Kommentar
17:55 Uhr, 18.08.2020

Aktien sind überall auf der Welt überteuert

Die Kurse sind nicht nur in den USA und Deutschland wieder auf Rekordniveau. Sie sind es überall auf der Welt.

Der globale Aktienmarkt hat in den letzten 20 Jahren an einer bestimmten Stelle immer wieder nach unten gedreht. Dieser Punkt ist beinahe wieder erreicht. Es handelt sich dabei um ein Bewertungsniveau, das in Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ausgedrückt wird. Der Aktienmarkt, ausgedrückt als Prozent der Wirtschaftsleistung, wird auch gerne als Buffett Indikator bezeichnet. Buffett ist davon überzeugt, dass diese Darstellung sinnvoll ist, um Unter- und Überbewertung zu erkennen. Es gibt dabei allerdings ein Problem. Die Kapitalisierung des US-Aktienmarkts liegt seit liegt de facto seit über 25 Jahren im überbewerteten Bereich. Schnäppchen gab es nur für wenige Monate beim Tief nach Platzen der Internetblase und zum Tief während der Finanzkrise. Der US-Aktienmarkt ist hoch bewertet, aber Anleger machen das mit. Wenn man darauf wartet, dass der Buffett Indikator wieder in die Kaufzone fällt, wartet man vermutlich sein ganzes Leben. Das Problem ist der Vergleichswert. Vergleicht man die Marktkapitalisierung von US-Unternehmen mit der Wirtschaftsleistung der USA, ignoriert man einen wichtigen Umstand...

US-Unternehmen machen fast 50 % ihrer Umsätze im Ausland. Die Wirtschaftsleistung der USA ist also nicht unbedingt der beste Maßstab. Nun kann man lange rätseln, was der richtige Maßstab ist. Ist es die weltweite Wirtschaftsleistung? Das kann man machen, ist aber auch nicht unbedingt richtiger. Viele US-Unternehmen sind nicht überall vertreten. Technologieunternehmen, die aktuell den Markt bestimmen, sind etwa in China untervertreten und Chinas Wirtschaftsleistung macht immerhin 15 % des weltweiten BIPs aus.

Stattdessen kann man auch einfach die wichtigsten Aktienmärkte mit ihrer Kapitalisierung zusammenzählen und der kombinierten Wirtschaftsleistung gegenüberstellen. Das geschieht in Grafik 1. Repräsentiert sind ca. 80 % der globalen Wirtschaftsleistung und deren Aktienmärkte.


Hier zeigt sich, dass Aktien global auf ein Bewertungsniveau zusteuern, das in der Vergangenheit Wendepunkten entsprach. Ab 120 % wird die Luft sehr dünn. Es ist nicht ganz klar, wo genau die Bewertung aktuell steht. Normalerweise ändert sich die Wirtschaftsleistung nur langsam. In den letzten Monaten bracht die Wirtschaftsleistung im zweistelligen Bereich ein. In manchen Ländern sogar um fast 20 %.

Dafür läuft gerade wieder ein Rebound, aber keine weiß ganz genau wie viel von dem Einbruch wieder aufgeholt wurde. Die Zahlen werden ja nur einmal pro Quartal veröffentlicht. Die Unsicherheiten bei der Bewertung sind derzeit also höher als sonst. Man kann aber guten Gewissens sagen, dass Aktien global hoch bewertet sind und die Luft dünner wird.

Verkaufen muss man deswegen nicht unbedingt. Der Trend ist intakt. Kaufen würde ich bei diesem Niveau nicht unbedingt, aber auch nicht verkaufen. Stattdessen heißt es halten und abwarten.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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