Aktien: Größeres Interesse an Dividendenrenditen
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Quartalsgewinne übertreffen erneut Erwartungen
Fünfundsiebzig Prozent der im S&P 500 vertretenen Unternehmen erzielten im zweiten Quartal höhere Gewinne als erwartet. Vor allem bei Investitionsgütern und im Gesundheitswesen wurden Überraschungen verzeichnet. Die Überraschungen fielen bei Unternehmen im diskretionären Konsumgütersektor am niedrigsten aus; allerdings schnitten auch hier 62 % der Unternehmen aus diesem Sektor besser ab als von den Analysten prognostiziert.
Die Unternehmen meldeten einen Anstieg des Gewinn- und des Umsatzwachstums. Diese positive Entwicklung wurde nicht nur aus den USA, sondern auch aus anderen Regionen gemeldet. Die günstige Entwicklung der Unternehmensgewinne, die unerwartet robusten Konjunkturdaten aus Europa, Anzeichen dafür, dass eine Überhitzung der chinesischen Konjunktur vermieden wurde und gute Nachrichten aus dem Finanzsektor (Stresstests in Europa, Basel III) sprechen sämtlich für eine Normalisierung der Risikobereitschaft bei Aktienanlegern. Allerdings haben eindeutige Anzeichen dafür, dass das Wachstum in den Industrieländern seinen Höhepunkt überschritten hat, in der ersten Augusthälfte zu einer gewissen Nervosität geführt.
Gewinnwachstum 2011 in den Emerging Markets: +22 %
Wahrscheinlich haben die Quartalsdaten in diesem Konjunkturzyklus bereits ihren Höchststand erreicht. Für 2010 prognostizieren wir ein Gewinnwachstum in Höhe von 39 % für US-Unternehmen bzw. 36 % für europäische Unternehmen und 30 % für Unternehmen aus den Emerging Markets.
Angesichts des voraussichtlich gedämpften Wachstums in den Industrieländern, der Steueranhebungen und des Anstiegs der Rohstoffpreise dürfte das Gewinnwachstum 2011 deutlich schwächer ausfallen und in den USA und Europa lediglich bei gut 10 % liegen. Mit einem prognostizierten Gewinn-wachstum von 22 % liegen die Emerging Markets deutlich in Führung.
Telekommunikationsdienstleistungssektor deutlich positiv
In den vergangenen Monaten haben defensive Sektoren insgesamt besser abgeschnitten als zyklische Sektoren. Innerhalb des defensiven Segments scheinen vor allem Telekommunikationsdienstleistungen aufzuholen. Angesichts der voraussichtlich längerfristig niedrigen Anleiherenditen halten die Anleger Ausschau nach attraktiven Renditen. Telekommunikationsdienstleistungen weisen von allen Sektoren die höchste Dividendenrendite auf.
Dass die Aktienmärkte bei weitem nicht optimistisch gestimmt sind, lässt sich daran erkennen, dass sie bis 2013 Dividendensenkungen erwarten. Wir halten dies für äußerst unwahrscheinlich. Man denke an die hohen Cashflows und die soliden Bilanzen. Zudem entsprechen die Dividendenausschüttungen im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen dem historischen Durchschnitt.
Anleger verringern ihr Engagement in US-Aktien zugunsten Europas und der Emerging Markets
Die USA haben vor kurzem ihre Stellung als bevorzugte Region verloren. Aktienanleger reduzieren ihr Engagement an der Wall Street zugunsten von europäischen und Emerging-Markets-Werten.
Die Emerging Markets haben im bisherigen Jahresverlauf um 4 % besser abgeschnitten als die Industrieländer. Die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Wachstumsdämpfung waren erfolgreich, und höhere Rohstoffpreise, attraktive Bewertungen und bessere Fundamentaldaten (solidere Unternehmensbilanzen, robustere Staatshaushalte und stärkeres Wachstum) stützen die Outperformance.
Aktienkurse preisen bereits einige Risiken ein
Angesichts der äußerst niedrigen Anleiherenditen (Deutschland) sind einige Beobachter der Auffassung, die Aktienkurse beruhten auf einem allzu optimistischen Szenario. Dies ist jedoch unseres Erachtens nur in den zyklischen Sektoren der Fall. Wenn wir alle globalen Sektoren betrachten, so gehen die Aktien- und die Anleihemärkte mehr oder weniger von demselben Szenario aus. Die Vorsicht der Anleger zeigt sich in den bereits hohen Risikoprämien für Aktien und in Bewertungen, die unter dem langfristigen Durchschnitt liegen. So preisen die Aktienkurse für 2011 überhaupt kein Gewinnwachstum ein.
Konzentration auf High-Dividend- und Emerging-Markets-Titel
In dem derzeit äußerst unsicheren Klima in den Industrieländern bieten die attraktiven Dividendenrenditen von High-Dividend-Strategien einen gewissen Schutz vor enttäuschenden Zahlen. In den vergangenen Wochen fielen vor allem die US-Konjunkturindikatoren ungünstiger aus als erwartet. Die Anleger hegen insofern begründete Besorgnis.
Der eingeschränkte Spielraum der Federal Reserve (der Leitzins kann nicht weiter gesenkt werden) und die ablehnende Haltung des Kongresses zu neuen fiskalpolitischen Impulsen erhöhen die Unsicherheit. Unseres Erachtens besteht nur dann Spielraum für einen merklichen Kursanstieg, wenn sich die Konjunkturindikatoren für die USA zumindest stabilisieren. Wenn dies nicht eintritt, werden Befürchtungen über eine neue Rezession (Double Dip) wieder auftauchen. Wir halten eine solche Rezession derzeit für unwahrscheinlich, sie ist jedoch nicht auszuschließen.
In China verlangsamt sich das Wachstum. Es dürfte jedoch robust bleiben und in den Jahren 2011 – 2015 voraussichtlich zwischen 6 % und 9 % liegen. Befürchtungen, dass die chinesischen Behörden weitere Maßnahmen zur Konjunkturabkühlung ergreifen könnten, sind weitgehend geschwunden. Dies ist günstig für chinesische Aktien. Ein kräftiges Wachstum in China hat positive Auswirkungen für die Rohstoff exportierenden Länder, nicht zuletzt aufgrund der Größe des chinesischen Marktes (19 % des MSCI Emerging Markets Index) und des wirtschaftlichen Potenzials des Landes. Wir sind daher weiterhin in Bezug auf Emerging-Markets-Aktien optimistisch.
Quelle: ING IM
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit annähernd 375 Milliarden Euro Assets under Management, vertreten in 37 Ländern mit mehr als 3.700 Mitarbeitern, ist ING Investment Management (ING IM) weltweit auf Platz 27 im Asset Management.
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