Kommentar
07:39 Uhr, 12.05.2017

Aktienmärkte: In Europa geht noch mehr!

Was die US-Wirtschaft und Börse anbelangt, darf man ruhig skeptisch werden. In Europa hingegen ist durchaus Optimismus angebracht.

Die US-Börsen sind den meisten europäischen Börsen viele Jahre lang davongerannt. Das lässt sich durch den Vergleich des S&P 500 und Eurostoxx 50 gut auf den Punkt bringen. Der S&P 500 stieg vom Tief 2009 aus um 250 %, der Eurostoxx um 100 %. Das sagt praktisch alles.

Bei diesen Zahlen ist sofort klar, dass in Europa noch Luft nach oben ist – zumindest theoretisch. Es gibt ja durchaus gute Gründe, weshalb Aktien der Eurozone gemieden wurden. Die Wirtschaft schleppte sich in vielen Ländern dahin und schwankte zwischen Expansion und Kontraktion. Wenn die Wirtschaft nicht wächst können Unternehmen auch ihre Gewinne kaum steigern.

Die Lage ist in vielen Ländern der Eurozone immer noch nicht rosig. Sie ist aber besser als viele denken und der Trend zeigt nach oben. Persönlich sehe ich in den kommenden Monaten oder vielleicht sogar Jahren Potentzial für eine Outperformance der Euromärkte gegenüber dem US-Markt.

Die Märkte kann man natürlich nicht komplett trennen. Selten hat sich der eine Markt vom anderen abgekoppelt. Die europäischen Börsen werden kaum neue Rekorde erreichen, wenn den USA die Puste ganz ausgeht. Das ist kaum denkbar. Eine überproportional hohe Performance, wenn in beiden Kontinenten der Trend nach oben zeigt, ist aber möglich.

Auf den ersten Blick ist der Trend sowohl an der Börse als auch in der Wirtschaft ähnlich. Das zeigt sich z.B. auch an der Entwicklung von Kernindikatoren wie der Inflation. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Inflation. In den USA ist sie etwas dynamischer. Alles in allem ist der Verlauf parallel.

Die Inflationsrate gibt einen gewissen Aufschluss über die Dynamik einer Wirtschaft. Hier haben die USA aktuell die Nase vorn – auf den ersten Blick. An anderer Stelle hatte ich bereits daraufhin gewiesen, dass die Eurozone zuletzt deutlich schneller wuchs als die US-Wirtschaft.

Blickt man hinter die Kulissen, so zeigt sich ein vollkommen konträrer Trend in den USA und Europa. Grafik 2 zeigt dazu die Kerninflationsraten. Diese geben einen etwas besseren Aufschluss über die zugrundeliegende Gesundheit der Nachfrage. In den USA deutet sich eine Trendwende nach unten an. In der Eurozone hingegen scheint das Tal endgültig durchschritten zu sein. Eine Trendwende nach oben scheint zu beginnen.

Die Divergenz der letzten Monate lässt sich auch durch harte Fakten untermauern. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Konsumausgaben auf Jahressicht. Bis 2015 hatten die USA konsequent die Nase vorn. Bis Frühjahr 2016 war die Entwicklung ungefähr gleich. Inzwischen zeigt sich eine Outperformance der Eurozone beim Konsum.

Der Konsum läuft gerade so rund wie schon lange nicht mehr. Europa ist traditionell etwas weniger vom Konsum abhängig als die USA. Es sind daher nicht sofort Luftsprünge zu erwarten. Der Konsum sollte dennoch eine wichtige Stütze des Wachstums bleiben und in der Eurozone dauerhaft für mehr Dynamik sorgen.

Anleger haben europäische Aktien aus dem Euroraum lange gemieden. Sie sind in den USA übergewichtet und in Europa untergewichtet. Zusammen mit besseren wirtschaftlichen Aussichten spricht sehr viel für eine langanhaltende Outperformance von Euroaktien.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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