Fundamentale Nachricht
15:29 Uhr, 08.01.2019

Aktien: Vier Vorhersagen für 2019

Eine straffere Geldpolitik dürfte den Fondsmanager von Aviva Investors zufolge 2019 einen großen Einfluss auf die Aktienperformance haben.

London (GodmodeTrader.de) - Weltweit zeigten Aktien 2018 eine gemischte Performance. Anfang des Jahres gewann der Bullenmarkt in den USA noch an Dynamik, Turbulenzen in der Tech-Branche brachten die Rallye im Oktober dann aber zu einem abrupten Ende, wie die Fondsmanager von Aviva Investors in einem Ausblick auf 2019 schreiben.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China – und Sorgen um deutliche Auswirkungen auf das Wachstum in handelsabhängigen Volkswirtschaften – hätten ebenfalls zur unterdurchschnittlichen Wertentwicklung beigetragen, mit besonders negativen Folgen für die Schwellenländer. In Großbritannien und Kontinentaleuropa habe es zusätzlichen Gegenwind durch die Unsicherheiten rund um den Brexit und italienischen Haushalt gegeben, heißt es weiter.

Werde 2019 also weitere schlechte Nachrichten bringen oder könnten sich die globalen Märkte erholen? Die Fondsmanager von Aviva Investors machen vier Vorhersagen:

  1. Ausgang des Handelsstreits beeinflusst Entwicklung

„Der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China dürfte sich 2019 negativ auf die Entwicklung auswirken, insbesondere, wenn weitere Zollerhöhung durch eine Einigung nicht verhindert werden können. Abgaben auf Importe aus China belasten schon jetzt das Geschäftsklima und könnten zu niedrigeren Konsumausgaben führen, wenn die Unternehmen die höheren Kosten an die Kunden weitergeben. Chinas Vergeltungszölle auf US-Exporte von Rohstoffen wie Sojabohnen und Rohöl sind in diesen Sektoren schon jetzt zu spüren“, so die Aviva-Fondsmanager.

Die Handelskonflikte hätten auch andere Regionen besonders hart getroffen, etwa die Schwellenländer. In Märkten wie Großbritannien seien die meisten negativen Nachrichten in den Kursen der am stärksten gefährdeten Unternehmen nun schon enthalten. Eine Deeskalation im Zollkonflikt könnte daher bei internationalen Unternehmen mit Sitz in Großbritannien einen kräftigen Kursanstieg auslösen – insbesondere in der Bergbau- und Industriebranche, heißt es weiter.

  1. Zinserhöhungen als Gefahr für verschuldete US-Unternehmen

Eine straffere Geldpolitik dürfte zudem 2019 einen großen Einfluss auf die Aktienperformance haben. In dem Umfeld rekordniedriger Zinsen hätten die Unternehmen den relativ günstigen Zugang zu Kapital genossen, um das Wachstum mit Krediten anzuschieben. Ebenfalls Folge des niedrigen Zinsniveaus sei ein Liquiditätsüberschuss gewesen, den Unternehmen für eine steigende Verschuldung genutzt hätten – nach dem Motto „Eine steigende Flut für alle Schiffe“. Jetzt, da sich die Finanzierungsbedingungen verschärften und die Zinsen anzögen, könnten sich Unternehmen mit zu hohen Schulden als besonders anfällig erweisen – speziell in den USA, die im Zinszyklus schon weiter fortgeschritten seien, heißt es weiter.

„Wir erwarten, dass die Europäische Zentralbank aufgrund der moderaten Inflation die Zinsen 2019 anheben wird. In einem solchen Szenario würde sich der breitere europäische Finanzsektor wahrscheinlich gut entwickeln. Dies könnte für Aktieninvestoren chancenreich sein, da Bankaktien derzeit auf Basis der Kurs-Buchwert-Verhältnisse günstig erscheinen. Europäische Basiskonsumgüterunternehmen, deren defensive Eigenschaften Investoren schätzen, sind hingegen schon jetzt teuer. Daher meiden wir den Sektor derzeit“, so die Aviva-Fondsmanager.

  1. Einigung im italienischen Haushaltsstreit würde Stimmung in Europa heben

Die Spannungen im Streit zwischen Italien und der Europäischen Kommission würden europäische Aktien 2019 trotz der aktuellen Einigung beeinflussen. Die italienische Koalitionsregierung habe eine frühere Zusage, die Kreditaufnahme zurückzuführen, gebrochen und plant ein Budget, das gegen die Verschuldungsregeln der Kommission verstoße. Die Konfrontation habe in Italien euroskeptische Ressentiments geschürt und die Märkte belastet. Allerdings sei das für Investoren beunruhigende Worst Case-Szenario, nämlich ein Ausstieg Italiens aus der EU, unwahrscheinlich, heißt es weiter.

„Wir sind optimistisch, dass die jetzt gefundene Einigung italienischen Bankaktien 2019 zugutekommen dürfte. Kleinere italienische Banken dürften jedoch aufgrund möglicher Finanzierungsprobleme anfällig bleiben. Einige Kommentatoren haben Bedenken, wie sich das Ende des EZB-Anleihekaufprogramms auf Italien auswirken wird. Wir gehen aber davon aus, dass die Wirtschaft die auslaufende Zentralbankunterstützung verkraften wird“, so die Aviva-Fondsmanager.

  1. Schwellenländer bieten Stock Picking-Chancen

Nachdem längere Zeit makroökonomische Treiber die Kurse der Vermögenswerte in den Schwellenländern bestimmt hätten, dürften 2019 die Fundamentaldaten der Unternehmen wieder wichtiger werden. Viele Schwellenländer wüchsen immer noch schneller als ihre Pendants in den Industrieländern. Durch den Kursrücksetzer schienen die Bewertungen jetzt attraktiver, heißt es weiter.

„Günstige Investmentchancen können sich bei ausgewählten Technologieaktien aus Schwellenländern bieten. 2018 wurden Technologieunternehmen aus den Emerging Markets von einem Doppelschlag getroffen: erst durch den Schwellenländer-Rücksetzer und dann durch den Ausverkauf von US-amerikanischen Technologieaktien. Dabei sind nicht alle Tech-Unternehmen der Schwellenländer für ihr Wachstum auf US-amerikanische Tech-Giganten angewiesen. Anders als ihre Aktienkurse vermuten lassen, spielt der Handelskonflikt zwischen den USA und China für sie keine allzu große Rolle. Mit dem zunehmenden Druck auf US-amerikanische Technologieaktien könnte der Abschlag, zu dem einige Technologieunternehmen in den Schwellenländern gehandelt werden, Investoren 2019 zu einer Neuordnung ihres Portfolios veranlassen“, so die Aviva-Fondsmanager.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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