Kommentar
10:05 Uhr, 04.05.2020

Aktienmarkt: Kehrt nun Vernunft unter Anlegern ein?

Wer bei der Rally ein mulmiges Gefühl hatte, hatte Recht. Der Markt ist zu weit gelaufen. Kehrt nun Vernunft ein?

Aktienmarkt und Realität können monatelang nichts miteinander zu tun haben. Früher oder später finden beide aber zusammen. Ob bereits jetzt dieser Moment gekommen ist, ist schwer zu sagen. Auch wenn die Kurse gerade wieder nachgaben, ist damit eine zweite Verkaufswelle noch lange nicht sicher.

Vielmehr verkauften Anleger zwei Ereignisse.

1.Der EZB-Zinsentscheid. Hier hatten Anleger auf eine Aufstockung der Anleihekäufe gehofft. Diese Aufstockung kam nicht. Anleger nahmen Gewinne mit.

2. Am Freitag kam dann Donald Trump auf die Idee, China mit Zöllen für den Virus zu bestrafen. Beides half dem Markt nicht.

Es sind aber zwei Ereignisse, die auch schnell wieder vergessen sein können. Eine Korrektur der Überbewertung ist also nicht garantiert. Notwendig ist diese. Auf Sicht von 12 Monaten steht das KGV des S&P 500 bei 20 (Grafik 1). Da die Gewinnschätzungen immer noch nach unten angepasst werden, kann man eher von einem finalen Wert von 24 ausgehen.


Das gab es selbst während der Finanzkrise nicht. Damals stieg das KGV von knapp 10 auf 15. Auf heute übertragen entspricht das einem Wert von 19 und nicht 24. Nun sind die Zinsen noch niedriger als damals und es wird noch mehr Geld in den Markt gepumpt. Es ist in Ordnung, wenn das KGV höher ist als 2009. 24 ist aber selbst unter diesen Umständen zu hoch.
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Anleger müssen zudem auf regelmäßiges Einkommen verzichten. Unternehmen kürzen die Dividenden. In den zurückliegenden 12 Monaten schütteten S&P 500 Unternehmen 490 Mrd. an Dividenden aus. Inzwischen sind es weniger als 420 Mrd. (Grafik 2) und die Kürzungen sind noch lange nicht beendet.


Der Terminmarkt geht davon aus, dass die Dividenden in dieser Krise um ein Drittel gekürzt werden. Bis dieser Wert erreicht ist, ist es noch ein langer Weg. Basierend auf der Erwartung der Dividendenkürzungen sollte der S&P 500 eher bei 2.300 Punkten stehen und nicht bei 2.800 bis 2.900 Punkten (Grafik 3).

Da die Zinsen niedriger sind als zu Jahresbeginn, begnügen sich Anleger vermutlich mit niedrigeren Dividendenrenditen. Bei Berücksichtigung dieses Faktors sollte der S&P 500 dennoch nicht über 2.500 stehen.

Vernünftig sind also tiefere Kurse. Wann diese erreicht werden, ist unklar. Wir wissen nur, dass die Wahrscheinlichkeit für tiefere Kurse sehr hoch ist. Im Idealfall kommt es zu einer dynamischen Abwärtsbewegung, die die Notenbanken zum Nachlegen zwingt. Damit dürfte dieser Bärenmarkt dann Geschichte sein.

Clemens Schmale


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5 Kommentare

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  • amateur
    amateur

    Test

    21:01 Uhr, 04.05.2020
  • Strizi
    Strizi

    Kann ja nur hoch gehen...

    18:41 Uhr, 04.05.2020
  • my shorts are too short
    my shorts are too short

    Vielleicht sollte man doch eher in Richtung Value denken, als den ganzen Index zu kaufen. Es sind sicher viele Werte dabei, die selbst vor der Corona-Krise schon am seidenen Faden hiengen und ohne Finanzspritzen garnicht mehr existenz wären. D.h. man müsste (auch ich) sich mal Gedanken machen, welche Titel denn mittel bis längfristig sinnvoll wären und was deren fairer Wert wäre - vielleicht als Inspirtation für einen Ihrer nächsten Artikel Herr Schmale - die ich sehr gern verfolge.

    11:46 Uhr, 04.05.2020
  • hochdietassen
    hochdietassen

    Gab es da nicht vor Wochenfrist einen Artikel sinngemäß getitelt: "Wann lohnt sich der Kauf? Jetzt!" Vielleicht habe ich mich ja aber auch geirrt. Ich finde es allerdings schade, wenn unter dem Motto "Hauptsache, eine gute Headline" jeden Tag fröhlich vor sich hingeschrieben wird...

    11:32 Uhr, 04.05.2020
  • tschak
    tschak

    leider sehe ich einen plausiblen Wert des S&P 500 AKTUELL (in den Sommer hinein) eher zwischen 2.400 und 2.700 Punkten. Somit muss ich wohl einen HEDGE starten, oder TEILVERKÄUFE bei einigen meiner Hoch-Qualitätsaktien durchführen. Es sind eben nicht mehr so einfache Jahre wie 1982 bis 1999. Pech - wir müssen eben mehr für RENDITE arbeiten, als die Blindflieger und Dumheads, wie TRUMP in den easy 80s & 90s. Fx

    10:28 Uhr, 04.05.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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