Kommentar
15:30 Uhr, 06.04.2009

Airbag - vom „Überlebenskünstler“ zur Massenware?

Anders als bei Automobilen, bei denen Airbags längst zur Standardausrüstung geworden sind, konnte sich diese Sicherheitseinrichtung bei Zertifikaten bislang nie so richtig durchsetzen. Kein Wunder, geht es doch hier nicht ums „nackte“ Überleben, sondern „nur“ ums Ersparte. So kam dieser erstmals von der UBS lancierte Produkttyp trotz langjähriger Marktpräsenz über den Status von Einzel-Emissionen meist nicht hinaus, auch wenn die gegenüber anderen Teilschutz-Papieren etwas komplexere Struktur inzwischen sogar bei rollierenden Zertifikaten eingesetzt wird. Doch dieser Umstand soll sich nun ändern, zumindest wenn es nach der Commerzbank geht, versucht der Anbieter doch aktuell mit einer ganzen Serie an neuen „Airbags“, einen größeren Anlegerkreis für diese ebenso attraktive wie erklärungsbedürftige Spezies zu gewinnen. Dies dürfte eigentlich gar nicht so schwer sein, wenn man sich allein deren Vorteile vergegenwärtigt. So ist die Barriere beispielsweise gegenüber vielen Teilschutz-Strukturen immer nur am finalen Bewertungstag aktiv. Das gibt dem Anleger zwar ein gutes Gefühl, wird aber mittlerweile auch von anderen Produkt-Varianten angeboten. Viel wesentlicher und damit ein Alleinstellungsmerkmal stellt dagegen die spezielle Airbag-Absicherung dar, die Verluste, die über den partiellen Schutz hinausgehen, stets abfedert, d.h. immer geringer ausfallen lässt, als dies bei einem gleichzeitigem Direktinvestment der Fall wäre, auch wenn ein Totalverlust natürlich auch hier nicht ausgeschlossen werden kann. Als Nachteil dürfte der Umstand gelten, dass der zugrundeliegende Call-Spread bis zum Absicherungsniveau, sowie die zusätzliche Partizipation an steigenden Kursen finanziert werden muss und sich je nach Laufzeit entsprechend in der Ausstattung auswirkt.

Zur Auswahl stehen bei der Commerzbank Produkte auf den Euro STOXX 50 und DAX mit Fälligkeiten, die von September 2009 bis Juni 2010 reichen. Je nach Laufzeit und Absicherungsniveau variiert die Partizipationsrate hier zwischen 50 und 90 Prozent. Betrachtet man allein die Skala an Airbag-Ausstattungen auf den europäischen Leitindex mit Fälligkeit am 28. Dezember 2009, so könnte der etwas konservativere Anleger z.B. zu einem Papier mit einer Barriere bei 1.500 Index-Punkten greifen, was für diese relativ geringe Zeitspanne immerhin einem Puffer von gut 30 Prozent entspricht. Im Gegenzug muss der Investor allerdings bei der Partizipationsrate deutliche Abstriche machen, nimmt er doch hier nur zur Hälfte an Kursanstiegen über den Strike bei 2.100 Punkten teil. Wer sich dagegen mit einem Teilschutz von nur noch knapp 20 Prozent (1.800 Punkte) zufrieden gibt, kann bei der deutlich offensiveren Variante sogar zu 80 Prozent ab einem Niveau von 2.200 Punkten partizipieren und das wie bei den übrigen Zertifikaten ohne einen störenden Cap. Der Anleger kann sich hier also für das seinem individuellen Chance-Risiko-Profil am besten entsprechende Papier entscheiden.

Im Verlustfalle gilt grundsätzlich bis zur Barriere eine vollständige Rückzahlung zu 100 Euro. Schließt der Index darunter, so lässt sich der Tilgungsbetrag ganz einfach aus dem Quotienten zwischen Schlussstand und Absicherungsniveau multipliziert mit 100 Euro ermitteln. Sollte der Indexstand beispielsweise nur noch 1.000 Punkte betragen, bekäme der Investor trotz eines Verlustes im Basiswert von über 50 Prozent bei dem 1.500-Punkte-Papier immer noch eine Rückzahlung von rund 67 Prozent des Nennbetrags.

Der BörseGo Tipp:
Airbag-Zertifikate stellen eine clevere, aber nicht ganz billige Alternative zu herkömmlichen Teilschutz-Produkten dar, da auch große Verluste dadurch nicht ganz so schmerzen. Ein entsprechendes Angebot vorausgesetzt, können sie auch ganz gezielt einsetzt werden.

Euro STOXX 50 1.500 Airbag-Zertifikat
Emittent/WKN: Commerzbank / CB77YK
Laufzeit: 28.12.2009
Preis: (06.04.2009) Geld / Brief 102,63 € / 102,83 €
Euro STOXX 50 1.800 Airbag-Zertifikat
Emittent/WKN: Commerzbank / CB77YN
Laufzeit: 28.12.2009
Preis: (06.04.2009) Geld / Brief 101,23 € / 101,43 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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