Kommentar
10:25 Uhr, 19.07.2021

Aktien: Die Ruhe vor dem Sturm?

Man kann jeden Tag nur staunen, wie robust der Aktienmarkt ist. Ob das so bleibt, hängt auch ganz besonders von einem Faktor ab. Hier gibt es Warnzeichen.

Wie in fast jeder Krise ist auf den US-Konsum Verlass. Es wird konsumiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Das hilft auch dem Rest der Welt. All die Konsumgüter müssen auch hergestellt werden. Die USA produzieren nur einen Teil selbst. Große Teile der Produktion sind entweder abgewandert oder ausländische Produzenten exportieren in die USA. Das half in den vergangenen Quartalen unter anderem China, dessen Exporte rasant angestiegen sind. Es half auch einigen europäischen Ländern. Italien exportiert derzeit ungewöhnlich viel in die USA. Der US-Konsum rettet damit nicht allein die Weltwirtschaft, ist aber ein wichtiger Faktor. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es wichtig, dass US-Konsumenten gut gelaunt sind. Es zählt aber auch für den Aktienmarkt. Derzeit läuft der Konsum noch, doch die Stimmung kippt. Nach vorläufigen Zahlen ist das Verbrauchervertrauen im Juli überraschend gefallen. Das war wirklich eine Überraschung, denn einer der wichtigsten Faktoren für die Stimmung zeigt nach oben. Sind Jobs ausreichend vorhanden, ist die Laune gut. Aktuell gibt es so viele offene Stellen wie nie. Unternehmen beklagen sich, dass sie keine Arbeitnehmer finden. Dieses Differential (vorhandene Arbeitsstellen zur Schwierigkeit Arbeitnehmer zu finden) ist stark mit dem Verbrauchervertrauen korreliert.


Das verwundert nicht. Wer einen Job hat, hat weniger Sorgen. Derzeit funktioniert die Logik nicht und das ist bedenklich. Viele Analysten machen die Inflation dafür verantwortlich. Hohe Inflation haben viele Konsumenten noch nie erlebt. Das kann tatsächlich auf die Stimmung drücken. Es spielt aber auch noch ein anderer Faktor eine Rolle.

Einige Bundesstaaten haben die zusätzliche Arbeitslosenhilfe vorzeitig beendet. Vom Bund stehen die Mittel bis September zur Verfügung. Weil Bundesstaaten aber vermuten, dass die Menschen wegen der Hilfen keine Arbeit suchen, wurde die Dauer gekürzt. In diesen Bundesstaaten fällt das Sentiment besonders stark.

Wer in den betroffenen Gebieten keinen Job hat, hat nun deutlich weniger Geld zur Verfügung. Das drückt die Stimmung automatisch. Es wirft auch die Frage auf, ob die US-Wirtschaft wirklich auf eigenen Füßen stehen kann. Läuft ein Großteil der Hilfen erst aus, ist nicht garantiert, dass das bisherige Konsum- und Wachstumsfest weitergeht.

Den Aktienmarkt kümmert es derzeit nicht. Auch das ist eine Überraschung. Tendenziell laufen Sentiment und Aktienmarkt parallel. Die Divergenz ist derzeit massiv (Grafik 2). Der Aktienmarkt erreicht immer neue Allzeithochs, das Sentiment hingegen steigt nicht mehr, es fällt. Wegen der hohen Bedeutung des Konsums in der US-Wirtschaft und damit auch für die Unternehmensgewinne, können Sentiment und Aktienmarkt nicht ewig auseinanderlaufen.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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