Kommentar
07:45 Uhr, 21.04.2016

Aktien steigen und keiner ist dabei?

Wer der aktuellen Rally skeptisch gegenübersteht, ist nicht allein. Viele namenhafte Analysten halten mit ihrer Meinung über die Kursbewegung nicht hinterm Berg. Und die Meinung ist klar.

Einige US Analysten nennen die derzeitige Rally die am meisten gehasst Rally seit vielen Jahren. Das ist eine starke Aussage. Viele Anleger können sich damit aber vermutlich identifizieren, denn nur wenige haben die Tiefs im Februar abfischen können. Gerade Privatanleger stehen noch an der Seitenlinie und blicken ungläubig auf die Kurse. Wem es so geht, der dürfte nicht nur mit Skepsis auf die Rally blicken, sondern vielleicht auch mit einer negativen Emotion.

Die fehlende Beteiligung der Privatanleger an der Rally ist nicht das, was die Analysten zu ihrer Aussage bewegt hat. Vielmehr gab es ganz andere Gründe. Zum einen ist da die fehlende Marktbreite. Es fehlte an Aktien, die neue 52-Wochenhochs ausbilden konnten. Das Verhältnis von Aktien mit neuen Tiefs gegenüber Aktien mit neuen Hochs zeigt einen klaren Abwärtstrend an. Auch die Advance/Decline Line (Verhältnis steigender zu fallender Aktien) gab wenig Grund zur Hoffnung. Zu guter Letzt wurden vor allem Large Caps gekauft. Der Rest des Marktes profitierte kaum von der Aufwärtsbewegung.

Inzwischen kann man nicht mehr sagen, dass die Marktbreite komplett fehlt. Sie kommt langsam zurück, was der Rally etwas Rückhalt bietet. Man kann trotzdem noch viel an der Kursbewegung aussetzen und skeptisch bleiben. Das Handelsvolumen geht an den Börsen rapide zurück. Generell sagt man, dass ein Trend, der von sehr dünnem Volumen getragen wird, kein starker Trend ist. Oftmals bilden sich die letzten Hochs vor Beginn eine Bärenmarktes bei dünnem Volumen aus. Genau davor haben viele derzeit Angst.

Angst muss und sollte man deswegen jedoch nicht haben. Die Grafik zeigt das Handelsvolumen an der New York Stock Exchange und den S&P 500. Mit wenig Mühe lässt sich erkennen, dass das Volumen in Korrekturphasen sprunghaft ansteigt. In Bullenmärkten fällt das Volumen tendenziell. Genau das sehen wir auch derzeit wieder. Das Volumen war an der NYSE besonders in den Jahren 2012 und 2013 dünn. In diesen Jahren war die Performance der Indizes traumhaft.

Fallendes Volumen signalisiert nicht automatisch, dass eine Rally schwach ist und nicht von der Masse getragen wird. Das Volumen ist derzeit auch nicht außergewöhnlich tief, es kehr lediglich zum Mittel der letzten Jahre zurück. Solange sich das nicht ändert, ist eigentlich alles in Ordnung. Es ist nicht zu erkennen, dass sich kaum jemand an der Rally beteiligt und sie deshalb zum Scheitern verurteilt ist. Vielmehr kann es sogar sein, dass viel Geld noch an der Seitenlinie wartet und auf den Ausbruch nach oben über die bisherigen Allzeithochs wartet.

Die Rally kann durchaus weitergehen. Persönlich bleibe ich trotz allem aber auch skeptisch. Ab heute beginnen die großen Notenbanken zu tagen und ihre Entscheidungen mitzuteilen. Nach der EZB in dieser Woche folgen die Bank of Japan und US-Notenbank kommende Woche. Gleich darauf werden die Wachstumszahlen der US-Wirtschaft für das erste Quartal veröffentlicht und nur wenige Tage später folgt der Arbeitsmarktbericht für den Monat April. All das birgt Potenzial für einen raschen Stimmungsumschwung. Es muss nur ein Notenbanker das Wort "Zinserhöhung" in den Mund nehmen...

Die Entscheidung des Marktes sollte man nicht vorwegnehmen. Neu investieren fällt derzeit schwer. Persönlich fühle ich mich mit einer Investitionsquote von 70 % wohl. Argumente für eine Investitionsquote nahe 100 % fehlen mir aktuell.

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4 Kommentare

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  • joao
    joao

    Kunden aus dem OSZ-Trading waren beim DAX-Anstieg nicht dabei!!!

    11:04 Uhr, 21.04. 2016
  • whynot
    whynot

    Mir kommt es so vor als wollten ein paar große Adressen die Aktienmärkte über wichtige Marken hieven und damit antriggern - das Publikum wird zur nächsten Runde angefüttert.

    10:11 Uhr, 21.04. 2016
  • pilly
    pilly

    ausserdem ,haben wir doch bald DEN Boersenmonat:

    SELL IN MAY AND GO (STAY) AWAY !!!

    10:03 Uhr, 21.04. 2016
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Die Umsätze gehen generell zurück, verschiedene Börsen, banken Handelsplattformen, am Ende ist die Aussage Trotzdem nicht falsch

    07:59 Uhr, 21.04. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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