Achtung: Niemand will mehr short gehen!
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Erwähnte Instrumente
Am US-Aktienmarkt herrscht wieder Feierlaune. Fast ganz vergessen scheint das miserable Jahr 2018. Am Montag erreichte nun auch der marktbreite S&P 500 ein neues Allzeithoch, nachdem der Technologieindex Nasdaq 100 dieses Kunststück bereits zuvor vollbracht hatte.
Die Anleger am US-Aktienmarkt wetten unterdessen in so geringem Umfang auf fallende Kurse am Gesamtmarkt wie seit 16 Jahren nicht mehr. Dies zeigt eine Aufstellung des sogenannten Short Interest in den drei beliebten ETFs mit den Kürzeln SPY, QQQ und IWM, die ihrerseits die Indizes S&P 500, Nasdaq 100 und Russel 2000 abbilden.
Aktuell liegt das sogenannte Short Interest der drei ETFs, in denen zusammen rund 383,9 Milliarden Dollar angelegt sind, auf dem niedrigsten Niveau seit April 2003. Dies zeigt die Grafik im folgenden Tweet.
Anleger setzten insbesondere in den Jahren 2007 bis 2012 stark auf sinkende Kurse. In diese Zeitperiode fällt das Platzen der Blase am US-Immobilienmarkt, die anschließende Finanzkrise und die erste Phase der Erholung ab März 2009. Bereits vor dem Platzen der Blase war damals das Short Interest stark angestiegen. Die erste Phase der Krise führte dann zu einem weiteren Anstieg der Short-Positionierungen. Der Extremwert beim Short Interest wurde dann allerdings erst 2011 erreicht. Offenbar trauten viele Anleger der Erholung nicht und rechneten 2011, nachdem sich der Markt wieder recht deutlich erholt hatte, mit einer Rückkehr der Krise. Genau dazu kam es nicht und der anschließende Bullenmarkt bis heute dürfte in die Geschichte eingehen.
Betrachtet man allerdings das Short Interest im Verhältnis zum ausstehenden Volumen (und nicht als absoluten Wert), wurde das Hoch tatsächlich bereits 2007 und damit vor der Finanzkrise erreicht.
Was bedeutet nun das aktuell so niedrige Short Interest? Prinzipiell sind zwei Möglichkeiten denkbar:
- Interpretation 1: Die Anleger wetten nicht mehr auf fallende Kurse, weil sie mit einer Fortsetzung des Bullenmarktes rechnen. Sie schätzen aktuell das Risiko fallender Kurse als deutlich niedriger ein als vor der Finanzkrise, als beim Short Interest ein Maximalwert erreicht wurde. Wie das Hoch beim Short Interest vor der Finanzkrise zeigt, lagen die Anleger damals mit ihrer Einschätzung gar nicht falsch. Bereits vor der Finanzkrise stieg das Short Interest deutlich an und erreichte dann während der Krise ein Hoch. Solange das Short Interest nicht wieder ansteigt, sind Anleger gut beraten, weiter mit steigenden Kursen am Gesamtmarkt zu rechnen.
- Interpretation 2: Die Anleger rechnen nicht mehr mit fallenden Kursen, weil sie sich während des langen Bullenmarktes mit Short-Positionen immer wieder die Finger verbrannt (und viel Geld verloren) haben. Das bedeutet nicht, dass das Risiko fallender Kurse wirklich gering ist, sondern nur, dass aktuell niemand mehr darauf wetten will. Die Marktteilnehmer zeichnen sich aktuell durch eine hohe Selbstgefälligkeit aus und übersehen die zahlreichen Risiken, die für den Gesamtmarkt unzweifelhaft bestehen.
Zum Befund der extrem niedrigen Short-Positionen bei den Aktien-ETFs passt auch, dass die Short-Positionen auf den Volatilitätsindex VIX so hoch sind wie nie zuvor. Da die Volatilität in der Regel ansteigt, wenn die Kurse fallen, bedeuten rekordhohe Short-Positionen auf den VIX ebenfalls, dass die Anleger aktuell nicht mit einem Kursrutsch rechnen. Auch das hilft aktuell aber nicht unbedingt weiter, um zwischen den beiden oben genannten Interpretationen zu unterscheiden.
Was also steht überhaupt fest? Tatsache ist, dass Anleger aktuell kaum noch Short-Positionen eingehen wollen. Das Tief beim Short Interest fällt sogar zusammen mit einem neuen Allzeithoch im S&P 500 und im Nasdaq 100. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Insofern wäre es sicher nicht völlig abwegig, wenn die geringe Short-Bereitschaft der Anleger ein neues Hoch andeuten würde. Das Jahr 2007 zeigt allerdings das Gegenteil: Damals wetteten die Anleger tatsächlich in großem Umfang auf fallende Kurse und behielten Recht. Klar ist: Man sollte das Short Interest im Auge behalten. Denn sollte sich hier ein sprunghafter Anstieg zeigen, könnte das sehr wohl ein Warnsignal erster Güte sein.
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S+P 500: RSI über 70, Momentum und MACD bestätigen den Anstieg nicht mehr. Allerdings, in einer Übertreibungsphase kann es noch weiter steigen. Experte: Die Erfahrung lehrt, das eine solche Rally auch im Staus der Übertreibung längere Zeit anhalten kann. Jo Freunde, deshalb gibts Experten. :-)
Verschiedene Seiten rufen 3200 im S+P als Übertreibungsziel aus, maximal. Na dann, schaun mer mal.
wenn niemand mehr short gehen will wird es ja höchste Zeit es zu tun
Natürlich wird es im zweiten Halbjahr explodieren 😜
Freiwillige vortreten....übrigens, Liliputaner sind immer short....😀
Aktien Shorts entfallen überwiegend auf Hedge Fonds; Private Investoren spielen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Stillhalter sind institutionelle Anleger, die hierdurch Prämien kassieren. Soviel zum Thema "Wer steckt dahinter".
Die Hedgefonds haben sich in den vergangenen 10 Jahren mit ihren Shorts eine blutige Nase geholt. Die glauben wohl nicht mehr an fallende Kurse.
Doch was macht der Markt in der Zukunft. Nach meinem Dafürhalten ist das Short Interest nicht wirklich ein Indikator für eine Trendbestimmung in der Zukunft.
Der antizipierende short ist gerade auch kein Mittel der Wahl