Kommentar
10:10 Uhr, 17.12.2018

Aktienmarkt: Sind das jetzt Schnäppchenpreise?

Aktuell geht die Angst um. So kräftig wie die Aktienmärkte in den letzten Wochen eingebrochen sind, ist das auch verständlich. Angst und Panik hindern uns aber daran, klar zu denken und Chancen zu ergreifen.

Eines gleich vorweg: ich denke nicht, dass die Korrektur bereits vorbei ist. Gleichzeitig denke ich aber auch nicht, dass alles so katastrophal und düster wird wie viele prophezeien. Vieles ist inzwischen eingepreist. Gerade in Europa korrigieren wir bereits seit fast 12 Monaten.

Die USA hinken dem Rest der Welt in der Korrekturbewegung hinterher. Das holen sie nun nach und da die USA nun einmal global die größte Aufmerksamkeit erhalten, fühlt sich die Sache gleich dramatischer an.

In Europa sollten wir den Großteil der Korrektur bereits hinter uns haben und in den USA ungefähr die Hälfte. Damit würden US-Indizes nur halb so viel korrigieren wie Märkte in Europa. Mehr Korrektur muss auch gar nicht sein, um den Markt attraktiv aussehen zu lassen.

Exklusive Inhalte. Wertiger Zeitvorteil. Push-Benachrichtigungen. Einen ganzen Tag im Monat alle Premium-Services nutzen. Nur 9 Euro pro Monat. Jetzt Godmode PRO testen!

US-Indizes haben auf Jahressicht weder viel gewonnen noch verloren. Dafür sind die Gewinne der Unternehmen wegen niedrigerer Steuern rasant gestiegen. Beides hat dazu geführt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis deutlich gesunken ist (Grafik 1).


Inzwischen liegt das KGV wieder auf dem Niveau von 2014. Rückblickend hätte man auf dem Niveau zugreifen sollen. Tatsächlich ist das KGV im Vergleich zu den letzten 30 Jahren recht attraktiv. Die Börse handelt aber die Zukunft und hier regiert gerade Angst. Das kann die Kurse noch einmal um 10 % drücken.

Ein weiterer Verlust von 10 % macht Aktien geradezu zu Schnäppchen. Alles ist natürlich relativ. Im Langfristvergleich ist das KGV dann immer noch stattlich (Grafik 2). Es würde sich am oberen Rand der Spanne befinden, die von 1870 bis in die 1980er galt. Im Vergleich zu den letzten 30 Jahren liegt das KGV dann allerdings am unteren Rand. Im Zweifelsfall würde ich der jüngeren Historie mehr Gewicht geben.

Attraktiv ist das nur, wenn die Gewinne danach nicht massiv einbrechen. Wie dramatisch ein Gewinnrückgang sein kann, zeigt Grafik 3. Dargestellt ist die operative Marge von US-Unternehmen und wie stark sie durch Rezessionen gefallen sind.

Das Bild ist gemischt. Es gab Rezessionen, die die Margen kaum gedrückt haben. Die letzte Rezession war da eine Ausnahme. Die Marge fiel von 14 % auf 8,5 %. Das entspricht einem Rückgang von mehr als einem Drittel. Man kann das als eine Art Worst-Case Szenario bezeichnen.

Kommt es tatsächlich zu einer Rezession und sinken die Margen um 3 bis 4 Prozentpunkte, ist das daraus resultierende KGV immer noch in Ordnung und keineswegs unanständig. Kurz gesagt: die Korrektur, zusammen mit dem Gewinnwachstum in diesem Jahr, haben die Bewertung so stark gedrückt, dass ein Bärenmarkt wie 2008/09 oder zur Jahrhundertwende schlichtweg nicht gerechtfertigt ist. Wenn US-Indizes von ihren Allzeithochs 20 % korrigiert haben, sind das Schnäppchenniveaus.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

5 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • wolp
    wolp

    Rational betrachtet sind die Chancen wie Risiken gleich verteilt. Die Abwägung des Autors ist korrekt. Er geht von Realitäten aus und nicht von Emotionen. Objektivität ist gefragt und Entscheidungen aufgrund subjektiver Erfahrungen und limitierter Sichtweise führen in der Mehrzahl der Fälle zu Verlusten.

    14:10 Uhr, 17.12. 2018
  • AmericanEagle
    AmericanEagle

    Die Erfahrung zeigt doch, dass die Gewinndynamik im Aufwärtstrend wie im Abwärtstrend gewaltig unterschätzt wird. Wir kommen von einer 10-jahres Hausse mit sehr hohen Gewinnen. Ein Umsatzrückgang von 5-10% reicht bei vielen Unternehmen schon für eine Halbierung des Gewinns. Was ist dann mit dem KGV?

    11:36 Uhr, 17.12. 2018
  • AmericanEagle
    AmericanEagle

    Hallo,

    ich erinnere mich noch sehr gut an 2008. Da hieß es auch dauernd und überall, dass Aktien fundamental günstig bewertet seien. Der Rest ist Geschichte.

    11:34 Uhr, 17.12. 2018
  • wolp
    wolp

    Vielen Dank für Ihre Analyse. Sehe ich genauso. Merci

    10:33 Uhr, 17.12. 2018

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten