Aktien 2006 deutlich aufwärts
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Die internationalen Aktienmärkte strebten 2006 mit nur wenigen Ausnahmen deutlich aufwärts. Eine robuste Konjunktur, erfreuliche Unternehmensmeldungen sowie zahlreiche M&A-Aktivitäten erwiesen sich als wesentliche Impulsgeber des Börsengeschehens. Die kräftigen Kursrückschläge im Mai und Juni, als Inflations- und Zinsängste und damit Befürchtungen eines globalen Wachstumseinbruchs weltweit die Börsen unter Abgabedruck gesetzt hatten, stellten nur eine kurzfristige, allerdings heftig an der Performance zehrende Unterbrechung auf dem Weg nach oben dar.
USA: Aktienmärkte per saldo in fester Verfassung
Die US-Aktienmärkte präsentierten sich 2006 per saldo in fester Verfassung. Nachdem die kräftigen Kursrückschläge zur Jahresmitte überwunden waren, strebten die US-Märkte ab Mitte Juli deutlich aufwärts. Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) erreichte neue Rekordstände.
Für die positive Entwicklung mitverantwortlich war die Konjunktur, welche trotz abnehmender Dynamik robust blieb. Die zunehmend in den Hintergrund. Erwartungen hinsichtlich einer weichen Landung setzten sich durch und zuletzt, nach besser als prognostizierten Beschäftigtenzahlen, sprachen Marktteilnehmer sogar von einer Goldilocks economy mit stabilem Wachstum, milder Inflation und niedriger Arbeitslosigkeit.
Darüber hinaus sorgte ein Ölpreisrückgang von mehr als 20 Prozent gegenüber dem im Juli erreichten Höchststand von 78,40 USD pro Barrel WTI für erhebliche Entlastungen. Zusammen mit einer deutlichen Renditeabschwächung auf der Rentenseite war ein Umfeld geschaffen, in dem sich Aktien erfolgreich entfalten konnten. Hierzu trug auch die FED bei, welche letztmals im Juni die Leitzinsen erhöht hatte. Während zunächst noch eine Pause im Zinserhöhungszyklus vermutet wurde, sind Marktteilnehmer mittlerweile davon überzeugt, dass die FED den Tagesgeldsatz nicht weiter anheben, eher dann schon senken wird.
Nennenswerte Impulse lieferten aber vor allem die Unternehmensgewinne. Mit überaus positiven Ergebnissen im dritten Quartal 2006 erzielten amerikanischen Firmen zum 16. Mal in Folge zweistellige Wachstumsraten in einem Dreimonatszeitraum. Darüber hinaus sorgten Fusionen und Übernahmen für Kauflaune bei den Anlegern. Aufsehen erregte beispielsweise die Ankündigung von Google, für knapp 1,7 Mrd. USD in Aktien die Videoclip-Seite YouTube zu übernehmen. Darüber hinaus hatte HCA, die größte Krankenhauskette der USA, den Übernahmeplänen einer Investorengruppe zugestimmt. Mit rund 21 Mrd. USD war der Deal einer der bedeutendsten Leveraged Buyouts (schuldenfinanzierte Übernahme) in der Geschichte. Zuletzt stießen Übernahmevorhaben bei Clear Channel Communications und Delta Airlines auf ein positives Börsenecho.
Wir gehen von einem auch weiterhin ansprechenden Börsenszenario in den USA aus. Die Konjunktur bleibt trotz Abschwächung robust, die Unternehmensgewinne steigen trotz abnehmender Dynamik weiter und Fusionspläne werden das Geschehen beflügeln. Der Ölpreis bleibt allerdings ein Risikofaktor.
Europa: Auch hier Börsenampeln auf grün
Mit einem Anstieg im Euro Stoxx 50 von zuletzt nahezu 16 Prozent zeigten die europäischen Aktienmärkte 2006 eine ähnlich erfreuliche Entwicklung wie die US-Börsen. Auch hier wurde die Performance im zweiten Halbjahr generiert, wo sich zunehmend bestätigte, dass die Konjunkturerholung an Fahrt gewonnen hat. Darüber hinaus sahen Marktteilnehmer der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung mit Zuversicht entgegen. Insbesondere in Deutschland, wo 2007 die Mehrwertsteuererhöhung ansteht, ließen sich Marktteilnehmer nicht beirren. Durch die zusätzliche Belastung wird lediglich eine Delle im ansonsten positiven Konjunkturszenario erwartet. Verbunden mit erfreulichen Entwicklungen auf Unternehmensseite gab der DAX in diesem Jahr mit einem Zuwachs von knapp 22 Prozent eine glänzende Figur ab.
Insgesamt kamen von Unternehmensseite wesentliche Impulse. Zum einen waren die Quartalsergebnisse durchweg sehr erfreulich. Sie lagen oftmals über den Prognosen und gaben den Märkten kräftigen Auftrieb. Darüber hinaus versetzten Übernahme- und Fusionserklärungen Marktteilnehmer in Kauflaune. Man denke hierbei nur an die Bestrebungen von MAN, sich die schwedische Scania einzuverleiben. Die Übernahmeschlacht, in der VW ein gewichtiges Wort mitredet, ist derzeit noch nicht ausgestanden. Auch um Euronext oder die London Stock Exchange hält der Bieterkampf derzeit an. Bereits fündig geworden ist hingegen der Pharmakonzern Merck. Die Darmstädter gaben den Erwerb des Schweizer Pharmaunternehmens Serono für 10,6 Mrd. Euro bekannt. Weltweites Aufsehen erregte zudem eine Megafusion im Stahlsektor. Hier hatte Mittal Steel den Luxemburger Stahlkocher Arcelor nach heftiger Gegenwehr übernommen, wodurch der weltgrößte Stahlproduzent entstand.
Hilfreich für die Aktienkursentwicklung waren zudem die im zweiten Halbjahr auftretenden Entspannungssignale von der Rentenseite. Hier kam es ähnlich wie in den USA zu rückläufigen Renditen. Allerdings setzte die Europäische Zentralbank - anders als die FED - ihren Zinserhöhungszyklus fort. Aber auch dies konnte die Marktstimmung nicht nachhaltig eintrüben. Für zwischenzeitliche Verunsicherungen sorgten hingegen die steigenden Ölpreise. Mit in den letzten Berichtsmonaten wieder sinkenden Notierungen trat jedoch auch auf der Rohstoffseite wieder Ruhe ein. Schließlich sorgten zuletzt die Schwächeanfälle des US-Dollar gegenüber dem Euro für Nervosität. Das Wechselkursverhältnis entspannte sich jedoch wieder, sodass gerade für Exportwerte Entwarnung gegeben wurde.
Alles in allem eine sehr positive Entwicklung, die sich, wenn auch nicht mit entsprechend hohen Zuwachsraten, im kommenden Jahr per saldo fortsetzen sollte. Unterstützung ist dabei sowohl von konjunktureller Seite als auch den Unternehmensergebnissen zu erwarten. M&A-Aktivitäten dürften sich fortsetzen und für weitere Impulse sorgen. Vergleichsweise attraktive Bewertungen schaffen zudem ein positives Investitionsumfeld.
Japan: Der große Nachzügler des Jahres 2006
Nachdem der japanische Aktienmarkt im letzten Jahr die etablierten Weltbörsen deutlich auf die Plätze verwies, bildet er 2006 das Schlusslicht im globalen Verbund. Mit einem Kursanstieg von zuletzt lediglich fünf Prozent im Nikkei Index zeigt er sich weit abgeschlagen. Diese Entwicklung kam überraschend, zumal sich die Konjunkturerholung in Japan festigte und die Unternehmensergebnisse zulegten. Während Large Caps noch mit einem blauen Auge davon kamen, war die Entwicklung bei den gering kapitalisierten Nebenwerten mit Kursrückschlägen von zeitweise über 50 Prozent am Mothers Market nahezu katastrophal. Zwei Faktoren haben im Wesentlichen zu der schwachen Entwicklung an der japanischen Börse beigetragen. Zum einen waren es Sorgen bezüglich des künftigen Konjunkturverlaufs in den USA, die immer wieder Fragen nach den wirtschaftlichen Perspektiven Japans aufwarfen. Zum anderen blieben die Gewinnschätzungen japanischer Unternehmen trotz deutlich aufgehellter Aussichten eher konservativ. Zuletzt kristallisierte sich zudem heraus, dass der Wachstumsbeitrag der Binnennachfrage hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Vor diesem Hintergrund zeigte sich der Nikkei Index über weite Strecken verhalten bis negativ. Noch Mitte November tendierte er für dieses Jahr im Minus, bevor sich das Blatt gravierend zum Besseren wendete. Eine wieder gestärkte Zuversicht in die konjunkturelle Entwicklung des eigenen Landes sowie für das dritte Quartal 2006 nach oben revidierte Wachstumszahlen in den USA ließen Marktteilnehmer wieder Mut schöpfen. Auch der jüngste Tankan-Bericht mit erhöhten Investitionsausgaben+ zeichnete ein solides Bild von der japanischen Wirtschaft. Es kam zu Erholungsbewegungen, welche den Nikkei Index erneut über die 16.000er Marke klettern ließen. Mittlerweile strebt der Blue-Chip-Index sogar zügig auf die 17.000er Linie zu.
Weiteres Kurspotenzial ist unseres Erachtens in Japan gegeben. Die Konjunktur steht auf gesunden Füßen, auch wenn sie nicht so rasch voranschreiten wird wie zunächst erwartet. Seitens der Bank of Japan, die in diesem Jahr erstmals seit etlichen Jahren ihre Nullzinspolitik aufgegeben hat, wird eine maßvolle Normalisierung des Zinsumfeldes erwartet, sodass hier keine gravierenden Störfeuer zu erwarten sind. Die Unternehmensergebnisse sind rundherum zufrieden stellend. Allerdings müssen Anleger bis auf weiteres mit eher konservativen Prognosen vorlieb nehmen. Zudem dürften Übernahme- und Fusionspläne das Geschehen stimulieren. Auch die Bewertung des Marktes liegt derzeit mit einem KGV von rund 17 auf Basis der diesjährigen Gewinnschätzungen nicht so hoch wie beispielsweise noch Anfang des Jahres. Im historischen Vergleich ist sie akzeptabel.
Emerging Markets: Kräftig aufwärts
2006 machten die Emerging Markets, deren Hausse gerade in ihr fünftes Jahr eingetreten ist, mit Kurssteigerungen von gut über 20 Prozent im MSCI EM Welt wieder einmal positiv auf sich aufmerksam. Einzelne Märkte verbuchten dabei noch wesentlich höhere Zuwachsraten. Die Wachstumsstory, die nicht zuletzt durch eine fortschreitende Globalisierung und den Aufbau einer potenten Konsumentenschicht möglich wurde, hat erneut enorme Kapitalströme angelockt. Sei es in Fernost oder Osteuropa, die Kurse tendierten überwiegend deutlich nach oben. Allerdings fiel der Kurseinbruch im Mai und Juni an den Schwellenbörsen besonders heftig aus. Angesichts einer zunehmenden Risikoaversion der Anleger wurden sie in besonderem Maße in Mitleidenschaft gezogen.
Die asiatischen Aktienmärkte machten in diesem Jahr ihrem Namen als Wachstumsbörsen wieder einmal alle Ehre. Ganz oben auf der Gewinnerliste standen China und Indien. Während der indische Sensex 30 in lokaler Währung einen Zuwachs von 45 Prozent verbuchte, konnten chinesische H-Shares rund 68 Prozent zulegen. Der SHSE 300, also der ShanghaiShenzehn Index zeigte sogar Steigerungsraten von 102 Prozent. Dabei profitierte er vor allem davon, dass Chinesen ihre hohen Sparguthaben zu Investitionen in A-Shares nutzten. Hierin spiegelte sich die Zuversicht in den Aufstieg des Landes wider. Mit dem BRIC-Gedanken flossen insgesamt hohe Kapitalströme in die asiatische Region. Große Börsengänge in China gerade auch im Bankensektor, mit ICBC als weltweit größtem IPO aller Zeiten an der Spitze, lockten zusätzlich Gelder an. Mittlerweile sind die Bewertungen an den asiatischen Märkten nicht mehr günstig, doch scheint dies kein Hinderungsgrund für Investoren zu sein. Es ist sehr viel Liquidität vorhanden, die eine Anlage sucht, und langfristig sind die fernöstlichen Aktienmärkte weiterhin eine viel versprechende Wachstumsstory. Insofern erwarten wir hier weiteres Kurspotenzial.
Osteuropa
Auch die osteuropäischen Emerging Markets tendierten kräftig aufwärts. Die Nase weit vorn hatten die Börsen in Russland und Polen mit Steigerungsraten von zuletzt nahezu 65 Prozent im RTS-Index und 46 Prozent im Warschauer Index. In Russland stützten anhalten positive Makrodaten, gute Unternehmensergebnisse sowie die hohen Öl- und Rohstoffpreise das Geschehen. Zahlreiche Börseneinführungen wie etwa TMK, ein Hersteller von Ölpipelines, stimulierten ebenfalls die Entwicklung. Auch die im Dezember letzten Jahres erfolgte Liberalisierung von Gazprom wirkte sich angesichts einer mittlerweile erfolgten Gewichtungsverdoppelung der Aktie im MSCI EM World (free) positiv aus. Global anlegende Fonds aus Europa und den USA fanden wieder ihren Weg zurück an die Moskauer Börse und lieferten mit ihrer Nachfrage wichtige Impulse. Der anstehende WTO-Beitritt des Landes tat ein Übriges, um die Attraktivität russischer Werte hervorzuheben. Wesentliche Themen in Russland waren die Liberalisierung des Gasmarktes sowie Restrukturierungen bei Versorgungsunternehmen, welche immer wieder die Börsenentwicklung stimulierten. Mit Blick auf den polnischen Aktienmarkt waren es auch hier erfreuliche Wirtschaftsdaten, ermutigende Unternehmensergebnisse sowie zahlreiche Börseneinführungen, die zu der allgemein positiven Stimmung beitrugen. Auch in Osteuropa erwarten wir vor dem Hintergrund eines insgesamt ansprechenden makroökonomischen Umfeldes und überzeugender Unternehmensergebnisse weitere Kurssteigerungen. Für Russland werden sich die trotz Korrekturen immer noch hohen Öl- und Rohstoffpreise zusätzlich positiv auswirken.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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