Kommentar
08:12 Uhr, 01.11.2018

Aktienmarkt genug korrigiert? Das sagt ein wichtiger Indikator dazu

Das Marktgeschehen lädt dazu ein dramatische Prognosen herauszugeben und am besten gleich das Ende der Welt zu verkünden. So schlimm ist die Lage dann aber wirklich nicht.

Global sehen wir einen wirtschaftlichen Abschwung. Das ist die schlechte Nachricht. China kämpft gegen die sogenannte harte Landung. Italien hat vorsorglich schon einmal vor der Veröffentlichung der offiziellen Daten geschätzt, dass die Wirtschaft im dritten Quartal nicht mehr gewachsen ist. Auch in den USA bekommt das Wachstumswunder Kratzer.

Das klingt nun alles nicht gerade ermunternd. Die Abgaben an den Börsen sind daher nachvollziehbar. Fakt ist aber auch, dass niemand weiß, ob wir kurz vor einer Rezession stehen oder ob es sich lediglich um eine Wachstumsdelle handelt. So etwas haben wir schon Ende 2015 und Anfang 2016 gesehen. Am Ende ging alles gut und es war die beste Kaufgelegenheit seit Jahren.

Die Börse ist nun einmal wie sie ist: nervös. Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß auf. Im Zweifelsfall wird verkauft, egal, ob das gerechtfertigt ist oder nicht. Man sagt daher auch, dass die Börse 7 von 5 Rezessionen vorhersagt. Das bedeutet: der Markt durchläuft häufiger große Korrekturen als es gerechtfertigt ist.

Im Normalfall gewinnen die Fundamentaldaten mittelfristig die Oberhand. Große Korrekturen kommen vor, wenn Anleger Böses befürchten. Die Befürchtung allein macht aber noch keine Rezession. Die Angst kann sich als unbegründet herausstellen.

Ob wir gerade einen solchen Fall erleben, wissen wir mit Sicherheit erst im Nachhinein. Das hilft Anlegern natürlich in diesem Moment wenig. Was aber hilft, ist der Blick auf die Wirtschaftsdaten. Sie geben einen Hinweis darauf, ob der Markt überreagiert. Das scheint der Fall zu sein.

Einkaufsmanager wissen ziemlich gut, was vor sich geht. Der Einkaufsmanagerindex in jedem Land ist daher ein guter Anhaltspunkt für den Zustand der Wirtschaft. In den USA steht der Index bei knapp 60 Punkten. Das ist nicht nur gut, sondern auch historisch gesehen geradezu sensationell.


Der Aktienmarkt sagt etwas anderes. Das führt dazu, dass Aktienkurse und Einkaufsmanagerindex auseinanderdriften. Solche Divergenzen gibt es selten. Grafik 1 zeigt den Einkaufsmanagerindex und den prozentualen Abstand des S&P 500 von seiner 200-Tage-Lnie. Über weite Strecken sind die zwei Datenreihen kaum voneinander zu trennen.

In den 70er Jahren gab es einmal eine Ausnahme. Einkaufsmanager waren lange Zeit gut gelaunt. Der Markt korrigierte hingegen. Die Stimmung der Einkaufsmanager folgte. Es war eine der ganz wenigen Ausnahmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Einkaufsmanager richtig liegen und Anleger falsch, ist wesentlich höher.

In einem kleineren Zeitfenster (Grafik 2) erkennt man schön wie groß die Divergenz inzwischen geworden ist. Das ist fast schon einmalig. Anstatt also nur den Weltuntergang zu vermuten, kann man die Lage auch wesentlich weniger schlecht einschätzen. Der Markt könnte gerade überreagieren.

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8 Kommentare

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  • Spielwiese
    10:29 Uhr, 02.11. 2018
  • Spielwiese
    Spielwiese

    In der Eurozone schauts aber ganz anders aus, wenn man auf den aktuellen Markt PMI von heut 10:00 Uhr schaut: DE: 29-Monatstief; IT46-Monatstief; FR: 25-Monatstief; AT: 25-Monatstief....nur ES mit neuem 6-Monatshoch

    Also wenn wir, wie Sie sagen, dramatische Prognosen mal weglassen und auf die Daten schauen, nun....dann sind die ableitbaren Prognosen vielleicht nicht dramatisch aber zeigen sicher keine Gelegenheit, irgendwelche Dips zu kaufen, zumindest IMHO

    Frohes Schaffen zusammem

    10:29 Uhr, 02.11. 2018
  • amateur
    amateur

    ...viele "weitblickende" sog. Analysten kommunizieren ihr Leben lang nur heraufziehende Gefahren - und ja, wenn sie es erleben, haben sie auch mal recht...

    11:22 Uhr, 01.11. 2018
  • Glattsteller
    Glattsteller

    Ja ja die Charts werden wie die tausend Male davor wieder nach oben laufen. Langweilig! Kann es nicht mal zu einem richtigen Crash kommen. Ein Schritt zurück zwei Schritte vor, so sah es doch die letzten 10 Jahre aus.

    11:01 Uhr, 01.11. 2018
  • Icaro
    Icaro

    Hallo Clemens, allen Respekt vor Ihren umfassend recherchierten Analysen und dazugehörenden Charts, Sie schreiben sich ja täglich die Finger für uns wund.

    Etwas technische Kritik ist aber angebracht : Ihre Charts kennen nur die Farben blass-blau , dunkel- blass-blau und etwas heller blass blau oder auch diverse "shades of grey". Das ist oft, - wie oben - , nur noch schwer zu unterscheiden.

    Das Wirtschaftsleben ist doch auch meist nicht blass oder grau,

    sondern auch mal kardinal , - Grün oder Rot oder Gelb ;-) Kennen Sie diese Farben ?

    10:04 Uhr, 01.11. 2018
  • amateur
    amateur

    Der DOW steht über 25 k - ich weiß nicht, wo da der börsentechnische Weltuntergang sein soll...

    09:25 Uhr, 01.11. 2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Wie die untere Grafik sehr schön zeigt, haben die Einkaufsmanager die Lage schon in den Jahren 1999 und 2002 völlig falsch eingeschätzt. Auch 2006 waren sie über alle Maßen optimistisch, obwohl weitblickende Analysten schon damals die heraufziehenden Gefahren kommuniziert haben. Womöglich vernebelt der Blick auf das hektische Tagesgeschäft dann doch den Blick auf das Wesentliche...

    08:59 Uhr, 01.11. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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