Kommentar
13:08 Uhr, 26.01.2021

Aktien bleiben auch 2021 alternativlos

Angesichts der hohen Aktienbewertungen nimmt bei vielen Anlegern die Angst vor einer Kurskorrektur zu. Unbegründet sind diese Sorgen nicht, eine dauerhafte Baisse ist jedoch eher unwahrscheinlich. Dazu müssten wohl erst die Zinsen steigen. Das ist aber überhaupt noch nicht absehbar.

Aktien blicken auf eine starke Historie zurück. Man muss in der Zeit schon sehr weit zurückgehen, um eine Phase zu finden, in der die internationalen Aktienmärkte zwei Jahre in Folge mit einem Minus abgeschlossen haben. Das letzte Mal war dies in den Jahren 2000 bis 2002 der Fall, als die Börsen zunächst vom Platzen der New Economy-Blase, dann von den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und schließlich von Bilanzskandalen wie bei Enron erschüttert wurden. Erstaunlich gut und relativ schnell weggesteckt wurden dagegen die Finanzmarktkrise von 2008/2009, die Euro-Krise von 2010 und zuletzt scheinbar auch die Corona-Krise. Dafür gibt es Gründe, doch zu diesen gleich mehr. Um dem Aktienboom in Zahlen zu fassen: Von Ende 2002 bis Anfang 2021 hat der US-Leitindex S&P 500 sensationelle 328 Prozent hinzugewonnen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 8,4 Prozent entspricht. Beim DAX belief sich das Plus im gleichen Zeitraum sogar auf 389 Prozent bzw. einem CAGR von 9,2 Prozent.

Notenbanken als Krisenmanager und Kurstreiber

Dass rezessive Ereignisse wie die Finanzmarktkrise vor zwölf Jahren und nun die Corona-Krise die Aktienmärkte nicht nachhaltig aus der Bahn geworfen haben, hat vor allem zwei Gründe. Zum einen schnürten die Staaten damals wie heute milliardenschwere Konjunktur- und Rettungspakete, die zur Wirtschaftserholung beigetragen haben. Zum anderen – und vermutlich noch wichtiger – reagierten die Notenbanken auf die Krisen schnell und vorbehaltlos mit signifikanten geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen in Form von Zinssenkungen und Anleihekaufprogrammen. Das führte dazu, dass verzinsliche Anlagen wie Staatsanleihen quasi keine Rendite mehr abwerfen, was wiederum bei Aktien höhere Bewertungen rechtfertigt. Doch genau darin liegt auch eine Gefahr. Denn sollten die Zentralbanken den Geldhahn wieder zudrehen und die Zinsen wieder steigen, würde das wohl an den Aktienmärkten nicht spurlos vorübergehen. Möglicherweise droht in diesem Fall sogar eine nachhaltige Baisse.

Geldpolitik bleibt expansiv

Die gute Nachricht für Aktienanleger ist, dass ein Zinswende nicht in Sicht ist. Momentan ist sogar eher davon auszugehen, dass sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik noch weiter lockern, als eine Normalisierung einzuläuten. Beispiel EZB. Erst im Dezember hat der Zentralbankrat beschlossen das Anleihekaufprogramm um weitere 500 Milliarden Euro auf 1.850 Milliarden Euro aufzustocken und bis März 2022 zu verlängern. Und auch die Fed ist von einem Kurswechsel weit entfernt. Im Gegenteil: Die US-Notenbank würde gemäß ihrer neuen Strategie nunmehr sogar über einen Anstieg der Inflationsrate über die Zielmarke von 2 Prozent hinwegsehen, als darauf mit einer Zinserhöhung zu reagieren. Kurzum: Am Zinsnotstand sollte sich in diesem und wohl auch im nächsten Jahr nichts ändern. Wer Rendite ins Portfolio bringen will, kommt wahrscheinlich in diesem Zeitraum nicht an Aktien vorbei.

Sich vor Rücksetzern schützen

Nichtsdestotrotz sind die Bewertungen von Aktien nach den jüngsten Kursgewinnen schon als sehr ambitioniert zu bezeichnen, insbesondere in Bezug auf US-Titel. Die Sorgen vor einer temporären Korrektur sind daher durchaus berechtigt. Hintergrund ist, dass die Märkte in den Kursen bereits eine kräftige Erholung der Unternehmensgewinne eingepreist haben. So geht die Konsensschätzung der Analysten davon aus, dass die Gewinne der S&P-500-Konzerne in diesem Jahr um 24 Prozent und die der europäischen Unternehmen um 34 Prozent zulegen. Sollten sich die Markterwartungen als zu optimistisch erweisen – was aufgrund der vielen Unabwägbarkeiten, die die Corona-Pandemie nach wie mit sich bringt, durchaus der Fall sein kann – dann wäre die Gefahr von Kursrückschlägen hoch. In diesem Fall könnten sich strukturiere Anlageprodukte wie Discount- oder Bonus-Cap-Zertifikate als sinnvolle Alternative zu einem Direktinvestment in Aktien erweisen. Denn diese Investmentprodukte schützen den Anleger bis zu einem gewissen Grad vor Kursverlusten der zugrundeliegenden Basiswerte. Gleichzeitig bieten sie die Chance, auch in stagnierenden oder schwächeren Börsenphasen Erträge zu erzielen. Zu beachten ist, dass Discount- und Bonus-Cap-Zertifikate nur bis zu einer bestimmten Marke an Kursgewinnen des Basiswerts teilnehmen. Die Renditechancen sind also begrenzt. Das ist der Preis, den es für den Teilschutz zu zahlen gibt.

Dirk Hess, Derivateexperte bei der Citigroup.

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Über den Experten

Dirk Heß
Dirk Heß
Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe

Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feiert 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.

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