Kommentar
16:39 Uhr, 27.07.2020

Aktienmarkt: Perfekte Voraussetzungen für eine Konsolidierung?

Gerade noch erreichten Indizes in Europa und den USA neue Hochs, doch das Klima hat sich radikal gewandelt.

Bereits vor einer Woche wies ich daraufhin, dass dem Aktienmarkt nun schwierige Zeiten bevorstehen. Schwierige Zeiten sind allerdings nicht gleichbedeutend mit großen Kursverlusten. Eine Konsolidierung ist kein Bärenmarkt, Trendwechsel, Crash etc. Eine Konsolidierung ist, was sie ist: eine Seitwärtsbewegung. Geduld liegt den meisten Anlegern nicht. Je länger eine Seitwärtsbewegung dauert, desto schwieriger wird es, nicht zu handeln. Bis Oktober könnte nun aber genau das geschehen. Saisonal geschieht ab jetzt bis Anfang Oktober nichts mehr. Der Aktienmarkt tendiert in einer Range von ±5 % seitwärts. Die Saisonalität ist nicht der einzige Grund, weshalb eine Konsolidierung ansteht. Saisonale Muster haben zwar eine ansehnliche Trefferquote, aber in einzelnen Jahren kann der Markt vom durchschnittlichen Muster stark abweichen. Die Chancen, dass wir in diesem Jahr das typische Muster sehen, sind hoch, denn Anleger sind voll investiert.


Die US-Vereinigung aktiver Anleger erhebt die Investitionsquoten ihrer Mitglieder in wöchentlichen Abständen. Anleger können dabei angeben, ob sie neutral ausgerichtet sind zu 100 % long oder short oder zu 200 % long oder short, also gehebelt. Aktuell steht der Index bei 100 %. Im Durchschnitt sind aktive Investmentmanager also voll investiert (Grafik 2).

Die Investitionsquoten können natürlich weiter steigen, Hebel sind ja erlaubt. Doch selbst in den besten Zeiten erreicht der Investitionsgrad kaum mehr als 100 %. In einzelnen Wochen sind 110 % möglich. Die Investitionsquote ist aktuell so hoch wie direkt vor Beginn des Crashs im März.

Damit der Markt weiter steigen kann, braucht es Käufer, die bereit sind, einen noch höheren Preis für Aktien zu bezahlen. Da nun aber viele Anleger bereits zu 100 % investiert sind, fällt es schwer, solche Käufer zu finden. Will jemand Aktien kaufen, ist aber zu 0 % investiert, ist fast jeder Preis recht. Wer voll investiert ist, denkt eher über Gewinnmitnahmen nach, anstatt bei hohen Bewertungen auch noch einen Hebel aufzubauen.

Der Markt hat geleistet, was er leisten konnten. Es ist eingepreist, dass sich die Wirtschaft wieder erholen wird. Anleger sind mit hohen Investitionsquoten unterwegs. Wer soll unter diesen Umständen noch kaufen und die Preise weiter hochtreiben?

Eben, es dürfte an diesen Käufern mangeln und damit befindet sich der Markt dann in einer Konsolidierung. Ob daraus eine Korrektur wird, hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere davon wie die US-Regierung die Krise managt. Hier kann es täglich zu Überraschungen kommen.

Es muss eine deutliche Eintrübung der Perspektiven geben, damit der Markt in eine Korrektur übergeht (mehr als 10 % Rückgang). Trübt sich die Lage ein, dürften Regierung und Notenbank wieder handeln. Ein wenig Cash, um bei einem solchen Rückgang nachzukaufen, schadet nicht.

Clemens Schmale


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  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ja, 1. kommt es anders und 2. als man denkt.

    Sie haben ihre Meinung seit März auch schon x-fach geändert.

    18:26 Uhr, 27.07. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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