Kommentar
14:00 Uhr, 26.02.2019

Aktienmarkt: Deutlich überkauft, oder?

Die Rally läuft immer noch. Für die Bären unter uns ist das ein Graus. Immerhin bleibt eine Hoffnung: der Markt ist überkauft.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.796,11 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.796,11 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Je länger die Rally dauert, desto mehr wünscht man sich, es würde endlich einen Rücksetzer geben, um einsteigen zu können. Genau auf diesen Rücksetzer wartet man aber nicht alleine, sondern eine ganze Reihe an Anlegern. Einige werden mit der Zeit weich und kaufen und befeuern die Rallye so weiter. Je länger diese andauert, desto mehr Anleger werden wiederum weich.

Das ist ein schöner Kreislauf, der irgendwann ein Ende findet. Als Anleger findet man sich immer wieder unter denen, die sich von den Kursgewinnen haben weichklopfen lassen – allerdings zu spät. Just einen Tag nach dem Einstieg fällt der Markt.

Es gibt nun aber auch geschickte Anleger mit viel Sitzfleisch, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen und beharrlich abwarten. Sie lauern notfalls wochenlang, um den Rücksetzer zu erwischen. Jetzt können sie sich Hoffnungen machen.

Zu Wochenbeginn liest man an vielen Orten: der Markt ist überkauft. Das ist Musik in den Ohren derjenigen, die auf einen Rücksetzer warten. Wenn der Markt überkauft ist, muss doch bald ein Drawdown kommen!

Was überkauft nun wirklich heißt, kann keiner so recht sagen. Dafür gibt es Indikatoren, z.B. den Relative Strength Index (RSI). Dieser stieg über 70. 70 gilt als die Grenze für ein überkauft Level. Betrachtet man die Historie seit 2015, muss man allerdings ernüchtert feststellen, dass es noch deutlich höher gehen kann. Das war Anfang 2018 der Fall.


Generell sind Werte über 70 noch nicht so außergewöhnlich, dass man in den Startlöchern warten muss. Trotzdem will ich zugeben, dass die Rallye ziemlich geradlinig verlief und man ganz intuitiv von einem Rücksetzer ausgeht. Je kurzfristiger man die Sache betrachtet, desto offensichtlicher wird es. Macht man einen Schritt zurück und betrachtet das längerfristige Bild, ergibt sich eine ganz andere Erkenntnis.

Der RSI auf Monatsbasis (Grafik 2), ist derzeit mit einem Wert von nicht einmal 60 nicht besonders hoch. Das Tief Ende 2018 war historisch gesehen sogar so tief, dass man in der Folge längere Aufwärtsbewegungen erkennen konnte. Man kann es also auch so sehen: die Korrektur war so groß, dass wir langfristig betrachtet noch sehr viel Luft nach oben haben, bevor es wieder bergab geht.

S&P 500 RSI
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Meldungen, dass der Markt bald fällt, weil er überkauft ist, sind ziemlich wertlos. Der Markt mag morgen fallen oder weiter steigen – wie immer. Eine so überzogene Bewegung haben wir jedenfalls nicht, dass es dringend eines Rücksetzers bedarf.

Der Markt wird immer noch von Hoffnung angetrieben. Trump will den Deal mit China. Das weckt Fantasien. Egal wie am Ende der Deal aussieht, wenn er erst einmal Tatsache ist, muss der Markt auch wieder den Fakten in die Augen sehen. Die Fakten sind nicht gut. Die Wirtschaft kühlt sich ab.

Wer sich vom Markt noch nicht hat weichklopfen lassen, sollte standhaft bleiben. Ein Rücksetzer wird kommen, allerdings nicht, weil der Markt angeblich überkauft ist. Hoffnung schlägt in diesem Fall die Technik, zumal sich der Markt erst ganz am Anfang des überkauft Levels befindet.

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13 Kommentare

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  • Solid2016
    Solid2016

    Seit Januar 2018 haben zahlreiche Aktien 50% und mehr abgegeben, einige sogar mehr als 70%? Von einem überkauften Markt kann da wohl keine Rede sein, zumindest dann nicht wenn man davon ausgeht, dass die Ertragsgrößen sich nicht drastisch verringern werden.

    Im Gegenteil, zahlreiche Aktien sind momentan als deutlich unterbewertet einzustufen.

    22:30 Uhr, 26.02. 2019
  • amateur
    amateur

    Kurzfristig deutlich überkauft, mittelfristig (Monatsbasis) deutlich überverkauft...eigentlich ganz einfach...

    20:19 Uhr, 26.02. 2019
  • Jaroos
    Jaroos

    Angenommen die Menschen fangen an zu verstehen, dass es so schnell keine Zinsen mehr geben wird. Sie steigen dann allesamt Stück für Stück in den Aktienmarkt ein. Dann ist doch die Wahrscheinlichkeit riesig, dass ein "überkaufter Markt" viel höher angesetzt werden müsste oder nimmt der RSI schon darauf Rücksicht? Wahrscheinlich nicht, oder?

    Es könnte also sein, dass der Markt nicht nur überkauft ist, sondern noch deutlich überkaufter wird ohne Zurückzusetzen oder?

    15:46 Uhr, 26.02. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • Hajolu
    Hajolu

    Am 21.09.18(letztes Hoch vor dem Fall) stand der RSI im S&P Future,genau da, wo er heute steht....?!

    15:19 Uhr, 26.02. 2019
  • Jigsaw
    Jigsaw

    Letztendlich ist nichts sicher am Markt.Fakt ist nur das die Orientierung

    langfristig sich immer nach den gleichen psychologischen Mustern verhält.

    Da kommt es auch nicht auf die paar hundert oder 1000 Punkte an.

    Allerdings halte ich langfristig viel von EW denn sie spiegeln letztendlich die Verfassung der Befindlichkeit wider und da sind wr in der 5...der Dekadenzphase die irgendwann zum Kollaps führt. Naja sagen wir 2021.

    Eines ist sicher, die Realität wird auch den letzen weltfremden Enthusiasten einholen, der glaubt das diese Welt so weitermachen kann

    14:18 Uhr, 26.02. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    gibt es eine Grafik, die das mittlere DAX-KGV über die ca. letzten 20 Jahre zeigt?

    Das würde mich mal interessieren

    14:18 Uhr, 26.02. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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