Kommentar
09:21 Uhr, 30.06.2020

Aktien: War das überhaupt ein Bärenmarkt?

Die Börse ist schnelllebig. Das wissen wir. Dass innerhalb von drei Monaten ein Einbruch von 40% und eine Rallye von 40% möglich sind, hätten die wenigsten gedacht. Wie geht es jetzt aber weiter? Ist der Bärenmarkt beendet?

In einem ersten Schritt muss man sich die Frage stellen, ob es überhaupt ein Bärenmarkt war. Aktienmärkte überall auf der Welt sind stark eingebrochen. An den Kursverlusten liegt es nicht, wenn man die Frage stellt. Vielmehr liegt es an der zeitlichen Ausdehnung. Bärenmärkte sind nicht nur durch das Ausmaß der Kursverluste charakterisiert, sondern auch durch ihre Dauer.

Eine Korrektur dauert wenige Wochen oder Monate. Ein Bärenmarkt dauert für gewöhnlich mehrere Quartale. So ist jeder Bärenmarkt im Langfristchart gut zu erkennen, nur einer nicht: der aktuelle (Grafik 1). Der jetzige Bärenmarkt ist kaum wahrnehmbar, weil die Dauer der Abwärtsbewegung bei nur einem Monat lag und der Großteil der Kursverluste innerhalb von zwei Monaten wettgemacht wurde.


Selbst 1987, der Crash der der jetzigen Bewegung am ähnlichsten ist, ist gut erkennbar. Der Crash war schnell, die Erholung hingegen war langsam. Dabei war die Wirtschaft damals in gutem Zustand. Das können wir heute nicht sagen. Trotzdem war die Erholung vor 33 Jahren langsamer.

Eine Erholung der Kurse findet nicht von alleine statt. Anleger müssen zugreifen und die Kurse nach oben treiben. Sie haben im Crash fleißig verkauft und ihre Aktienallokation deutlich nach unten gefahren. Grafik 2 zeigt dazu den Anteil, den Aktien an den gesamten Vermögenswerten in den USA haben. Die Allokation erreicht wieder fast das Vorkrisenniveau und es fehlt nicht viel bis zur Rekordallokation zur Zeit der Internetblase.


Der S&P 500 erreichte kurzfristig mehr als 3.200 Punkte. Das war nur noch einen Steinwurf von der Allzeithochs entfernt. Die sehr schnelle Reaktion der Anleger machte das möglich und es scheint als wäre der Bärenmarkt vorüber.

Zuletzt zeigt der Markt aber Schwäche. Da Anleger schon wieder eine historisch hohe Aktienallokation haben, fragt man sich, was noch möglich ist. Nicht mehr viel. Anleger haben gekauft, die Allokation ist nahe des Vorkrisenhochs. Es fehlt nun an Geld, das den Markt noch weiter nach oben treiben kann.

Gleichzeitig türmen sich die schlechten Neuigkeiten weiter auf. Der Bärenmarkt war bisher in der Langfristperspektive kaum zu erkennen. Er war zu kurz. Er ist aber auch noch nicht vorbei. Blicken wir in drei Jahren noch einmal auf den Langfristchart, dürften wir den Bärenmarkt deutlich erkennen. Das, was einen Bärenmarkt neben Kursverlusten noch ausmacht – Zeit – wird sich in den kommenden Wochen und Monaten materialisieren. Jetzt ist Geduld gefragt.

Clemens Schmale


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5 Kommentare

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  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Ein Crash wird kommen und eine Inflation im höheren einstelligen Bereich auch.

    21:56 Uhr, 30.06. 2020
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Was nicht ist kann noch werden.

    Wenn der gelungene Testflug einer Boeing (die längst fliegen sollte, niemals abgestürzt sein sollte und auf Jahre nicht verkauft werden wird) mit einigen Milliarden Börsenwert in wenigen Stunden belohnt wird - dann sind wir eben in einer fetten Blase. Punkt.

    Gleiches ist ablesbar bei insolventen Fluglinien, pleite-Autovermietern, DAX-Schummel-Firmen, Nicht-Fleisch-Burger-Herstellern (als ob "Salat" innovativ wäre) ... etc.

    Ü45 Millionen Arbeitslose in den USA - den "Markt" hält auch die FED nicht oben.

    No, nay, never ...

    Crasht halt wieder - ob im kommenden Jahr, im Herbst (Wahljahre sind gute Jahre :-) ) oder Donnerstag....

    Trump im Mai: "The best is yet to come"

    WHO gestern: "The worst is yet to come"

    Ich weiß, wem ich glauben werde.

    14:13 Uhr, 30.06. 2020
  • mkronen
    mkronen

    Die Inflation ist doch da, die der Immos, Aktien, Anleihen. Super !

    14:02 Uhr, 30.06. 2020
  • Effe
    Effe

    vielen Dank, ich denke die Bullen haben BSE

    12:29 Uhr, 30.06. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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