Kommentar
13:10 Uhr, 01.05.2020

Aktienmarkt: Beginnt jetzt der zweite Abverkauf?

Anleger waren in den letzten Wochen im Kaufrausch. Nüchtern betrachtet war das blanker Wahnsinn.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.912,43 Pkt (CME) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.912,43 Pkt (CME)

Zwischenzeitlich stand der S&P 500 nur noch gut 10 % unterhalb seines Allzeithochs. Gemessen an dem, was wir zu erwarten haben, ist das ziemlich irrational. Die Wirtschaftsleistung wird in den meisten Ländern am Ende des Jahres zwischen 5 und 10 % unter dem Niveau von Ende 2019 stehen. 2008 lag der Einbruch bei weniger als 5 % und der Markt stand über 50 % tiefer. Der Wirtschaftseinbruch ist diesmal vermutlich sogar im besten Fall doppelt so hoch wie 2008 und der Markt steht nicht 55 % unter den Hochs, sondern 10-15 % darunter. Die Krise ist auch nicht morgen vorüber, sondern zieht sich Jahre. Die Arbeitslosigkeit wird vermutlich erst wieder in zwei bis drei Jahren so niedrig sein wie vor der Krise - wenn überhaupt...

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Die Wirtschaftsleistung wird vermutlich vor 2022 nicht wieder dort sein, wo sie 2019 war. Kurz gesagt: Unternehmen werden auch 2021 noch deutlich niedrigere Gewinne schreiben als 2019. Dass da der S&P 500 bei fast 3.000 Punkten stand, kann man kaum fassen. An der Börse zählt aber kurzfristig nicht, was rational ist. Kurzfristig kann die Börse irrational in die eine oder andere Richtung ausschlagen.

Zuerst gab es einen überzogenen Abverkauf, nun eine überzogene Rallye. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. An anderer Stelle hatte ich ein Kursziel für den S&P 500 bei 3.000 Punkten vorgestellt. Das war kein kurzfristiges Kursziel, sondern ein mittelfristiges, der faire Wert auf Sicht von Jahren.


Ob am Donnerstag nun wirklich die zweite Verkaufswelle begonnen hat, wissen wir nicht. Persönlich bin ich zu ca. 60 % long, vor allem auf Indizes verteilt (S&P 500, Nasdaq 100, Dax). Über die Kursgewinne der letzten Wochen beschwere ich mich nicht, denke aber, dass fundamental (Notenbanken hin oder her) das aktuelle Niveau nicht gerechtfertigt ist. Mein Depot sichere ich daher über Put Optionen ab. Laufzeit bis Dezember 2020 und Strike 2.500 Punkte (S&P 500).

Die Laufzeit impliziert, dass mit das Kursgeschehen in den nächsten Tagen und Wochen relativ egal ist. Ob die zweite Verkaufswelle eben jetzt beginnt oder erst im August, ich bin nun vorbereitet. Ob heute oder erst in einigen Wochen, die Börsen werden eine zweite Verkaufswelle erleben und die Kurse wieder näher an die Realität rücken. Die Börse blickt ja angeblich 6 Monate in die Zukunft. Auf Sicht von 6 Monaten bleibt der Ausblick düster. Eine Rallye gab es trotzdem, unter anderem weil Shorts wieder gedeckt wurden und es die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Krise gab.

In den kommenden Wochen werden die mittelfristigen Perspektiven stärker in den Fokus rücken. Die Schlussfolgerung von Anlegern wird relativ klar sein: die Bewertung Ende April war zu hoch.

Clemens Schmale


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5 Kommentare

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  • MaxiPauli
    MaxiPauli

    Ich hatte mir mal den Chart vom Crash des Dow Jones im Oktober 1929 angesehen. In der Spitze fiel dieser von 380 auf 200 und stieg anschließend wieder auf fast 300 um wiederum in den darauf folgenden zwei Jahren auf 50 Punkte zu fallen. Daran sieht man, was bei einem Bärenmarkt alles möglich ist. Dennoch glaube ich 90 Jahre später nicht an eine solche Entwicklung, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir im Dax nochmal bis 8000 Punkte zurück fallen könnten um dort ein finales geringfügig tieferes Tief auszubilden.

    17:25 Uhr, 01.05.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Milan69
    Milan69

    Wenn der Dax auf Harald Weygand hört,Rücklauf bis 10700 und dann nochmal hoch auf 11600😉

    14:55 Uhr, 01.05.2020
    1 Antwort anzeigen

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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