Kommentar
10:12 Uhr, 30.11.2020

Aktienmarkt: Der totale Risk-on-Modus

Bisher haben viele Anleger an der Rally gezweifelt. Solange es Zweifel gibt, kann der Markt steigen. Die Zweifel sind nun verschwunden. Für den Markt ist das ein Problem.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 3.638,35 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 3.638,35 Pkt (CME)

Der Markt kann nur steigen, wenn es Anleger gibt, die bereit sind höhere Preise für Aktien zu zahlen. Dieser Gruppe gehörten viele Anleger an. Im März wollte niemand kaufen und wartete erst einmal ab. Viele warteten auf die zweite Verkaufswelle, um einzusteigen. Leider kam diese zweite Welle nie. Trotzdem warteten viele weiter ab. Es kann Monate dauern, bis steigende Kurse Anleger zermürben und dann doch zum Einstieg bewegen. Genau das ist in diesem Jahr geschehen. Der Pessimismus war lange Zeit hoch. Solange die Stimmung schlecht ist, gibt es noch ausreichend viele Anleger, die noch nicht gekauft haben. Inzwischen ist die Stimmung nicht nur gut, sondern nahezu euphorisch. Unter US-Privatanlegern waren zuletzt 56 % bullisch eingestellt. Das ist einer der höchsten Werte seit der Finanzkrise. Der Anteil der Bären sank auf 25 %. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert. Der Angst/Gier-Indikator von CNN steht inzwischen bei 92. So hoch stand der Index zuletzt vor dem Crash zu Jahresbeginn. Wohin man auch blickt, die Stimmung ist inzwischen gut, wahrscheinlich zu gut.

Dem Markt dürfte nach und nach der Anschub von Anlegern ausgehen, die noch bereit sind höhere Preise zu zahlen. Noch im Sommer waren viele nicht investiert. Das hat sich inzwischen geändert.

Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist die Spekulation auf Kredit. Die Margin Debt steht inzwischen bei 660 Mrd. Der bisherige Rekordwert lag bei 668 Mrd. (Grafik 1). Ungewöhnlich war die rasche Erholung. Müssen Anleger liquidieren, um Margin Calls zu bedienen und sich so die Finger verbrennen, ist die Rückkehr zur Normalität häufig viele Quartale entfernt. Diesmal war das anders.


Anleger sind stark gehebelt unterwegs. Das erhöht die Rendite, doch wenn die Kurse erst einmal fallen, muss schnell und mehr liquidiert werden als bei geringem oder keinem Hebel. Im Vergleich zur Wirtschaftsleistung werden mehr als 3 % für Spekulation verwendet (Grafik 2). Das ist eine stattliche Summe.

Im März war die Stimmungsumkehr in einen Risk-off Modus fast einmalig. Die Margin Debt ging so schnell zurück wie zuletzt nach der Lehman Pleite (Grafik 3). Dafür hat sich die Margin Debt danach so schnell erholt wie selten zuvor. Zumindest professionelle Anleger schalteten schnell auf Risk-on.


Der Hebel ist hoch und inzwischen haben auch Privatanleger gekauft. Das, was den Markt bisher getrieben hat (unterinvestierte Anleger), ist kein Faktor mehr. Eine der wichtigsten Stützen für den Markt fällt weg. Keiner kann sagen, ob das bereits morgen zu einer Korrektur führt oder erst im neuen Jahr. Wir wissen aber, dass zu gute Stimmung noch nie in hohen Kursgewinnen endete.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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