Aktienausblick: Einseitig risikoaverse Kursreaktionen könnten voreilig sein
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Den Haag (GodmodeTrader.de) - Im ersten Quartal 2018 haben wir die stärkste vierteljährliche Berichtssaison seit 2010 gesehen. Das Gewinnwachstum liegt bei 24 Prozent und das Umsatzwachstum bei knapp zehn Prozent. Beides liegt damit über den Erwartungen. Nicht überraschend kommt das höchste Wachstum aus dem Energiesektor (plus 79 Prozent, angetrieben durch den Anstieg des Ölpreises), dem Grundstoffsektor (plus 35 Prozent) und dem Technologiesektor (plus 31 Prozent), wie Patrick Moonen, Principal Strategist Multi Asset bei NN Investment Partners (NN IP), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Dabei seien die Gewinnerwartungen nach wie vor solide: Mehr als doppelt so viele Unternehmen erwarteten höhere Gewinne als niedrigere. Das ist die beste Quote seit 2010. Mit Blick nach vorne stiegen die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr, was zu attraktiveren, auf den Gewinnprognosen basierenden Aktienbewertungen geführt habe. Genau das sei in dieser Spätphase des Konjunkturzyklus zu erwarten, heißt es weiter.
„So betrachtet ist es – der leichten Kursgewinne im April zum Trotz – merkwürdig, dass die sehr gute Gewinnsituation der Unternehmen bisher keine nachhaltige Rally anfachen konnte. Im Gegenteil. Besorgte Anleger halten nach Anzeichen Ausschau, dass das Gewinnwachstum einen zyklischen Höhepunkt erreicht hat“, so Moonen.
Das habe asymmetrische, risikoaverse Kursreaktionen zur Folge: Unternehmen, die Kostendruck andeuteten, würden bestraft, obwohl sie (sehr) gute Ergebnisse veröffentlicht hätten, während Unternehmen, die starke Ergebnisse samt positivem Ausblick lieferten, nicht in gleichem Maße belohnt würden. Diese Marktreaktion sei ein typisches spätzyklisches Phänomen. Sie könnte aber voreilig sein, heißt es weiter.
„Wir schließen nicht aus, dass sich die Margen in den USA stabilisieren, aber sowohl in Europa als auch in Japan gibt es noch Luft nach oben. Insgesamt gehen wir davon aus, dass wir uns weiter in einem gesamtwirtschaftlichen Umfeld befinden, das durch Wachstum in allen Regionen gekennzeichnet ist und von allen Wirtschaftsakteuren – Verbrauchern, Unternehmen und Regierungen – getragen wird. Das bedeutet, dass das Risiko einer Rezession in den kommenden 12 Monaten gering ist. In der Vergangenheit haben aber nur Rezessionen einen Bullenmarkt in einen Bärenmarkt gedreht“, so Moonen.
Das Rezessionsrisiko sei zwar gering, doch das bedeute nicht, dass sich die Aktienmärkte reibungslos entwickeln würden. Sowohl die Politik als auch die Geldpolitik verdienten Beachtung. Die Inflationsentwicklung müsse genau beobachtet werden. Ein starker Inflationsanstieg würde die Zentralbanken dazu zwingen, deutlich auf die geldpolitische Bremse zu treten. Das könnte zu einer Abkühlung des Wirtschaftswachstums führen und hätte negative Auswirkungen auf die Unternehmensrentabilität. Der Markt würde einen doppelten Rückschlag erfahren durch niedrigere Bewertungen und niedrigere Gewinne. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in den kommenden Monaten passieren werde, scheine jedoch gering. Der Inflationsdruck bleibe verhalten und die US-Notenbank habe angedeutet, dass sie ein über dem Ziel liegendes Inflationsniveau vorübergehend tolerieren könne, heißt es weiter.
„In den vergangenen Monaten waren politische Risiken stets präsent. Das dürfte so bleiben. Anfang des Jahres machte Donald Trump mit harschen protektionistischen Äußerungen auf sich aufmerksam. Zudem gibt es keine Fortschritte im Nahen Osten. Ganz im Gegenteil: Die Probleme in der Region bleiben ein Faktor, der die Ölpreise weiter in die Höhe treibt und allmählich die Schwellenländer unter Druck setzen könnte. Insbesondere rechtfertigt die harte US-Politik gegenüber dem Iran einen höheren geopolitischen Risikoaufschlag für Öl“, so Moonen.
In den vergangenen Monaten habe man zwar die Übergewichtungen in den zyklischen Technologie- und Finanzsektoren reduziert und das Engagement in der Basiskonsumgüterbranche aufgestockt. Es gebe jedoch keinen Grund überzureagieren und eine defensive Übergewichtung aufzubauen, da die Konjunkturdaten immer noch gut und die Finanzierungsbedingungen locker seien. Das Verbrauchervertrauen habe Niveaus erreicht, wie man sie in den vergangenen zehn Jahren nicht gesehen habe, und man befinde sich in einer Phase, in der eine positive Rückkoppelung zwischen Verbrauchern und Unternehmen bestehe, heißt es weiter.
„Das ist ein Umfeld, das theoretisch vor allem zyklischen Branchen zugutekommt. Allerdings sind die Risiken aufgrund zunehmender Handelsspannungen gestiegen. Wir werden voraussichtlich viel Lärm und Drohungen erleben, und das belastet die Anlegerstimmung. Man darf nicht vergessen: Handelskriege sind aufgrund eines niedrigeren Wachstums, einer niedrigeren Rentabilität und einer potenziell höheren Inflation negativ für Aktien“, so Moonen.
Rohstoffe seien ein weiterer wichtiger Faktor. Zwar stellten spekulative Positionierungen in Öl ein kurzfristiges Risiko für den Ölpreis dar, andererseits dürften eine höhere Nachfrage dank der Wachstumserholung, die weitgehende Einhaltung der (N)-OPEC-Produktionskürzungen und geopolitische Risiken den Ölpreis stützen. Insgesamt sei der Energiesektor profitabel, und die Dividenden schienen sicher. Das sei angesichts der hohen Dividendenrendite des Sektors (über fünf Prozent für europäische Energieunternehmen) nicht unwichtig, heißt es weiter. „Wir haben zwar aus unserer Übergewichtung in Energieaktien Gewinne mitgenommen, sind aber immer noch leicht übergewichtet“, so Moonen.
Noch ein Wort zu den Bewertungen: Zyklische Titel wiesen im Vergleich zu defensiven Titeln die höchsten Kurs-Buchwert-Verhältnisse seit dem Höhepunkt der Technologieblase im April 2000 auf, und auch dieses Mal sei der Technologiesektor ein Haupttreiber dieser Marktentwicklung. Der große Unterschied zu damals sei, dass der IT-Sektor heute äußerst profitabel sei, heißt es weiter. „Wenn wir den hohen Gewinnanteil des IT-Sektors berücksichtigen, erscheinen die heutigen Bewertungsniveaus viel vernünftiger. Insgesamt lässt sich sagen, dass die bereits starke Wertentwicklung von zyklischen Titeln und der breite Konsens, der am Markt vorherrscht, zu einer gewissen Vorsicht bei unserer Allokation berechtigen. Energie, Industrie und Basiskonsumgüter sind unsere bevorzugten Sektoren, während wir in Aktien mit teilweise anleiheähnlichen Merkmalen leicht untergewichtet sind“, so Moonen.
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