Kommentar
08:36 Uhr, 20.01.2018

Aktienmarkt: Läuft die finale Hausse-Phase?

Anleger werden 2018 erst einmal beschenkt. Aktien, vor allem in den USA, kennen nach wie vor kein Halten mehr – und es kann so weitergehen.

In meinen Artikeln weise ich gerne auf die Risiken hin. Das ist nicht mit einer bärischen Haltung zu verwechseln. Bis Sommer 2017 war ich bullisch, was so viel heißt wie „kaufen.“ Seither bin ich neutral. Das heißt: Gewinne laufen lassen und auch einmal den einen oder anderen Gewinn mitnehmen.

Meiner Meinung nach befinden wir uns in der letzten Phase des Bullenmarktes. Diese Phase ist für gewöhnlich die ertragreichste. Die Flut hebt fast alle Boote und dazu auch noch besonders schnell. Anleger kaufen einfach alles, was ihnen unter die Finger kommt. Ob das fundamental gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt. Für gewöhnlich ist es das nicht.

Fantasie und Euphorie gehen mit Anlegern durch. Es ist derzeit auch wirklich schwierig, einen klaren Kopf zu behalten. Es sind ja nicht nur Aktien, die immer neue Rekorde aufstellen. Da sind auch Kryptowährungen, die dreistellige Gewinne innerhalb von Wochen versprechen. Rohstoffe laufen derzeit auch gut. Der Ölpreis ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr.

Das alles ist ansatzweise auch begründet. Für 2018 wird erwartet, dass über 97 % aller Volkswirtschaften wachsen werden (siehe Grafik). Das ist ein Rekord. Der bisherige Rekord lag bei 95 % im Jahr 2004. Bereits das war absolut außergewöhnlich.

2018 wächst praktisch alles. Ausnahmen gibt es weniger. Bis auf Venezuela, Nordkorea, Puerto Rico und Äquatorialguinea sollen alle Länder wachsen. Wir die Weltwirtschaft sind die Ausnahmen unbedeutend. Die Länder sind entweder zu klein oder für die Weltwirtschaft nicht relevant, weil sie nicht wirklich ein Teil dieser sind (Nordkorea).

Bei so viel Wachstum fällt es einem wirklich schwer, nicht in Euphorie zu verfallen. So rund lief es noch nie. Für Unternehmen und damit auch Aktien heißt das anhaltendes Gewinnwachstum und vermutlich auch nicht zu knapp.

Gute Zeiten sind per se kein Indiz dafür, dass es bald bergab gehen muss. Inzwischen ist allerdings schon so viel Positives im Markt eingepreist, dass die Bewertung der Realität um viele Jahre vorausläuft. Und wenn alles so rund läuft wie eigentlich noch nie, was bleibt dann noch, um die Kurse zu treiben?

Das einzige, was die Kurse derzeit noch treibt, ist der Spaß an der Freude. Es hat also nur noch wenig Substanz. Das sollten sich Anleger immer wieder vor Augen führen. Einen kühlen Kopf zu bewahren ist schwierig. Nicht umsonst aber horten legendäre Investoren wie Warren Buffett derzeit Cash. Sie kaufen nicht mehr, sondern halten ihr Pulver trocken, um beim nächsten nennenswerten Rücksetzer Schnäppchen aufsammeln zu können.

Clemens Schmale

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9 Kommentare

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  • Arktishecht
    Arktishecht

    Ich glaube, ich könnte, ich gehe davon aus, ich würde, ich sehe Jahrzehnte lange Wunschvorstellungen. Qualität kaufen...............basta, fertig...., funktioniert. Siehe Jahrzehnte lange Grafiken und tschüss. Wahrsager aller Länder vereinigt Euch.

    10:06 Uhr, 22.01.2018
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Das was mich darin bestätigt, dass Sie recht haben könnte ist der Umstand, dass in der Firma wieder über Aktien geredet wird, selbst von Leuten die keine Ahnung davon haben. Es erinnert mich an die Phase in der mein Vater meiner Mutter erklären musste wo die rund 10.000 DM geblieben sind als er Infineon, Telekom, "Aktie Gelb" und andere "Raketen" zum Höchstkurs kaufte. Es war eine schmerzhafte Erfahrung.

    13:36 Uhr, 20.01.2018
  • GeBa96
    GeBa96

    Ich habe ab jetzt vor bis Ende Mai die Gewinne laufen zu lassen und Verluste mit StopLoss 2018 zu verkaufen.

    In den 8ter Jahren sind statistisch die Wertpapiere immer bis in den September gestiegen. Was dann nicht verkauft wurde würde ich dann versuchen zu verkaufen. Papiere mit einer höheren Dividende die nicht verkauft würden, belasse ich dann vielleicht im Depot.

    Von 2019 bis 2021 habe ich vor, nichts mehr zu kaufen, jedenfalls keine Aktien.

    2022 im 3. Quartal geht es dann wieder los.

    Dies alles ohne Gewähr.

    11:52 Uhr, 20.01.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    Ich frag mich wo das ganze Geld herkommt um die US Aktien steigen zu lassen, dazu ist einiges an Liquidität nötig. Es ist ja auch nicht so, dass irgendwo Geld umgeschichtet wird - es steigen ja alle Assets mal abgesehen von den Anleihen.

    10:49 Uhr, 20.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Es könnte auch darauf hinaus laufen dass den USA jetzt eine längere Phase der Stagnation bevor steht und sich die Investoren auf europäische Titel stürzen. Hier sind noch immer teils preiswerte Chancen zu finden.

    10:03 Uhr, 20.01.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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