Kommentar
06:30 Uhr, 09.05.2016

Aktienmärkte vor der Entscheidung - droht die nächste Korrektur?

Der DAX hat drei schwere Wochen hinter sich, in denen er 6% verlor. Die US-Indizes wiederum können ihre bisherigen Allzeithochs nicht überwinden. Wird das zum Problem?

Der Markt hat in den vergangenen 12 Monaten vier signifikante Trendwechsel verzeichnet. Ziemlich genau vor einem Jahr begann ein Abwärtstrend, der im Sommercrash 2015 endete. Von Oktober bis November glichen die US-Indizes die erlittenen Verluste fast vollständig wieder aus. Dem Dax gelang das nicht so gut. Er blieb 7 % unterhalb seiner Allzeithochs stehen und drehte wieder nach unten.

Anstatt der üblichen Jahresendrally etablierte sich in den meisten Indizes wieder ein Abwärtstrend, der seinen Höhepunkt Anfang 2016 fand. In den USA konnten S&P 500 und Dow Jones die Hochs aus dem vorhergegangenen Aufwärtstrend (September bis November 2015) wieder erreichen oder sogar übertreffen. Seither konsolidieren sie. Jetzt drängt sich die Frage auf: war’s das schon wieder mit dem Aufwärtstrend?

Vieles spricht für ein Ende des Aufwärtstrends. Die Volatilität stieg zuletzt an – ein Zeichen für die Nervosität des Marktes. Globale Risiken gibt es zur Genüge, doch diese Risiken sind nicht neu und haben auch den Aufwärtstrend der letzten Wochen nicht verhindert. Vieles spricht auch für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Grafik 1 zeigt einen Vergleich der Volatilität des S&P 500 und der Anleihen-Spreads von Baa Anleihen (gerade noch Investment-Grade) und Treasury Notes (10-jährige US-Staatsanleihen). Die Zinsdifferenz der Unternehmens- zu Staatsanleihen ist ein guter Indikator für das Ausmaß von Stress im Finanzmarkt.

Der Spread stieg lange vor dem Augustcrash im vergangenen Jahr. Die Volatilität hingegen verhielt sich relativ unauffällig und verblieb lange Zeit auf ihren historischen Tiefstständen. Die Divergenz aus steigenden Spreads und niedriger Volatilität löste sich im Sommer mit dem Crash auf.
Während die Indizes von September bis November wieder steigen konnten und die Volatilität fiel stiegen die Spreads weiter. Das zeigt an, dass der Stress noch lange nicht vorbei war. Seit Februar sinken die Spreads nun deutlich. Die Volatilität steigt zwar an, doch die Zinsen für Unternehmensanleihen machen diesen Trend nicht mit. Das ist eine Entwarnung.

Der Finanzmarkt leidet derzeit nicht unter großem Stress. Das spricht grundsätzlich für weiter steigende Kurse. Es wäre extrem ungewöhnlich, wenn der Markt nun nach unten wegbrechen würde, während die Zinsen für Unternehmensanleihen bzw. der Spread nicht steigen.

Der Spread weitet sich im Normalfall Wochen vor einer Aktienmarktkorrektur aus. Grafik 2 zeigt den Vergleich von Spreads und dem S&P 500. Vor jeder signifikanten Korrektur weiteten sich die Spreads mit einer Vorlaufzeit von mehreren Wochen aus. Derzeit gehen die Spreads zurück. Für den Markt ist das ein gutes Zeichen.

Ein Verkaufssignal gibt es derzeit nicht. Das heißt letztlich: alles in Ordnung, der Aufwärtstrend kann weitergehen. Bevor man als Anleger nun aber mit voller Wonne in den Markt geht, gibt es einen Aspekt zu beachten. Die Bank of America äußerte Bedenken daran, dass der Spread derzeit die tatsächlichen Bedingungen widerspiegelt.

Japanische Pensionsfonds haben angekündigt, ihren Bestand an ausländischen Unternehmensanleihen weiter aufzubauen. Gleichzeitig hat die EZB beschlossen in Zukunft auch Unternehmensanleihen zu kaufen. Investoren aus Japan und der Eurozone dürften derzeit US-Unternehmensanleihen aufschnappen, solange diese noch eine gute Rendite abwerfen. Es kann daher also gut sein, dass der Spread aktuell verzerrt ist. Die Entwarnung bzw. das fehlende Verkaufssignal sind also mit Vorsicht zu genießen.

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2 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Keine Panik. Draghi wirds schon kau.....richten. Whatever it takes! Schon vergessen?

    08:26 Uhr, 09.05.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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