Kommentar
11:26 Uhr, 23.11.2022

Abwarten und Kaffee trinken

An den Aktienmärkten ist derzeit wenig los. Das ist zum einen einer dünnen Nachrichtenlage, zum anderen der bevorstehenden Feiertagsperiode (Thanksgiving) geschuldet. Spannender ist die Lage dagegen bei manchen Rohstoffen.

Erwähnte Instrumente

  • Kaffee - WKN: A0G9EZ - ISIN: US6289851031 - Kurs: 166,14 US¢/lb (ARIVA Indikation)
  • Multi Fee Tracker auf Kaffee NYBOT Rolling - WKN: SN2G9D - ISIN: DE000SN2G9D6 - Kurs: 7,600 € (Société Générale)
  • Faktor 4.0x Long Optionsschein auf S&P/GSCI Coffee ER - Kurs: 1,230 € (Morgan Stanley)

Zum Beispiel bei Kaffee. Hier gab es im Oktober einen Kursrückgang um mehr als 20 %. Einen größeren Monatsverlust gab es nur während der Corona-Pandemie und einen ähnlich großen davor 2008:

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Die Gründe für die Preisschwäche

Bei der Suche nach dem Grund für den Preiseinbruch wird oft auf Brasilien verwiesen, den größten Kaffeeproduzenten der Welt für die Sorte Arabica. Hier gab es in diesem Jahr eine gute Ernte, und auch für das nächste Jahr wird anhand der Blüte mit einer großen Ausbeute gerechnet. Die Märkte preisen also offenbar ein Überangebot ein.

Zudem wird geargwöhnt, dass Brasilien seine Produktionsmengen zu niedrig ansetzt, um die Preise hoch zu halten. So sind die offiziellen Produktionszahlen niedriger als die Summe aus Exporten und lokalem Verbrauch. Daher schwanken die Angaben über die brasilianische Kaffeeproduktion für 2022 zwischen 50,4 Mio. Säcken (à 60 kg) – die offizielle Zahl – und 64,3 Mio. Säcken laut Marktbeobachtern.

Allerdings können die Erträge je nach Wetter auch schlechter ausfallen, zum Beispiel aufgrund des bekannten La Niña-Phänomens, das die Ernte oft durch zu viel Regen beeinträchtigt.

Starke Kurseinbrüche führen zu starken Gegenreaktionen

Wie auch immer – statistisch und saisonal sind in nächster Zeit steigende Kurse wahrscheinlich. So entwickelte sich der Kaffeepreis nach ähnlichen Rückschlägen wie im Oktober 2022 wie folgt:

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Quellen: eigene Berechnung und Darstellung nach Daten von VWD

In der überwiegenden Zahl der Fälle stieg der Kaffeepreis innerhalb von einem bis sechs Monaten nach einem solchen Einbruch wieder. Dabei war die durchschnittliche Performance stets positiv. Bei einem Anstieg winkten kräftige Kursgewinne.

Die saisonal starke Phase für Kaffee hat begonnen

Ein solches Szenario ist auch diesmal wahrscheinlich, denn Kaffee ist seit Oktober in seiner saisonal starken Phase:

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Quellen: MarketMaker mit Daten von VWD, eigene Berechnungen

Obwohl die Kursausschläge in diesem Jahr deutlich größer waren als im Durchschnittsverlauf, passt der Verlauf insgesamt recht gut zum durchschnittlichen Saisonverlauf. Das gilt auch für den Kursrutsch seit September.

An den Terminmärkten hält der Bärenmarkt noch an

Die positive Phase scheint aber diesmal später einzusetzen, und eine Umkehr ist noch nicht erkennbar. Daher muss man sich mit Long-Positionen nicht beeilen, zumal auch die Positionierung an den Terminmärkten laut den COT-Daten (COT = Commitment of Traders) vorerst darauf hindeutet, dass die Preisschwäche anhält: Die Commercials, also die Kaffeeproduzenten bzw. -verarbeiter, sichern sich aktuell gegen weiter steigende Preise ab – die Nettopositionen überwanden kürzlich erst die Nulllinie.

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Quellen: MarketMaker mit Daten von VWD, CFTC, eigene Berechnungen

Die Commercials sind jetzt also „netto long“. Das heißt, dass vor allem die Kaffee-Einkäufer die niedrigen Preise zunehmend hedgen, während die Produzenten ihre Short-Positionen weiterlaufen lassen bzw. nach der Ernte aufgelöst haben. Wie der Chart zeigt, bewegt sich der Preis gegenläufig zur Positionierung der Commercials. Erst, wenn die rote Kurve nach unten dreht, sollte der Kurs nach oben drehen.

Der Long-Einstieg kommt erst noch

Der Kaffeepreis steckt also noch tief im Bärenmarkt. Das zeigen auch die bullishen und bearishen Phasen im Chart, die sich aus den COT-Daten ableiten lassen. Doch die Lage kann sich schnell ändern. Dann kann man auf einen länger steigenden Preis setzen – denn die saisonal starke Phase geht bis März, also bis wenige Wochen vor Erntebeginn.

Den zu erwartenden Preisschub können konservative Anleger gut mit einem Index-Zertifikat (WKN SN2G9D) mitnehmen. Deutlich aggressiver ist ein Faktor-Zertifikat (WKN MD0BPC) mit einem Faktor von 4. Bis dahin kann man noch abwarten die eine oder andere Tasse guten Kaffee trinken…

Erwähnte Wertpapiere:

  • Kaffee-Preis (WKN A0G9EZ)
  • OPEN END ROHSTOFF ZERTIFIKAT AUF COFFEE FUTURE (WKN SN2G9D)
  • Faktor-Optionsschein | 4,00 | Long | Coffee GSCI (WKN MD0BPC)

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der stock3 AG in einer Geschäftsbeziehung stehen.

Bitte beachte: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

Offenlegung der Chefredaktion der stock3 AG wegen möglicher Interessenkonflikte

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Torsten Ewert
Torsten Ewert
Experte für langfristige Geldanlage

Torsten Ewert hat nach dem legendären Crash von 1987 die Welt der Börse für sich entdeckt – und nach und nach alle Möglichkeiten ausprobiert, die sich engagierten Privatanlegern im Lauf der Jahre anboten: Zunächst neben Aktien also vor allem Hebelprodukte, wie Optionsscheine und Zertifikate, später dann auch Futures, Optionen und CFDs. Seit inzwischen mehr als 15 Jahren arbeitet er erfolgreich als hauptberuflicher Trader, hauptsächlich mit Aktien und Aktienoptionen. Torsten Ewert macht seinen reichen Erfahrungsschatz auch anderen Anlegern zugänglich. So betreut er seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zwei Börsenbriefe für langfristige, strategische Geldanlagen, die sich nach wie vor hoher Wertschätzung durch seine Leserinnen und Leser erfreuen. Darüber hinaus gibt Torsten Ewert auch Seminare und hält Vorträge zu verschiedenen Börsenthemen. Bei stock3 wird Torsten Ewert sein geballtes Wissen als Trademate mitbringen und im Service das Depot Supertrend-Aktien führen.

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