Kommentar
12:10 Uhr, 15.02.2021

Aktien massiv überkauft und dennoch billig?

Der Aktienmarkt ist derzeit in einer besonderen Lage. Viele Werte und Indizes sind stark überkauft. Trotzdem sind sie günstig.

Wenn ein Wert auf Allzeithoch ist, gerade stark gestiegen ist und als überkauft gilt, denkt man nicht unbedingt an das Wort billig. Genauso ist es aber, wenn man über Emerging-Markets-Aktien spricht. Diese konnten wie auch Indizes bei uns und in den USA nach dem Selloff im März 2020 einen stattlichen Rebound zeigen. Aktien aus den Emerging Markets sind für ihre Volatilität bekannt. Das gilt auf beiden Seiten, bei Kursabschlägen und Kursgewinnen. Derzeit zeigen sie hohe Kursgewinne. Es ist die größte Rallye seit dem Rebound nach der Finanzkrise (Grafik 1). Dazu markiert der MSCI Emerging Markets ein neues Allzeithoch.

Nach dem senkrechten Kursanstieg ist der Index überkauft. Gleichzeitig aber ist er immer noch günstig. Alles ist eben relativ. Vergleicht man die Bewertung des MSCI Emerging Markets mit dem des S&P 500, so sind Emerging Markets Aktien immer noch historisch niedrig bewertet (Grafik 2).

Nur einmal in den letzten 35 Jahren waren die Aktien günstiger. Das war Ende der 90er Jahre. Rohstoffe waren gerade billig und da viele Emerging Markets Rohstoffexporteure sind, waren auch die Aktien tief bewertet.

Trotz der Rallye in letzten 11 Monaten stehen wir erst am Anfang eines Trends, bei dem EM-Aktien gegenüber den USA und Europa wieder höher bewertet werden. Die Outperformance kann jahrelang anhalten – je nachdem wie schnell sich die Bewertungsdifferenz normalisiert.

Wie schnell eine Normalisierung sein kann, wenn sie erst einmal begonnen hat, zeigen US-Small Caps. Diese stehen fast 40 % oberhalb ihrer 200-Tage-Linie und damit so weit weg wie noch nie (Grafik 3). Auch hier kann man davon sprechen, dass Small Caps massiv überkauft sind.

Im Verhältnis zum S&P 500 sind sie aber immer noch nicht teuer. Das Verhältnis hat sich etwas normalisiert (Grafik 4), steht aber immer noch unter dem Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2016. Im Vergleich zu Anfang 2020 haben sie jedoch viel Boden gutgemacht.

Wenn die Normalisierung einer Bewertungsdifferenz erst einmal beginnt, kann es auch schnell gehen. Bei Small Caps würde ich auf den Trend nicht mehr aufspringen. Umfragen von Vermögensverwaltern zufolge ist das Sentiment extrem bullisch. Die Positionierung ist entsprechend auch sehr bullisch. Es gibt nicht mehr viele, die kaufen wollen. Dass Small Caps mittelfristig gegenüber Large Caps weiter steigen, ist jedenfalls deutlich schwieriger als in den letzten Monaten.

Bei Emerging Markets ist die Positionierung und Erwartung ebenfalls bullisch. Die Bewertungsdifferenz spricht allerdings Bände. Hier sind Rücksetzer Kaufgelegenheiten.

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Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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