Kommentar
14:10 Uhr, 21.10.2020

Aktienmarkt: Anleger blicken nicht mehr in die Zukunft

Die Börse preist eigentlich die Zukunft ein. Genau das geschieht derzeit nicht. Stattdessen blicken Anleger zurück.

Die Berichtssaison läuft. Traditionell gehören Finanzinstitute zu den Unternehmen, die gleich zu Beginn ihre Zahlen vorlegen. Die Zahlen waren gut. J.P. Morgan wies einen Gewinn von knapp 10 Mrd. Dollar aus. Selbst mit den ersten beiden Quartalen des Jahres, in denen hohe Rückstellungen für Kreditausfälle gebildet wurden, hat die Bank in diesem Jahr bisher 17 Mrd. Gewinn eingefahren. Da Banken stark vom Wirtschaftswachstum abhängig sind, ist der hohe Gewinn ein gutes Signal. Insgesamt senden Unternehmen positive Signale. 15 % der S&P 500 Unternehmen haben ihre Ergebnisse bereits vorgelegt. 86 % konnten die Erwartungen übertreffen. Im Normalfall können lediglich 67 % die Erwartungen schlagen. Das Gewinnwachstum auf Jahressicht ist natürlich negativ. Es steht bei -18 %. Das ist jedoch deutlich besser als erwartet und angesichts der Krise ist ein Gewinnrückgang um weniger als ein Fünftel gut. Diese Zahlen bleiben auch an der Börse nicht unbemerkt. Steigende Infektionszahlen überall in der Welt verunsicherten Anleger kurzzeitig und sorgen für Kursabgaben. Die positiven Quartalszahlen stützten den Markt sofort wieder. Die Zahlen hielten Anleger von anhaltenden Verkäufen ab. Eine Korrektur am Aktienmarkt wurde verhindert. Auch über die kommenden Wochen, in denen die übrigen Unternehmen ihre Zahlen vorlegen, sollten stützen. Das wöchentliche Wachstumsbarometer der US-Notenbank zeigt weiterhin nach oben. Die Gewinnentwicklung der Unternehmen folgt dieser Entwicklung. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen zum dritten Quartal positiv bleiben, ist hoch.


Das Problem an der Sache: das dritte Quartal beschreibt die Vergangenheit. Eigentlich interessiert die Börse vor allem das, was kommt und nicht das, was einmal war. Anleger reagieren jedoch sehr stark auf das, was war oder gerade ist.

Das kann für böse Überraschungen sorgen. Die wirtschaftliche Lage trübt sich seit Beginn des vierten Quartals ein. Die Wachstumsprognosen bröckeln. In Europa explodiert die Zahl der Neuinfektionen regelrecht. Auch in den USA steigen die Zahlen wieder. Regierungen unternehmen immer mehr Schritte, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Diese Entwicklung ist in den Erwartungen zum vierten Quartal noch nicht enthalten. Es dürfte in den kommenden Wochen zu erheblichen Revisionen nach unten kommen. Anleger zeigen sich dieser Möglichkeit gegenüber immun. Früher oder später lässt sich diese Realität nicht mehr ignorieren.

Man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass Anleger einfach durch diese Schwäche hindurchblicken. Anleger nehmen die aktuellen Gewinnzahlen ja wahr und reagieren darauf. Sinken die Gewinne möglicherweise im vierten Quartal wieder, ist eine starke Reaktion zu erwarten.

Für Anleger besteht kein dringender Handlungsbedarf. Aktuell sorgen gute Zahlen für Rückenwind. Dieser lässt bis Jahresende immer mehr nach.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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