Kommentar
11:07 Uhr, 12.11.2008

Airbag – Die intelligente Absicherungslösung

Es ist noch gar nicht lange her, da galten Bonus-Zertifikate gemeinhin schon als die „besseren Aktien“ bevor die jähen Kursstürze im Laufe dieses Jahres alle Anlegerträume bei einem Großteil der angebotenen Produkte zunichte machten. Dabei wurde das Manko dieser Produkt-Gattung ganz offenkundig: Die zu jeder Zeit dem „Knock-Out“-Risiko ausgesetzte Barriere und diese konnte in den meisten Fällen bei der klassischen Variante – von den „Multis“ ganz zu schweigen - gerade in diesem crashreichen Jahr natürlich nicht auf Dauer standhalten.

Weit weniger Popularität genießt indes eine andere Form des Teilschutzes, der „Airbag“. Anders als beim „Bonus“ wird hier immer erst am Laufzeitende abgerechnet, egal wie sich die Märkte vorher entwickeln. Der zweite Vorteil liegt darin, dass aufgrund der Konstruktion mittels eines sogenannten Call-Spreads zwischen Nulllinie und Absicherungsniveau, tatsächliche Verluste immer um einen bestimmten Faktor geringer ausfallen als beim Direktinvestment. Allerdings verfügen Airbag-Zertifikate nicht über die bei den meisten Bonus-Papieren obligatorische Möglichkeit einer Seitwärtsrendite, d.h. Kursgewinne müssen erst durch einen entsprechenden Anstieg der Basiswertes generiert werden, wobei ein Großteil der angebotenen Produkte allerdings zusätzlich über einen Hebel nach oben verfügt. Ganz vereinzelt wurde von Emittenten wie der Société Générale oder RBS (früher ABN) unter der Bezeichnung „Airbag-Plus“ bzw. „Bonus Secure“ eine doppelt gesicherte Kombilösung aus Bonus und Airbag angeboten, die sich jedoch nicht zuletzt wohl auch wegen der höheren Kosten bislang nicht durchsetzen konnte.

Ganz aktuell hat sich auch die HypoVereinsbank zu einem neuen Airbag-Produkt auf den Euro STOXX 50 durchgerungen, bei dem zugunsten eines 50-prozentigen Puffers auf eine unbegrenzte Partizipation über 180 Prozent des Ausgangsniveaus hinausgehend verzichtet wurde. Der raffinierte Absicherungsmechanismus funktioniert bei dem vierjährigen „Fallschirm Cap“-Zertifikat wie folgt: Sollte der Index bei Fälligkeit auf oder über der 50-Prozent-Marke ins Ziel kommen, wird der Nennbetrag zurückerstattet. Fällt der Verlust noch deutlicher aus, wird der prozentuale Endstand des Basiswertes verdoppelt, d.h. bei einem Rücksetzer auf beispielsweise 40 Prozent (60 Prozent Verlust) bekäme der Anleger immer noch eine Rückzahlung von 80 Prozent des Nominals. Im Gegenzug partizipiert er hier allerdings nur bis zu einem Kursanstieg von 80 Prozent nach oben.

Der BörseGo Tipp:
Airbag-Zertifikate haben, obwohl es diese Struktur schon lange am Markt gibt, bisher leider noch zu wenig Verbreitung gefunden, da bislang viel zu sehr auf die Seitwärtsrendite von Bonus-Zertifikaten geblickt wurde. Das aktuelle HVB-Papier eignet sich für sicherheitsorientierte Anleger, die auf Sicht von vier Jahren wieder mit einem deutlichen Anstieg der Aktienmärkte rechnen und vor zwischenzeitlichen Einbrüchen geschützt sein möchten. Insofern könnte das Produkt eine Konkurrenz zu einem von vornherein vollständig kapitalgeschützten Produkt darstellen, das möglicherweise nur eine Durchschnittsbildung bzw. einen niedrigeren Cap anzubieten hat.

Euro STOXX 50 Fallschirm Cap Zertifikat

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / HV5AF9

Laufzeit:

05.12.2012

Preis: (in Zeichnung: 10.11.08-28.11.08)

Ausgabepreis: 100 € (1 € Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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