Kommentar
16:45 Uhr, 27.11.2021

Ab jetzt könnt ihr mich "Mr. DOOM" nennen! Droht eine Wiederholung des großen Millenium-Crashs von 2000-2003?

Es laufen derzeit einfach schon zu lange viel zu viele Dinge vollends aus dem Ruder als dass die Aktienmärkte dies noch ewig ignorieren könnten. Solche Situationen sind auf Dauer aussichtslos und entladen sich früher oder später immer in einem Finanzmarkt-Crash, weil einfach nichts anderes übrig bleiben wird.

Viele "alte Hasen", die sich bereits seit einer Zeit mit Börse und Aktienhandel befassen, in der man Orders noch zum Teil per Fax oder telefonisch aufgegeben hat und man Glück hatte, wenn der Filialleiter einer Bank solche Orders dann schon bis zum Mittag und nicht erst zum Ende eines Handelstages weitergeleitet hat, packen sich schon seit geraumer Zeit an den Kopf, ob der Umtriebe, die wir in den letzten Jahren gesehen haben.

  • Die Börsenmärkte sind in gewissem Sinne pervertiert worden, Dinge wie Negativ-Zinsen oder temporär im Minus notierende Notierungen auf WTI-Öl-Futures konnte sich im Prinzip kaum jemand jemals vorstellen, ebenso wenig rein virtuelle praktisch aus dem Nichts geschaffene Währungen, bis all das dann plötzlich einfach da gewesen ist.
  • Aber es kommt ja noch vieles mehr dazu, denn seit geraumer Zeit wird versucht, bislang als eher unumstößlich und auch bewiesen geltende Finanz-Theorien, die sich in der Praxis bislang stets bewährt hatten, einfach über den Haufen zu werfen und dazu passend, einfach neue zu erfinden wie zum Beispiel eine "Modern Monetary Theory", welche irgendwo in den Tiefen des "Chartalismus" (das hat nichts mit dem Interpretieren von Börsen-Charts zu tun!) und der "Functional Finance" ihren Ursprung hat und die im Kern davon ausgeht, dass Geld vom Staat geschaffen wird, was er als gesetzliches Zahlungsmittel deklariert und solch eine Währung im Prinzip einen "Wert" dadurch bekommen soll, weil ein Staat die Macht hat, Steuern zu erheben, die in dieser Währung aufzubringen sind und das Regierungen in die nationale und globale Wirtschaft eingreifen müssten, weil dieseVolkswirtschaften nicht selbstregulierend seien. Beschäftigt man sich näher mit diesen Theorien, kann man schnell die gewissen dahinter stehende Tendenzen ausmachen.
  • Das möchte ich aber an dieser Stelle nicht über Gebühr bewerten, dennoch muss man sich darüber im Klaren sein, dass man Kausalitäten nicht einfach dadurch aufhalten kann, indem man sie schlichtweg ignoriert. Mithin beschäftigen und beschäftigten sich ja schon die Philosophen seit Sokrates und Platon (also seit über 2.000 Jahren) damit, was die Prinzipien von Ursache und Wirkung sind. Viele Dinge mit denen sich die Aktienmärkte und Weltwirtschaften konfrontiert sehen, sind letztlich zu einem nicht unerheblichen Teil auch dem so genannten "Nixon-Schock" zuzuschreiben, nämlich dem Umstand, dass der damalige US-Präsident Richard Nixon, im Sommer 1971 den Goldstandard und somit die Verpflichtung Dollar in Gold zu tauschen aufkündigte und dadurch das Bretton-Woods-System aushebelte. Grob kann und muss man festhalten, dass seither weltweit (bis auf wenige Ausnahmen) die Zinsen dauerhaft im Sinkflug sind. Jährliche Renditen für Staatsanleihen sanken von einst moderat zweistellig auf inzwischen Werte von um und unter Null! Parallel stieg und steigt die Staatsverschuldung prinzipiell Jahr um Jahr weiter massiv an. Während es früher dabei noch so eine Art Schamgrenze bei maximal ca. 100 % des Bruttoinlandsproduktes eines Landes/Wirtschaftsraums gegeben hat, gibt es immer mehr Länder, die an oder deutlich über diesen Werten liegen - und die Tendenz ist steigend, weil neben den Guthabenzinsen natürlich auch die dadurch gefallenen niedrigen Kreditzinsen eine sehr hohe Verschuldung ja fast schon attraktiv werden lassen - Geld kostet ja nichts mehr.

Doch zurück zum eigentlichen Thema, ich bin zwar kein ausgebildeter Ökonom (gerne von mir leicht despektierlich "Fundi" genannt), doch gehe ich mit offenen Augen durchs (Börsen)Leben und wenn man das macht, dann findet man halt auffällig viele Parallelen zu der Zeit rund um die Jahrtausendwende:

  • Damals wie heute gab und gibt es so etwas wie eine "New Economy", die zahlreiche neue und interessierte Anleger an die Börsen geholt hat - früher waren es "Neuer Markt" und Nasdaq - heute in großem Maß der Siegeszug der Kryptowährungen. Beiden gemeinsam ist damals wie heute das Motto: "High risk, high chance" - hohe Risiken stehen hohen Renditen gegenüber, beides weckt die Ur-Prinzipien, nach denen Börse seit jeher funktioniert: Gier und die Angst irgendetwas zu verpassen (neumodisch: FOMO = fear of missing out)!
  • Damals wie heute waren es die ersten Mutigen, denen zunächst "die Welt gehörte" und die schnelle Kursgewinne erzielen konnten, bis hin zu dem Umstand, dadurch echte Vermögen in relativ kurzer Zeit mit wenig Aufwand und nur etwas Mut angehäuft zu haben. Damals wie heute gehörte es dazu, seinen Luxus auch in Form schneller Sportwagen und teurer Uhren zu zeigen, heute ist es zwar eher ein LamBORGhini (nein ich bin leider nicht verwandt) statt eines Porsches oder Ferraris, doch das Prinzip dahinter bleibt dasselbe.
  • Damals wie heute gab es gigantische Veränderungen in der Finanzindustrie. Die schnöde Filialbank vor Ort, die (abgerechnet wird zum Kassa) oftmals nur einmal am Tag ihre Börsenorders nach Frankfurt übermittelte und sich dafür gerne fürstlich entlohnen ließ, bekam plötzlich erhebliche Konkurrenz durch so genannte Online-Broker, die es ermöglichten, dass einfache Kunden -also klassische "Retail-Trader"- plötzlich selbständig (und zu deutlich günstigeren Konditionen als zuvor) an diversen Börsenplätzen ihre Orders einstellen konnten und sogar gegen moderates Entgelt Einsicht in die Orderbücher (Markttiefe) erhielten. Diese damaligen Online-Broker verlieren heute nun ihrerseits viele ihrer Kunden an die wie Pilze aus dem Boden schießenden "low cost"-Broker und Krypto-Börsenplätze oder müssen dadurch erhebliche Abstriche in ihrem Neukundengeschäft also beim Wachstum machen.
  • Damals wie heute entstand also eine erhöhte Nachfrage durch Menschen, die neu an die Börsenplätze dieser Welt gespült worden sind. Doch etwas anders ist der Umstand, dass es heute sehr viele vor allem junge Menschen sind, die einen ganz anderen Ansatz hegen, nämlich die Langfrist-Anlage zur Altersvorsorge in Form von zumeist monatlich ausgeführten ETF-Sparplänen, also eine Art Dauer-HODL, nur mit Aktien. Je mehr neues, frisches und vor allem unerfahrenes Kapital aber an die Märkte strömt, desto größer wird aber die Gefahr, dass dieses Geld irgendwie "vernichtet" werden muss (wirklich vernichtet wird es ja nicht, es bekommt ja im Prinzip nur jemand anderes). Es ist schließlich ein immer währender Vorgang, dass wenn in irgendeine Assetklasse zu viel Geld strömt, es irgendwann zum Ausbilden einer Blase kommt, die letztlich nicht anders kann als zu platzen.
  • Damals wie heute gab es weltweit eine Art Massen-Hysterie und große Angst. Rund um den Jahreswechsel 1999/2000, der ja zugleich ein Jahrtausend-Wechsel gewesen ist, ging die Angst vor dem so genannten Y2K-Crash um, man fürchtete, dass zahllose Computer mit der Umstellung auf ein neues Jahrtausend ab 31.12.1999 0:00 Uhr ihren Dienst teilweise oder gar ganz versagen würden ("Millenium-Bug"). Horror-Szenarien von deswegen abstürzenden Flugzeugen oder dem Ausfallen von lebenswichtigen Apparaten auf Intensiv-Stationen wurden genauso ausgemalt, wie ein mögliches Verkehrschaos durch den Ausfall von Ampeln, die nicht mehr vorhandene Verfügbarkeit von Bargeld, weil die Geldautomaten nicht mehr gehen könnten und natürlich last not least der dazugehörige obligatorische Börsencrash.

Geschichte wiederholt sich schließlich - nicht immer gleich doch oftmals ähnlich. Dabei hatte man doch zuvor an den Börsen 1997/1998 noch die Asien- und Russlandkrise meistern müssen, welche (oh Wunder) durch eine Kreditblase und Währungskrise hervorgerufen worden waren, so ein Zufall aber auch. Die Börsen reagierten bereits ein paar Wochen vor dem Jahresende 1999 vor allem in Deutschland mit starken Kursanstiegen, welche vorab die Ängste als unbegründet bestätigten. Auch damals konnten viele nicht verstehen, wieso der DAX denn einfach auf neue Hochs steigen konnten, wo doch kurzfristig schlimme Dinge drohen sollten. Als diese dann ausblieben, legten die Kurse den finalen Gang ein und schoben zu einer letzten Übertreibung den Index auf einen neuen Höchststand, welcher vor allem im Dax in der Folge für rund 13 Jahre nicht mehr erreicht werden sollte.

In Sachen Crash galt dann aber die Devise aufgeschoben ist nicht aufgehoben, nur wenige später startete im Frühjahr 2000 eine beispiellose Baisse, in deren Folge der Dax fast 3/4 an Wert verloren hat und von einem Indexstand von zuvor bei über 8.000 wieder zurück auf bis fast 2.000 Punkte fallen musste, bevor sich ein Boden ausbilden konnte. Den Dow Jones erwischte es (zunächst) zwar nur halb so schlimm, doch ein Index wie der Nasdaq100 sollte gar binnen ca. zweieinhalb Jahren rund 83,50 % Kursverluste einfahren. Diese Dinge sind nun rund 20 Jahre her und insbesondere der großen Schar an Anlegern sicherlich weder bewusst noch präsent. Diese agiert an der Börse nach dem Motto: "Die Kurse steigen ja auf Dauer eh immer", damit liegen sie sicher richtig, doch mag sich jeder Anleger, der bereits seit den späten 90er Jahren oder noch länger an der Börse agiert, die Frage stellen, wie hoch die damaligen Verluste erst werden mussten, bis man sich eingestehen musste, dass Kurse eben nicht eine permanente Berechtigung zum Steigen haben? Wer hat damals denn nicht zum Teil sein gesamtes Vermögen verloren oder zumindest den größten Teil davon? Wer hatte nicht anschließend und währenddessen von Aktien und Börse die Schnauze gestrichen voll und diesen auf immer oder bis nach dem Ende der Lehman-Krise 2008-2009 den Rücken gekehrt? Ich fürchte, dies Art der Erfahrung steht den vielen Börsenneulingen der letzten 3-4 Jahre in Zukunft noch schmerzhaft bevor und damals wie heute, wird nur ein Bruchteil der Anleger am Ende als Gewinner dastehen können.

Isoliert man das Corona-Kursgeschehen heraus und vergleicht es mit der Vergangenheit, so haben wir vermutlich in diesem Jahr die damaligen Russland- und Asienkrisen, sowie den Y2K-Bug überstanden, um neue Hochs zu erreichen. Uns stehen dann aber noch 9/11, der Irakkrieg und die Lehman-Krise in den kommenden Jahren bevor (also bildlich gesprochen, die Krisen werden andere sein und andere Namen tragen, wie Corona-Krise oder wie Rezession, Inflation oder Stagflation oder alles drei davon, von kriegerischen Auseinandersetzungen bleiben wir hoffentlich verschont). Eine weitere Parallele, die sich gerade abzeichnen könnte, ist der Aufstieg des €uro. Auch das mögen sich Menschen, die in einer Zeit des weichen €uro an der Börse domestiziert worden sind, nicht so recht vorstellen können aber von seinem Tief im Jahr 2000 stieg das Währungspaar wie Phoenix aus der Asche und verdoppelte sich bis zum Jahr 2008 fast in seinem Wert gegenüber der US-Währung, ein Umstand, der die damaligen Kursverluste europäischer Anleger bei US-Aktien noch dramatischer hat werden lassen!

Fazit: Es laufen derzeit einfach schon zu lange viel zu viele Dinge vollends aus dem Ruder als dass die Aktienmärkte dies noch ewig ignorieren könnten. Abseits der Corona-Problematik gibt es weltweit einfach so viele "Baustellen", da reicht hier im Artikel gar nicht der Platz dazu, diese alle aufzuzählen. Solche Situationen sind auf Dauer aussichtslos und entladen sich früher oder später immer in einem Finanzmarkt-Crash, weil einfach nichts anderes als ultima ratio übrig bleiben wird, denn es sind immer die wirtschaftlichen Zwänge, die die politischen Entscheidungsträger zur Vernunft (oder aus dem Amt) drängen werden und kein Druck ist so groß, wie ein Börsencrash, weil vielfach leider reales und echtes Elend damit einhergeht und nicht nur das schnöde Verbrennen von Kapital, sei es real oder als Buchverlust. Betrachtet man sich die Chartsituation, scheint ein solches Szenario allmählich in Gang kommen zu wollen. Ob es am Ende wirklich zu solch dramatischen Kursverlusten wie 2000-2003 oder 2008-2009 kommen wird, kann man derzeit logischer Weise noch nicht präferieren, es ist aber auch nicht auszuschließen. Hier sind dann die Chartisten und Fundamental-Analysten in den kommenden Jahren besonders gefragt, um eruieren zu können, ab wann der Markt alles oder zumindest temporär fast alles eingepreist haben könnte. Ich persönlich rechne bis zum Ende dieses Jahrzehnts eher mit einem weiterhin schwierigen bis hoch anspruchsvollen Marktumfeld, bei dem es in den nächsten Jahren weniger darum gehen dürfte, sein Kapital zu vermehren sondern mehr darum, dieses zu erhalten und zu schützen. Ich bin seit Jahren bekannt dafür, als eine Art "Perma-Bulle" angesehen zu werden, im Perma-Frost haben aber letztlich am Ende eher die Eisbären überlebt, weil sie sich am bessen anpassen konnten. Somit habe auch ich kein Problem damit, mir meine Hörner abzustreifen und stattdessen einen kuscheligen Pelz überzuwerfen, nicht einmal dann, wenn ein möglicher Crash sich nun nicht zwingend zeitnah entwickeln sollte, eher früher als später wird es dazu kommen.

In meinem Premium-Service CCB-Center-Court-Börse wird es bis Jahresende deshalb auch vorrangig darum gehen, für eine Vielzahl an Indizes aber vor allen Blue Chips aus Deutschland und Amerika charttechnisch halbwegs exakt die Zonen zu ermitteln, bis wohin solche Qualitätsaktien aus Dax, Dow, Nasdaq und Co. denn in Zukunft wohl schlimmstenfalls fallen könnten. Das Verschicken von Charts mit genau diesen Zonen hat seit heute begonnen und wird bis zu meinem üblichen Urlaub rund um Weihnachten und den Jahreswechsel und natürlich auch darüber hinaus fortgesetzt werden. Falls Sie schon immer mal damit geliebäugelt haben, im CCB reinzuschnuppern, wäre nun eventuell ein geeigneter Zeitpunkt dafür, zumal aktuell eine Rabatt-Aktion mit 30 % Black Friday-Nachlass läuft, Rabattcode: BF2021 (weitere genaue Infos: HIER KLICKEN!). Für den CCB müsst ihr dann eine Etage runterscrollen.

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  • MC500
    MC500

    Hervorragender Beitrag. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Auch ich sehe die Parallelen zu 99/2000.

    09:57 Uhr, 28.11.2021

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Über den Experten

Michael Borgmann
Michael Borgmann
Technischer Analyst und Trader

Als "Kind des Neuen Marktes" kann Michael Borgmann inzwischen auf über 25 Jahre Börsenerfahrung zurückblicken und hat dabei schon früh die Anwendung der Technischen Analyse (Charttechnik) als "Mittel zum Zweck" für sich ausgemacht. Bei seinen Analysen beschränkt er sich nicht nicht auf einzelne wenige Aspekte der Materie, sondern verfolgt einen ganzheitlichen analytischen Ansatz, indem er Candlesticks, Elliott-Wellen, Fibonaccis, die Ichimoku-Methodik und diverse andere charttechnische Hilfsmittel miteinander kombiniert. In der Summe sieht er dadurch die Technische Analyse gegenüber der Fundamental-Analyse im Vorteil, da sie tagesaktuelle Chartdaten auswerten kann und somit einen deutlichen zeitlichen Vorsprung gegenüber der Auswertung zum Beispiel veralteter Quartalszahlen hat. Seit Juli 2015 betreut Michael Borgmann den Premium-Service „Centre Court Börse” (CCB) im stock3 Terminal (vormals: Guidants).

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