Kommentar
12:39 Uhr, 28.04.2014

Aktienmärkte erst am Anfang einer größeren Korrektur?

Seit Wochen beobachten wir eine Underperformance von Wachstumswerten. Das ist kein Zufall, sondern ein böses Omen.

Sobald sich die Zukunftserwartungen von Anlegern verschlechtern und der zukünftige Verlauf an den Märkten als ungewiss eingestuft wird, wird fleißig umgeschichtet. Seit Wochen sehen wir, dass Wachstumswerte verkauft werden. Der Markt korrigiert ziemlich stark. Value-Werte bzw. generell hochkapitalisierte Titel halten sich vergleichsweise gut. Der S&P 500 steht noch immer knapp unter seinem Allzeithoch. Die Erklärung dafür ist eben jene Umschichtung von kleineren und Wachstumswerten in große Unternehmen. Kommt eine Korrektur, so die Überlegung, dann verlieren die Blue Chips weniger als die volatileren Sektoren. So weit so gut. Heißt das nun aber, dass der S&P und Dax aufgrund dieser Umschichtungskäufe einer Korrektur entgehen kann?

Ein Blick auf die längere Historie von Value und Wachstumsaktien zeigt: Nein, davon kann man nicht ausgehen. Die Märkte sind hochkorreliert. Der erste Chart zeigt den US Large Cap Value Index, sowie den Small Cap Growth und Internet Index. Die Märkte laufen tendenziell parallel. Für Korrekturen gibt es dabei zwei Szenarien: entweder fangen alle Indizes gleichzeitig an zu korrigieren oder die Wachstumsaktien sind ca. 2 bis 3 Monate früher dran. In letzterem Fall liegt das an der Umschichtung. Es zeigt sich aber auch, dass nach dieser Galgenfrist wieder alle Märkte zu einer einheitlichen Linie finden. Die Indizes der größten Aktien beginnen nur etwas später zu korrigieren. Durch Umschichtung zögert man es hinaus, kann dem aber nicht entgehen.

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Der zweite Chart zeigt die gleiche Historie wie im ersten Chart über einen kürzeren Zeitraum. Darin lässt sich besser erkennen, was in den vergangenen Wochen geschehen ist. Internet und Small Cap Growth Aktien korrigieren seit Anfang März. Die Value Aktien steigen noch an. Unterstellt man, dass Marktteilnehmer immer wieder ähnlich agieren, dann bleibt fast nur ein Schluss übrig: die Large Cap Aktien werden noch zu korrigieren beginnen. Mit einer Verzögerung von 2 bis 3 Monaten beginnt die Korrektur. Die Zeit wird so langsam knapp. Ab jetzt bis Ende Mai wäre mit dem Beginn einer größeren Korrektur beim S&P, Dow Jones oder Dax zu rechnen.

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Anleger sollten mit Abgaben von mindestens 10% rechnen. Historisch gesehen ist das ein Minimum.

Eine Ausnahme springt im ersten Chart allerdings ins Auge. Als die Internetblase platzte, hielten sich Value Aktien ziemlich gut. Das lag daran, dass diese Aktien in den Jahren zuvor konsequent ignoriert wurden und bereits so niedrig bewertet waren, dass einfach nicht mehr viel Luft nach unten war. In dieser Zeit wurden Value Werte wieder neu entdeckt, was die Kurse über lange Zeit seitwärts laufen ließ, während der Rest des Marktes kollabierte. Heute würde ich damit nicht rechnen. Auch Standardwerte sind mit KGVs jenseits der 15 bewertet. Da kann man kaum von Value Schnäppchen sprechen.

Ob eine richtige Korrektur nun wirklich noch kommt, kann keiner genau vorhersagen. Die Anzeichen verdichten sich aber mehr und mehr. Die Abgaben bei Wachstumsaktien können als Vorlaufindikator dienen und der lässt nichts gutes ahnen.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • Rolli1001
    Rolli1001

    Bin auch der Meinung, denn die Chartsituation zeigt, dass da eine Investment Unlust vorherrscht. Korrekturen werden gekauft und bei 9500-9600 wird wieder verkauft. Das geht so lange bis einige Big Boys die Stecker ziehen an einem Tag wo auch noch bad News kommen. DAX dann 8500. Baerish würde es nur unter 8200 werden . Meine Meinung.

    13:04 Uhr, 29.04.2014
  • student
    student

    Sehr geehrter Herr Schmale, es wird so viel über Value und Growth gesprochen. Nach welchen klassischen Kriterien lassen sich beide unterscheiden?

    Viele Grüsse und Danke im voraus.

    18:56 Uhr, 28.04.2014
  • Investor
    Investor

    Werden die Wachstumswerte nicht deshalb verkauft, weil die hedge fonds ihre Kreditrisiken abbauen? Aus meiner Sicht liegt der Grund darin, daß die Banken wegen den Stresstests die Kreditlinien der hedge fonds reduzieren.

    Gleichzeitig erleben wir eine verstärkte M&A Tätigkeit der value Werte (Pfizer - Astra Seneca, GE/Siemens - Alstrom), die eine Neubewertung der value Aktien notwendig machen.

    Fundamental sind aus meiner Sicht 3 Faktoren zu beobachten:

    - Politische Risiken (Ukraine, Naher Osten)

    - das Wachstum in USA und Europa und die Entwicklung der Realzinsen und damit gekoppelte Liquidität

    - China

    20% Korrektur wären normal und das Risiko dafür besteht. Aber im Moment ist das Sentiment dafür zu niedrig, da eine Korrektur erwartet wird.

    Die guten Zahlen von Apple und den anderen Techfirmen werden im Mai zu einer Stabilisierung führen.

    08:16 Uhr, 28.04.2014
  • 280a
    280a

    Das klingt sehr einleuchtend. Besonders gespannt bin ich darauf, was Gold dann macht!

    20:01 Uhr, 27.04.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Kein Nickname -
    Kein Nickname -

    eine sehr logisch klingende Analyse, die man im Auge haben sollte...

    19:16 Uhr, 27.04.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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