohne Lockdown kollabiert. Menschen verändern ihr Verhalten freiwillig und ohne Anordnung des Staates.


Schweden ist natürlich nur ein Land und die Stichprobe ist damit zu klein, um Aussagen zu treffen. In den USA können wir nun aber beobachten, was mit der Wirtschaft geschieht, wenn es keinen Lockdown gibt, die Fallzahlen jedoch steigen.

Bisher sind die Daten uneinheitlich. In Texas steigen die Neuinfektionen rasant an. Die Gastronomie bekommt das bereits wieder zu spüren. Die Auslastung geht wieder zurück und ist heute nicht höher als Ende Mai (Grafik 2). In Kalifornien, wo die Zahlen auch steigen, setzt sich der Aufwärtstrend in geringerem Tempo weiter fort.


Auch an Flughäfen steigen die Passagierzahlen weiter an. Sie sind noch weit unter Vorjahresniveau (Grafik 3), aber der Trend bleibt positiv. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht ermunternd. Man kann hoffen, dass die Wirtschaft nicht wie in Schweden auch ohne Lockdown kollabiert.

Noch ist es aber zu früh, um eine Schlussfolgerung zu ziehen. Die nächsten Tage werden entscheidend. Stellt sich heraus, dass die US-Wirtschaft wieder den Rückwärtsgang einlegt, ist das eine Katastrophe. Bisher ging der Aktienmarkt davon aus, dass sich die Wirtschaft schnell erholt und keinen bleibenden Schaden davonträgt.

Je länger die Krise dauert, desto wahrscheinlicher ist ein permanenter Schaden. Das gilt insbesondere für den Arbeitsmarkt. Es gibt mehr Insolvenzen und eine höhere Arbeitslosigkeit für einen längeren Zeitraum. Aus einer kurzen und heftigen Rezession wird dann eine Depression.

Es ist schwierig hier von staatlicher Seite gegenzusteuern. Zwei Monate Lockdown haben in den USA 3 Billionen Dollar gekostet. Bleiben die Fallzahlen monatelang hoch und bleiben Menschen freiwillig zu Hause, müssen im Quartalstakt weitere 3 Billionen fließen, damit die Arbeitslosigkeit nicht auf 30 % steigt. Auf Dauer ist das nicht durchzuhalten. In diesen Tagen entscheidet sich also das Schicksal des Aktienmarktes zwischen weiter so (das aktuelle Niveau wird mehr oder weniger gehalten) oder einem weiteren starken Abverkauf, der dem vom März in nichts nachstehen wird.

Clemens Schmale


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4 Kommentare

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  • JainZhar
    JainZhar

    Ehm, gibt es tatsächlich Menschen, die glauben oder geglaubt haben, nach kurzem Lockdown geht alles einfach so weiter wie bisher? Vor allem in den USA, wo es in vielen Staaten gar keinen langen Lockdown gegeben hat? Das kann ich wiederum nicht glauben, dass Menschen so naiv sein können. Bis es einen Impfstoff gibt, wird die Wirtschaft nicht wieder auf die Beine kommen bzw. gewisse Teile davon nicht (Reise, Entertainment, Kultur, Autos). Das steht doch defakto schon seit April so fest. Ich merke mal wieder, wie viele unkontrollierte Optimisten da draußen rumlaufen. In dem Fall kommt der Absturz dann mehr als verdient. 30% Arbeitslosigkeit halte ich aber mal für eine steile These. Woher kommt diese Annahme?

    16:04 Uhr, 29.06. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Juancor
    Juancor

    Ich bin vor 5-6 Wochen mit dem Zug von Köln nach Freiburg gefahren; auf der gesamten Strecke waren es höchstens 4-5 Reisende im gesamten Waggon. Gestern bin ich die gleiche Strecke wieder gefahren; dieses Mal war praktisch jeder zweite Sitz belegt.

    13:18 Uhr, 29.06. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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