Analyse
15:38 Uhr, 23.10.2015

Air Berlin: Fällt die Aktie auf 0 Euro?

Update: Das Bundesverkehrsministerium hat die umstrittenen Codeshare-Flüge "letztmalig und befristet bis zum 15.01.2016" genehmigt, um Nachteile für Passagiere zu vermeiden. DIes teilte das Verkehrsministerium am Freitagabend mit.

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Steht Air Berlin vor der Pleite? Betrachtet man ganz nüchtern die Entwicklung des Aktienkurses in den vergangenen Jahren, dann lässt sich ein gewisses Pleiterisiko wohl nicht verneinen. Seit Anfang 2007 hat die Aktie rund 95 Prozent ihres Wertes verloren. Durch den Einstieg des neuen Großaktionärs Etihad wurde Air Berlin vor rund vier Jahren schon einmal "gerettet". Etihad hält aktuell 29,2 Prozent der Anteile an Air Berlin. Die arabische Airline wollte durch den Einstieg bei Air Berlin mehr deutsche Passagiere zu ihrem Drehkreuz in Abu Dhabi lotsen. Für Etihad ein gutes Geschäft, doch Air Berlin schreibt weiter Verluste.

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Inzwischen steht auch die Kooperation mit Etihad auf der Kippe. Das Bundesverkehrsministerium will zahlreiche sogenannte Codeshare-Flüge zwischen Air Berlin und Etihad in dem am kommenden Sonntag beginnenden Winterflugplan nicht genehmigen. Bei Codeshare-Flügen teilen sich mehrere Fluggesellschaften eine Verbindung und verkaufen den Flug jeweils unter einer eigenen Flugnummer, auch wenn der Flug tatsächlich von einer anderen Airline angeboten wird. Im konkreten Fall werden Flüge, die von Air Berlin durchgeführt werden, auch von Etihad verkauft.

Das Problem bei der Kooperation: Nach einem Luftfahrtabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten sind eigentlich nur Codeshare-Flüge zugelassen, die den Reisebedarf zwischen beiden Ländern decken. Etihad nutzt Abu Dhabi allerdings als Drehkreuz: Die meisten Passagiere, die von Air Berlin für Etihad in die Emirate geflogen werden, steigen dort um und reisen (mit Etihad) weiter nach Asien oder Australien.

Konkret will das Verkehrsministerium 29 der wöchentlich 65 Codeshare-Verbindungen von Air Berlin und Etihad nicht genehmigen. Hintergrund ist auch, dass die arabischen Airlines wie Etihad massive staatliche Subventionen erhalten und deshalb Umsteigeverbindungen über Drehkreuze wie Abu Dhabi meist günstiger anbieten können als dies zum Beispiel der Lufthansa mit Direktverbindungen zwischen Deutschland nach Asien möglich ist.

Am Freitag beantragte Etihad nun beim Verwaltungsgericht in Braunschweig eine einstweilige Verfügung, um zumindest vorläufig die geplanten Codeshare-Flüge durchführen zu können. Eine Entscheidung steht noch aus, könnte aber weitreichende Folgen für Air Berlin haben. Denn die Codeshare-Flüge wurden bereits 82.000 mal gebucht. Können die Flüge jetzt nicht durchgeführt werden, droht ein riesiger wirtschaftlicher Schaden. Die Codeshare-Flüge mit Etihad sorgen bei Air Berlin für einen zusätzlichen Umsatz von 140 Millionen Euro.

Die Zukunft von Air Berlin könnte sich bereits in den kommenden Wochen, Tagen oder gar Stunden entscheiden. Werden die Codeshare-Flüge nicht genehmigt, könnte Etihad die zweitgrößte deutsche Airline wohl fallenlassen, weil die Kooperation dann wirtschaftlich keinen Sinn mehr ergeben würde. Air Berlin mit rund 8.000 Mitarbeitern könnte vor der Pleite stehen, wie in der dieser Woche auch der Betriebsrat der Fluggesellschaft warnte.

Update (16.07 Uhr): Das Verwaltungsgericht Braunschweig hat Air Berlin und Etihad eine Gnadenfrist eingeräumt und das Luftfahrtbundesamt (LBA) angewiesen, die umstrittenen Codeshare-Flüge vorläufig bis zum 8. November 2015 zu genehmigen.

Update (24.10.2015): Das Bundesverkehrsministerium hat Etihad Airways die umstrittenen Codeshare-Flüge mit Air Berlin "letztmalig und befristet bis zum 15.01.2016" genehmigt, um Nachteile für Passagiere zu vermeiden. DIes teilte das Verkehrsministerium am Freitagabend mit. Damit haben die Fluggesellschaften Zeit, bis Januar eine Lösung zu finden.

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