Kommentar
08:10 Uhr, 11.05.2019

Aktienmarkt in Aufruhr: Steuern wir auf deutlich höhere Volatilität zu?

In den USA können die Allzeithochs nicht verteidigt werden und auch der Dax knickte kurzzeitig wieder ein, auch wenn jetzt wieder temporäre Erholung angesagt war. Wie schlimm wird es und wie lange dauert es?

Die US-Notenbank rüttelt nach wie vor nicht an den Zinsen. Für Anleger ist das eine gute Nachricht. Ursprünglich wurde zwar vergangene Woche die Andeutung einer Zinssenkung erwartet, doch dass diese am Ende nicht kam, war kein Beinbruch. Der Markt reagierte vergangenen Donnerstag, einen Tag nach der Fed-Sitzung, etwas verschnupft. Am Freitag war die Sache aber wieder ausgebügelt. Damit wäre die Sache abgehakt gewesen, doch dann kam Trump übers Wochenende eine Idee...

Ein Grund dafür (für beides): der US-Arbeitsmarktbericht. Im April wurden mehr als 250.000 neue Jobs geschaffen. Das ist eine sehr große Erleichterung. Der Arbeitsmarkt brummt weiter. Gleichzeitig bleiben die Zinsen dort, wo sie sind. Besser geht es kaum. Das stützte den Aktienmarkt und hauchte wohl auch Trump das Selbstvertrauen ein, jetzt wieder Öl in die Glut zu schütten.

Das hat vollkommen ausgereicht, um das Sentiment vorläufig zu drehen. Schien der Weg am Freitag letzter Woche nach oben nun endgültig frei zu sein, war es kurz darauf andersrum. Wie so oft sollte man aber die Kursentwicklung weniger Tage nicht überbewerten.

Ein kurzes Innehalten lohnt an dieser Stelle. Die Notenbank bewegt sich zwar nicht und die Wirtschaft läuft weiterhin gut, aber das ist der Stand heute. Was für die Kurse am Ende wichtig ist, ist die Zukunft und hier hat Trump für Unsicherheit gesorgt. Die Börse mag keine Unsicherheit.

Hinter den Kulissen brodelt es dabei schon länger. Die Realzinsen steigen derzeit, auch wenn die Fed den nominalen Zins nicht anrührt. Das liegt an der fallenden Inflationsrate. Die Société Générale stellte dabei fest, dass der Realzins und die Volatilität des Marktes einige Gemeinsamkeiten haben.

Der Realzins läuft der Volatilität ungefähr zweieinhalb Jahre voraus (Grafik 1). Das ist praktisch seit jeher so. In einzelnen Monaten kann das einmal anders sein. Der Trend ist allerdings eindeutig.


Wem das alles suspekt ist, kann auch die Zinskurve mit der Volatilität vergleichen (Grafik 2). Hier ist die Vorlaufzeit mit zwei Jahren etwas kürzer. Die Aussage ist aber die gleiche: die Volatilität dürfte weiter ansteigen.

Die Volatilität steigt dann an, wenn der Markt fällt. Der Markt steuert also auf unruhige Zeiten zu. Der Wochenauftakt war da gar nichts. Die unruhigeren Zeiten müssen nicht gleich heute oder morgen ihren Höhepunkt erreichen. Der Vergleich mit den Zinsen ist kein taggenaues Timinginstrument. Mittelfristig, also innerhalb der nächsten Quartale, steuert der Markt allerdings auf eine Volatilität zu, die bei 40 liegt. Das gab es seit der Finanzkrise nicht mehr, zumindest nicht systematisch.

Ob es jetzt schon soweit ist und die Volatilität nun systematisch für viele Monate hoch bleibt, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Ich vermute, dass sie sich noch einmal beruhigt und in den USA vielleicht noch einmal ein deutliches Überschießen der Allzeithochs sehen. So groß der Schrecken jetzt ist, man stelle sich vor, der Handelsdeal kommt nun. Auch darauf muss man vorbereitet sein. Eine ziemlich aggressive 10 %-Rallye würde wohl folgen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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