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12:31 Uhr, 13.01.2015

Aktienmarkt China: Auf Erfolgskurs trotz neuer Normalität

Haiyan Li-Labbé, China-Analystin bei Carmignac Gestion, geht davon aus, dass das reale Wachstum in China eher bei drei bis vier Prozent als bei den sieben bis acht Prozent liegt, die von der Regierung in Aussicht gestellt werden.

Paris/Frankfurt (BoerseGo.de) - Aus volkswirtschaftlicher Sicht machen sich die Anleger um den Wachstumstrend in China große Sorgen. Für die chinesischen Behörden scheint die Parole „die neue Normalität“ zu lauten. Im Gegensatz zu dem hohen Wachstum der Vergangenheit bedeutet dies unserer Einschätzung nach für die kommenden Jahre eine offizielle Wachstumsrate von fünf bis sieben Prozent, wie Haiyan Li-Labbé, China-Analystin bei Carmignac Gestion, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Wir gehen jedoch davon aus, dass das reale Wachstum in China aktuell bereits sehr niedrig ist und eher bei drei bis vier Prozent als bei den sieben bis acht Prozent liegt, die von der Regierung in Aussicht gestellt worden sind. Ein guter Indikator hierfür ist der Stromverbrauch, der pro Jahr um zwei bis drei Prozent ansteigt“, so Li-Labbé.

Warum aber gebe die Staatsführung höhere Zahlen heraus? Eine Erklärung dafür könnte der Fokus der chinesischen Regierung auf die soziale Stabilität sein, die der nahezu wichtigste wirtschaftspolitische Richtwert sei. In den Jahren 2008 und 2009 habe die Staatsführung im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit auf umfassende Ankurbelungsmaßnahmen gesetzt. Seit 2008 habe sich die demografische Struktur Chinas aber grundlegend verändert, denn die Bevölkerung werde immer älter, während der Anteil der Erwerbstätigen sinke. So sei die Beschäftigungssituation mit einer Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent inzwischen wieder sehr solide. Es mangele sogar an qualifizierten Arbeitern, und die chinesischen Fabriken müssten die Löhne um zehn Prozent pro Jahr erhöhen, weil die Zahl der Arbeitnehmer zwischen 20 und 40 Jahren zurückgegangen sei, heißt es weiter.

„Deshalb befürchtet die Regierung in dieser Gesellschaftsschicht auch keine soziale Instabilität. Dank der niedrigen Rohstoffpreise – allen voran der Energiepreise – stellt aber auch die Teuerung zurzeit kein Problem dar, so dass die Inflation der Verbraucherpreise moderat bleiben sollte. So freuen wir uns über die kürzlich angekündigte, erste Zinssenkung seit Juni 2012. Für die nächsten Monate erwarten wir noch weitere monetäre Lockerungsmaßnahmen wie zusätzliche Zinssenkungen sowie eine Reduzierung der Mindestreservequoten und -sätze. Ein solcher Lockerungszyklus würde chinesischen Aktien zugutekommen“, so Li-Labbé.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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