Kommentar
09:14 Uhr, 06.11.2014

Achtung: Historischer Moment für die gesamte Welt!

In diesen Monaten ist es soweit: die Welt verändert sich radikal und sie ist darauf nicht eingestellt.

Lange Zeit wurde das starke Bevölkerungswachstum in der Welt als Problem angesehen. Anfang der 60er Jahre lag es zeitweise bei über 2%. Auch der Rückgang auf 1,5% Mitte der 90er Jahre wurde nicht als nachhaltig betrachtet. Ob 2% oder 1,5%, beides klingt nach wenig. Wie beim Zinseszins ist die Periode ausschlaggebend, die man betrachtet. Seit 1962 hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Bleibt es beim aktuellen Wachstum, dann hat sich die Bevölkerung bis 2065 noch einmal verdoppelt.

Seit Jahren gibt es Debatten darüber,wie viele Menschen die Welt verträgt, sprich, wie viele Menschen die Welt ernähren kann bzw. wie viele Menschen einen gewissen Lebensstandard haben können. Einige gehen soweit zu sagen, dass wir bereits jetzt das dreifache einer nachhaltigen Weltbevölkerung haben. Persönlich sehe ich das nicht so. Es ist aber alles eine Frage der Perspektive. Würde man alle Menschen von heute auf morgen auf den Lebensstandard der USA heben, dann bräuchte es viel mehr Ressourcen als zur Verfügung stehen. Es wird geschätzt, dass es fünf Erden bräuchte, um alle 7 Mrd. Menschen den US Standard bieten zu können. Wie wir wissen, ist der US Lebensstandard auch nicht das Maß aller Dinge. 20% der Bevölkerung leben in Armut.

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So gesehen ist es gut, dass sich das Bevölkerungswachstum weiter abschwächt. Einerseits kann die Welt dann längere Zeit ihren Wachstumskurs (im wirtschaftlichen Sinne) fortsetzen. Anderseits bringt die Verlangsamung große Probleme mit sich. Was das für Länder wie China bedeutet habe ich bereits beschrieben. Das Problem ist für die Welt als Ganzes kein anderes. Die Bevölkerungspyramide verändert sich stark. Grafik 2 zeigt das. Die Pyramide ist hier keine Pyramide, sondern zeigt die gleichen Daten in etwas anderer Form. Die horizontale Achse zeigt die Altersgruppen, die vertikale Achse zeigt die Anzahl an Personen in dieser Gruppe. Bis zum Jahr 2000 sind die Kurven alle recht ähnlich, sie haben sich lediglich nach oben verschoben. Es wurden mehr Kinder geboren. Damit haben sich alle Altersgruppen ein wenige nach oben verschoben. In der aktuellen Kurve (2010) zeigt sich ein neues Phänomen. Es befinden sich mehr Personen in der Altersgruppe von 20 bis 24 als in der Gruppe der 15 bis 19 Jährigen, der 10 bis 14 Jährigen oder der 5 bis 9 Jährigen.

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Im Moment ist der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung damit am größten – weltweit. Das ist positiv, weil heute der Anteil der arbeitenden Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung am größten ist. Wer arbeitet, hat so viel Geld zur freien Verfügung wie noch nie, weil weniger Junge und Alte unterstützt werden müssen. Auf jede Person unter 20 und über 65 kommen 1,35 arbeitsfähige Personen. Theoretisch sollte damit der Wohlstand im Moment am größten sein. Die Rechnung berücksichtigt keine Arbeitslosigkeit. Das muss ich der Vollständigkeit halber anmerken.

Das Verhältnis von arbeitsfähiger zu nicht-arbeitsfähiger Bevölkerung wird durch die „Dependency Ratio“ ausgedrückt. Es zeigt das Abhängigkeitsverhältnis von nicht arbeitender von der arbeitenden Bevölkerung. Für die Welt liegt das Verhältnis derzeit bei ungefähr 74%. Auf 100 arbeitende Personen kommen 74 nicht arbeitende.

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Das ist der tiefste Stand, den die Welt je erlebt hat. Ab jetzt geht es nur noch bergab. Die Babyboomer gehen so langsam in Rente. Der Abhängigkeitsgrad steigt dadurch. Die Belastung der arbeitenden Bevölkerung wird mit höherem Abhängigkeitsgrad immer größer, weil immer weniger arbeitende Personen immer mehr Rentner unterstützen müssen. Das nimmt über die Jahre immer mehr des verfügbaren Einkommens.

Den genauen Verlauf kann niemand vorhersehen. In der wahrscheinlichsten Variante wird es 2050 pro Erwerbstätigen eine nicht erwerbstätige Person geben. Kommt es so, dann wird diese Entwicklung das jährliche Weltwirtschaftswachstum um 0,2 bis 0,5% senken. Die ganz große Boomphase scheint vorbei und auf die Folgen für die Sozialsysteme scheint eigentlich kein Land vorbereitet zu sein. Unter anderem sind viele Notenbank sehr besorgt über die niedrige Inflation. Inflation ist ein Nachfragephänomen und bei der demographischen Entwicklung, die wir weltweit sehen, muss man eigentlich von einer strukturell bedingten niedrigen Inflationsrate auf Jahre hinaus ausgehen.

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12 Kommentare

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  • Schtonk
    Schtonk

    Eine sehr kluge Analyse, wie ich meine. Alle Kommentatoren hier sind Ihnen weder intellektuell noch argumentativ geachsen. So ist die (westliche) Welt: jeder findet eben seinen Platz (,den er verdient).

    12:32 Uhr, 10.11.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    ​Herr Schmale, wenn ich die Bevölkerungsdichte in die Arena schmeisse, stellt sich damit die Frage, wer von uns ist zuviel auf dieser eigentlichen schönen Erde? Sie, ich, mein Nachbar, Ihre Redaktion? Wobei die USA gegen die Überbevölkerung durchaus engagiert ist. Wird´s zuviel, wird das Land halt in Grund und Boden geschossen. Quasi zurück in die Steinzeit. Ok, Problem erledigt.

    Und wie definieren Sie Armut? Für mich sind die Menschen arm, die an ihrem Apple-Gerät hängen, den Status der vermeintlichen Wichtigkeit über das Auto/Haus/Yacht definieren, selbst aber nicht in der Lage sind, mit Wasser, Mehl und Salz etwas anzufangen. Es ist für mich arm, wenn trotz nachweislicher Spionage von Fatzebook, die Plattform in allen Medien quasi kostenfrei beworben wird, und die Menschen scharenweise dort hin strömen. Dies ist eine Armut des Geistes. Aus meiner Sicht.

    Denken Sie mal über den Begriff "Arm" nach. Sind die Buschvölker in Afrika wirklich arm?

    Wissen Sie eigentlich, wieviele Leute sich von einem ca. 100 m² Garten ernähren können? Natürlich nur, wenn ich den „Dreck" von Monsanto nicht verwende. Die Ernährung der Weltbevölkerung ist überhaupt kein Problem. Wir machen aber eines daraus.

    Schreiben Sie bitte nicht einfach nur irgendwo ab, weil Ihr Chefredakteur Ihnen das empfohlen hat. Drehen Sie den Artikel einmal komplett rum, und machen mehr Fragezeichen.

    11:20 Uhr, 07.11.2014
  • student
    student

    Würde man den technologischen Fortschritt auch in die wenig entwickelten Länder bringen, es könnten ohne Probleme 14 Milliarden Menschen mit ausreichend Nahrung und aufbereitetem Wasser versorgt werden. Aber man führt lieber Kriege mit Krediten und Waffen, um sich an der absolutistischen Macht zu ergötzen.

    Der Club of Rome beschwor schon in den 60er Jahren die "Grenzen des Wachstums", die neoliberale Denkkultur geht in genau dieselbe Richtung, 500 Mio Menschen erachtet man als ausreichend, der "Überschuß" wird mit liberalen Methoden langsam aber sicher reduziert. Das ist auch der Grund, warum man so darauf erpicht ist, die Grenzen der EU immer weiter zu ziehen. Ein technologischer und sozialer Aufschwung in diesen Ländern ist nicht erwünscht.

    Dazu gehört die bewußte Überschuldung der Länder, um ihnen ein mörderisches Spardiktat aufzuzwingen: Demontage der Sozialsysteme, Kürzung der Renten, Enteignung der Sparguthaben, Verschlechterung der Bildung, Schließung von Krankenhäusern, Entlassungen von Arbeitern und hohe Arbeitslosigkeit gerade bei der jungen Generation verknüpft mit einem medialen Kulturpessimismus bereitet dieser Ideologie den Weg.

    Die EZB und die FED starten keine Konjunkturprogramme, sondern kaufen wertlose Altschulden auf und belasten damit den Steuerzahler. Das wirkt wie ein Katalysator und macht durch unproduktive Rettungspakete und Hilfszahlungen auch reiche Länder wie Deutschland arm und abhängig von den Geldgebern.

    Da ist die Bevölkerung machtlos, solange sie die Beweggründe der eigentlich regierenden Schicht nicht erkennt. Würde sie das erkennen, hätten sie einen triftigen Grund und ein klares Ziel, um die bestehenden VErhältnisse zu verändern und eine technologische Revolution zu entfachen.

    Wie Henry Ford schon sagte:

    "It is well enough that people of the nation do not understand our banking and monetary system, for if they did, I believe there would be a revolution before tomorrow morning.

    If money is your hope for independence, you will never have it. The only real security that a man can have in this world is a reserve of knowledge, experience and ability.”

    18:35 Uhr, 06.11.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Protheus
    Protheus

    Der Artikel ist Blödsinn, weil es nicht um die Anzahl der arbeitenden Menschen geht, sondern um die Produktivität dieser.

    Früher haben zig Leute ein Feld bewirtschaftet, heute bewirtschaftet eine Person zig Felder.

    Wir müssen uns in Zukunft eher Gedanken machen, wie es genügend Arbeit für die Menschen geben kann, sodass man sich nicht nutzlos bzw. von der Gesellschaft abhängig fühlt. Die Gesellschaften rund um den Globus haben hier noch große Entwicklungen vor sich.​

    13:40 Uhr, 06.11.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Die Prognosen zur „Dependency Ratio“ bis ins Jahr 2100 halte ich für wenig realistisch, da die weitere Entwicklung der Menschheit vom menschlichen Verhalten bestimmt wird, welches prinzipiell nicht vorhersehbar ist.

    Inflation ist auch kein Nachfragephänomen, sondern ein monetäres Phänomen. Bei gleich bleibender Geldmenge und schrumpfender Bevölkerung, hat der Einzelne nominal mehr Geld. Wenn diese Menschen ihre Verhalten bezüglich der Verwendung ihrer Mittel beibehalten, kommt es weder zur Deflation noch zur Inflation.

    Erinnert sei hier an Folgendes: Was ist, wenn die Geldmenge konstant bliebe, also keinerlei Geldschöpfung erfolgen würde? Dann könnte die Nachfrage nur steigen, wenn die Preise fallen. Das ist dann der Fall, wenn die Produktivität steigt. Bei gleichbleibender Geldmenge gäbe es also keine Inflation und dennoch könnte die Nachfrage steigen. Damit ist letztlich bewiesen, dass Inflation einzig und allein ein monetäres Phänomen ist.

    10:49 Uhr, 06.11.2014
  • jurist
    jurist

    ​Die Datenlage ist zweifellos richtig. Allerdings sind die Schlussfolgerungen nicht zwingend. Eine "Bevölkerungspyramide" ist das Zeichen eines unterentwickelten Landes, z.B. Ägypten. Es werden viele Kinder geboren, in allen Altersklassen sterben sehr viele und nur wenige werden wirklich alt.

    Entwickelte Länder zeiegn eine mehr oder weniger ausgeprägte Säule, seit einigen Jahren mit leicht schrumpfender Basis, z.B. die Schweiz. Dies bedeutet lediglich, dass im Prinzip jeder Mensch im Laufe seines beruflichen Lebens soviel Geld verdienen muss, dass er sowohl sein Leben vor dem Eintritt ins Berufsleben, als auch die Zeit danach finanzieren kann.

    Dies ist lediglich eine Frage einer steigenden Produktivität. Deshalb funktioniert unser System heute noch und deshalb müssen wir unsere Energie auch zukünftig darauf verwenden!

    10:06 Uhr, 06.11.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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