Kommentar
07:41 Uhr, 09.10.2018

Aktien USA: Etwas fehlt noch für das Ende des Bullenmarktes

Kaum geht der Markt ein klein wenig nach unten, liest man von Untergangsfantasien. Damit der Markt kippt, fehlt aber noch ein Puzzlestein.

Die Schwäche des Aktienmarktes Ende vergangener Woche wurde dem Zinsanstieg in den USA zugeschrieben. Gleichzeitig gab es vermehrt Warnungen, dass der Markt deswegen genau jetzt kippen könnte. Persönlich halte ich diese Warnungen für verfrüht, zumal diese Warnungen alle paar Wochen auftauchen – seit Jahren.

Marktteilnehmer sind trotz des Zinsanstiegs immer noch sehr risikofreudig. Kaum etwas zeigt das besser als der Renditespread von Ramschanleihen zu US-Treasuries (Grafik 1). Junk Bonds sind per Definition risikoreich. Je geringer deren Zinsaufschlag gegenüber sicheren Staatsanleihen ist, desto risikofreudiger sind Anleger

Der Spread ist aktuell so niedrig wie zuletzt 2006. Die Risikofreude ist also ziemlich groß.

Mittelfristig ist das ein Belastungsfaktor. Wenn alle Welt zu euphorisch ist, kann der Umkehrpunkt nicht mehr weit sein. Derzeit gibt es diese Umkehr nicht. Man konnte schon jahrelang auf diese Umkehr warten – vergeblich. Man sollte die Umkehr nicht vorwegnehmen, sondern auf die Fakten warten.

Solange die Spreads kleiner werden, ist auch eine Umkehr des Trends auf dem Aktienmarkt unwahrscheinlich. Der Spread und die Aktienmarktperformance sind eng korreliert. Wer in Erwartung einer Trendumkehr aussteigt, lässt vermutlich viel Geld liegen.

Nun ist dieser Spread nicht der einzige Indikator, nach dem sich Anleger richten können. Ein anderer ist die Marktbreite (Grafik 2). Diese sieht nicht gerade ermunternd aus. Sie bricht förmlich weg. Die Hochs am Aktienmarkt wurden also von immer weniger Aktien getragen.

Eine Divergenz von Marktbreite und Kursen löst sich früher oder später auf. Im Normalfall gewinnt die Marktbreite. Es kommt also zu einer Korrektur der Aktienkurse. Genau das sehen wir jetzt gerade im Oktober. Die Kurse fallen und harmonieren nun wieder mit der Marktbreite. Mehr als eine Korrektur steckt jedoch nicht dahinter.

Die Korrektur sorgt für einen Anstieg der Volatilität. Das passt gut ins Bild (Grafik 3). Die Volatilität steigt am Ende eines Konjunkturzyklus. Der Konjunkturzyklus wird dabei von der Zinskurve dargestellt. Nach und nach bewegen wir uns auf ein Regime höherer Volatilität zu.

Kursschwankungen sind dabei vollkommen normal. Vieles spricht mittelfristig tatsächlich für eine Trendumkehr, aber eben nur mittelfristig. Den Bullenmarkt gerade jetzt zu begraben, halte ich persönlich für verfrüht, denn trotz aller Indikatoren, überschwänglicher Risikofreude usw. fehlt ein wichtiger Puzzlestein: das Sentiment.

Das Sentiment der US-Verbraucher ist weiterhin robust bzw. steigt sogar. Solange das wirtschaftliche Sentiment nicht kippt, kippt auch der Markt nicht. Trotz aller Warnsignale ist eine nachhaltige Trendumkehr (Bärenmarkt, nicht nur Korrektur) unwahrscheinlich, wenn das Sentiment weiterhin so robust ist.

Aus meiner Perspektive ergibt das dann folgendes: der Bullenmarkt ist noch nicht vorbei. Das fällt nach mehreren Tagen schwerer Kursverluste etwas schwer zu glauben. Man darf bei aller Analyse einzelner Tage aber nicht das Big Picture aus dem Auge verlieren.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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