Kommentar
10:20 Uhr, 19.05.2021

Aktien: Was tun, wenn die nächste Korrektur kommt?

Die nächste Korrektur kommt, ob es Anleger wahrhaben wollen oder nicht. Der Markt befindet sich sogar an einer kritischen Schaltstelle.

Als Buy and Hold Anleger sehe ich der nächsten Korrektur gelassen entgegen. Eher zufällig war ich vor dem Crash im März 2020 nicht investiert. Ab dem 12. März wurde gekauft. Mit voller Wonne habe ich ins fallende Messer gegriffen, obwohl viele Börsenweisheiten davon eigentlich abraten. Wer nicht ins fallende Messer greift und wartet, bis alles wieder rosig aussieht, verpasst die große Chance. Die Käufe an sich waren unspektakulär (ETFs auf Dax und S&P 500). Seither halte ich und schichte von Zeit zu Zeit moderat um, z.B. Banken nach der US-Präsidentschaftswahl zusammen mit Value-Aktien. Am Aktienmarkt finden immer Sektorrotationen statt. Das kann man nutzen. Inzwischen ist der Markt hoch bewertet, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu hoch. Zudem befindet sich der Markt an einer interessanten Schaltstelle. Sowohl der Crash als auch die darauffolgende Rally haben starke Parallelen zu 2009. Irgendwann ist jede Rally einmal erschöpft und muss konsolidieren.


Ob nach einem kurzfristigen Schock oder einem langen Bärenmarkt, der Aktienmarkt ist keine Einbahnstraße. Im Normalfall korrigiert der Markt früher in einem neuen Zyklus. In den vergangenen 100 Jahren hat der Markt bisher nur zweimal eine so konsistente Rally gezeigt wie jetzt. Das war nach der Finanzkrise und 1935, als die Große Depression ein Ende fand (Grafik 2).

Eine Korrektur fällt nicht vom Himmel. Irgendetwas muss Anleger beunruhigen. Aktuell gibt es zwei Themen, die jederzeit eskalieren können: Inflations- und Zinsängste. Seit Februar beschäftigen diese Ängste den Markt. Bisher gab es bis auf minimale Rücksetzer keine gravierenden Konsequenzen.

Mit etwas Glück bleibt das auch so. Ohnehin war der Markt bisher unglaublich stark. Kleinanleger haben dazu einen Beitrag geleistet. Nach dem Platzen der Internetblase blieben sie dem Markt größtenteils fern. Dank Langeweile, Geldgeschenken von der Regierung und Trading-Apps wie Robinhood hat eine neue Generation den Aktienmarkt entdeckt. Es floss mehr Geld in den Markt als etwa nach der Finanzkrise.

Korrekturen wurden trotz allem nicht abgeschafft. Der Sommer wird diesbezüglich kritisch. Einerseits nähert sich die Dauer der Rally zeitlich dem Ablaufdatum (gemessen an der Länge von historischen Rallys) und fundamentaler Gegenwind baut sich auf. Das laufende Quartal ist das stärkste für die Wirtschaft. Danach wird das Wachstum wieder sinken. Eine Verlangsamung von Wachstum korreliert mit Korrekturen auf dem Aktienmarkt.

Die Korrektur ist fast zum Greifen nahe. Persönlich ändere ich deswegen nichts an meiner grundsätzlichen Depotausrichtung. Dafür waren die Einstiegskurse vor gut einem Jahr einfach zu attraktiv. Die Bewertung des Marktes wirkt jedoch zunehmend überhöht. Eine Erhöhung des Cashanteils in den nächsten Wochen auf 20 % kann ich mir vorstellen, um Manövriermasse zu haben.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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