Kommentar
11:01 Uhr, 05.12.2008

Aggressive Zinssenkungen - US-Zahlen extrem schwach!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2780, nachdem gestern in der Spitze Höchstkurse bei 1.2850 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber den JPY derzeit auf 92.30. "Carry-Trades" sind stabil. EUR-JPY notiert bei 117.95 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5300.

Gestern zeigten die Zentralbanken mit einer aggressiven Gangart Flagge. Die Homogenität der Maßnahmen auf globaler Ebene darf als Ausdruck abgestimmter Politik interpretiert werden, um den realwirtschaftlichen Auswirkungen der globalen Finanzkrise entgegen zu wirken. Das ist angemessen und mit der aktuellen Situation kompatibel.

Mit diesen Maßnahmen verdeutlichen die Zentralbanken, dass das Thema Inflation auf absehbare Zeit keine Rolle spielt. Deflation an den Anlagemärkten und Deflation an den Rohstoffmärkten gekoppelt mit Rezession in der industrialisierten Welt sind eben keine Grundlage für das Inflationsthema, sondern für das Disinflations - oder Deflationsthema.

Auf die Diskussion der verbalen Beiträge der Zentralbanker verzichten wir hier bewusst unter Verweis auf den "Trackrecord" der vergangenen 18 Monate dieser Klientel.

Der Wille der Politik, die Systematik wieder in Richtung Inflation zu drehen, ist fraglos unverkennbar. Die Programme sind zum Teil Atem beraubend.

China liefert eine Vorlage mit 586 Mrd. USD oder sogar mehr. In den USA wird jetzt die 1 Billion USD Marke als Forderung Kenneth Rogoffs gerissen.

Viele Politiker wollen die Kreditvergabe für den Konsum in den USA beleben. War nicht gerade dieses Leben auf Pump, zuletzt mit Hebeleffekten, Grundlage dieser Krise? Wenn die USA sich nicht reformieren, das heißt zurückkehren zu einer "Income driven Economy" von einer "Assetdriven Economy" werden diese Programme ultimativ verpuffen.

"Erstversorgung" in der Krisenlage ist fraglos notwendig, um nicht notwendige Kollateralschäden in den ökonomischen Strukturen zu verhindern. Strukturelle Reformen müssen jedoch zeitnah folgen, um Zukunft zu gewinnen. Dafür ist es notwendig, die Ursachen der Krise in den USA zu erkennen.

In den bisherigen Einlassungen von den „Eliten“ ist diesbezüglich jedoch zu wenig zu hören! Das ist mindestens irritierend und unter Umständen verstörend.

Das BIP der Eurozone sank im dritten Quartal 2008 erwartungsgemäß um 0,2%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 0,6% nach zuvor 1,4% ein.

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Die Daten aus den USA sind in des Gesamtheit als extrem schwach zu klassifizieren: "Chain Store Sales" sanken per November im Jahresvergleich um 2,7% nach -09% per Oktober und +1,0% per September. Diese Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt. Mithin ist die reale Situation noch problematischer als es die nominale Situation ausdrückt.

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Bei den Arbeitslosenerstanträgen per 29.11.2008 ergab sich gegenüber der Konsensusprognose ein etwas besser als erwartetes Ergebnis mit einem Rückgang von zuvor 530.000 (revidiert von 529.000) auf 509.000. Die Prognose war bei 537.000 angesiedelt. Hintergrund dürfte der "Thanksgiving-Holiday" sein. Eine nachhaltige Trendwende ist hier unverändert nicht erkennbar. Das wird auch daran deutlich, dass die Summe der bewilligten Anträge (Continuing Claims) sich um 89.000 auf 4.087.000 erhöhte. Hier wurde der höchste Stand seit 26 Jahren erreicht!

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Der Auftragseingang der US-Industrie lieferte mit einem nicht erwarteten Rückgang um 5,1% einen weiteren markanten konjunkturellen Mollton. Analysten hatten einen Rückgang um 2,5% erwartet. Der Vormonatswert wurde von -4,0% auf -3,1% revidiert, so dass das aggregierte Zweimonatsergebnis nicht ganz so dramatisch ausfiel. Der Chart verdeutlicht dennoch die markante Eintrübung in den letzten drei Monaten.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Im Mittelpunkt steht heute der US-Arbeitsmarktbericht. Die Daten im Vorlauf (ADP, Jobless Claims; Challenger Report) implizieren hier die Fortsetzung der Rezession am USArbeitsmarkt. Wir werden uns am Montag dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das unverändert den Euro favorisiert. Das 2-minütige Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2570 klassifizieren wir nicht als nachhaltig. Als Konsequenz passen wir das kritische Unterstützungsniveau aus der gestrigen Erfahrung auf 1.2540 - 70 an.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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