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16:44 Uhr, 26.09.2012

Aktienbewertung am oberen Ende der Nachkrisenzeit

Frankfurt (BoerseGo.de) - Der von der Bank Sarasin erwartete heiße Herbst hat sich bisher als äußerst mild erwiesen. „Die ersten möglichen Stolpersteine für die Aktienmärkte haben sich in positive Auslöser verwandelt”, schreibt Philpp E. Bärtschi, Chefstratege der Bank Sarasin & Cie. AG in seiner aktuellen Finanzmarktkolumne. So habe die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Versprechen eingelöst und Anfang September die Details zum Kaufprogramm von Peripherie-Anleihen bekanntgegeben. Nur eine Woche später habe die US-Notenbank (Fed) die Erwartungen der Anleger sogar noch übertroffen und mit einem geldpolitischen Doppelschlag die Finanzmärkte entzückt. Die brennende Frage unter Anlegern laute nicht mehr wie hoch die Rückschlagsgefahr, sondern wie groß das Aufwärtspotenzial an den Aktienmärkten sei, so Bärtschi.

Mit der Bereitschaft „unlimitiert” kurzfristige Anleihen der Peripherie-Länder am Sekundärmarkt zu kaufen, habe die EZB den wichtigsten Punkt aus Sicht der Finanzmärkte erfüllt und damit ihre größte Waffe zur Verfügung gestellt. Obwohl diese Panzerfaust noch nicht über Munition verfüge, da die Länder zuerst bei der EU um Hilfe bitten müssen, schrecke sie doch die Angreifer ab, so Bärtschi. Auch die Fed hat die Märkte dem Chefstrategen zufolge positiv überrascht. Nach dem Entscheid, den Zeithorizont für niedrige Zinsen bis Mitte 2015 zu verlängern und ein zeitlich unlimitiertes neues Anleihen-Kaufprogramm (QE3) aufzulegen, hofften die Anleger auf eine ähnliche Wirkung wie bei QE1 oder QE2.

”Der Aktienmarkt hat nun bereits einiges vorweggenommen. Im Unterschied zu früheren monetären Stimuli scheint die Fed dieses Mal präventiv gehandelt zu haben. Die jüngsten Wirtschaftsdaten waren nämlich eher gemischt als schlecht”, sagt Bärtschi. Der Fed-Entscheid sei im Gegensatz zu QE1 und QE2 nicht an einem Tiefpunkt in den Märkten gekommen, sondern habe zusätzliches Öl in das Feuer der bereits laufenden Rallye gegossen. Da die Aktienkurse in die Höhe schnellten, während die Gewinnschätzungen mehrheitlich fielen, sei das Kursgewinnverhältnis (KGV) der Märkte an die obere Bandbreite der Nachkrisenzeit gestiegen. Mit einem KGV von knapp 13 seien US-Aktien nicht mehr günstig bewertet. Gleiches gelte für den europäischen Markt, auf dem die Dividendenrendite deutlich unter den Fünfjahresschnitt gefallen sei, so Bärtschi.

”Um die bestehenden Bewertungsbandbreiten der Nachkrisenzeit zu überwinden, müsste es zu einer großangelegten Reallokation von Anleihen oder Geldmarktanlagen in Aktien kommen. Die Vergangenheit zeigt, dass Anleger meist erst von einer erfolgreichen Anlageklasse in eine andere wechseln, wenn sich die Vorzeichen ändern. Sobald man mit Anleihen Geld verlieren würde, käme es zu einer signifikanten Umschichtung. Die beste Indikation dafür wären steigende Zentralbankzinsen, was vor 2015 unwahrscheinlich ist”, meint der Sarasin-Stratege. Die Bank Sarasin sieht daher trotz QE3 kaum noch Aufwärtspotenzial für die Aktienmärkte. Die Rallye der letzten Monate dürfte sich stark verlangsamen, und das Risiko einer Korrektur steige aus Bewertungssicht langsam an, so Bärtschi.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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